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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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verlieren.«
    Â»Und warum sollte ich auch? Ich kenne die Priester und die Kirchen. In ihrer Welt gibt man viel Geld für den Glauben aus. Ich bräuchte eine Menge Goldmünzen, damit mein Sohn ebenso aufstiege wie Jean de Villiers.«
    Bei diesen Worten kam Valentine dazu. Sie befand sich in Begleitung von Properzia, die sie am Arm stützte.
    Â»Ich bin ihr unterwegs begegnet«, erklärte Letztere. »Ihr war nicht wohl.«
    Â»Gott! Was ist mir dir, mein Herz?«, fragte Alix und eilte zu ihr.
    Â»Ich weiß es nicht, ich fühle mich so schlapp, Mama. Ich habe Schweißausbrüche, und mir ist schwindelig, und dann habe ich mich auf der Straße übergeben. Nicolas wollte mich hierher begleiten, aber das wollte ich nicht. Wir haben zu viel Arbeit in der Werkstatt.«
    Â»Schwindel! Erbrechen!«, rief Alix und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Du wirst doch nicht etwa schon vor deiner Hochzeit ein Kind bekommen? Das ist … Das ist …«
    Â»Alix!«, unterbrach der Prälat eilig. »Mit derlei Vorwürfen seid Ihr schlecht beraten. Ihr müsst sie so schnell wie möglich verheiraten. Das ist alles.«
    Amüsiert beobachtete Properzia Alix.
    Â»Ja«, sagte sie, »außerdem warten die beiden doch nur darauf.«
    Â»Nein«, kreischte Valentine, »nicht ohne Mathilde! Ich werde auf keinen Fall in ihrer Abwesenheit heiraten. Ich will, dass sie dabei ist. Dass sie mir die Hand hält, wenn ich vor dem Priester ›ja‹ sage, auch wenn Ihr es seid, Bruder André.«
    Â»Valentine!«, entgegnete Alix, »du heiratest schließlich nicht deine Schwester.«
    Das junge Mädchen zuckte mit den Schultern.
    Â»Ach! Natürlich wird Nicolas auch meine Hand halten.«
    Â»Wir müssen Mathilde nur informieren«, sagte Properzia. »Willst du, dass ich nach Amboise reite, um sie zu holen?«
    Â»Ja.«
    Â»Das scheint mir etwas viel verlangt, mein Liebes«, mischte sich Alix ein. »Du kennst Mathilde. Sie ist nie da, wenn man sie braucht.«
    Â»Bei dir vielleicht, Mama. Bei mir ist das etwas anderes«, widersprach Valentine. »Sie kommt immer, wenn ich sie rufe.«
    Â»Aber du weißt, dass sie mal in Amboise, mal in Alençon ist. Sie kommt immer seltener nach Tours.«
    André trat auf sie zu und nahm ihre Hände.
    Â»Und wenn ich morgen meine erste Segnung durchführte, nähmest du das an?«
    Â»Selbstverständlich, Bruder André.«
    Â»Nun, dann machen wir es so, und wenn deine Teufelsschwester nicht vor Ende des Sommers zurückkehrt, bist du wenigstens offiziell und in angemessener Form verlobt.«
    Â»Holt Mathilde nicht, Properzia«, erklärte das junge Mädchen. »Für den Augenblick reicht die Segnung. Nicolas weiß genau, dass wir ohnehin eines Tages heiraten werden. Wenn Mathilde lange auf sich warten lässt, fahre ich selbst nach Amboise und hole sie.«
    Â»Nicolas wird dir folgen, und dann wird die Arbeit in der Werkstatt liegen bleiben.«
    Â»Ach Mama! Du weißt genau, dass ich ihn nicht brauche, um Mathilde zu holen.«
    Was sollte sie gegen diese leidenschaftliche Rede sagen? Alix kannte die häufig sinnlose, manchmal gefährliche Sturheit ihrer Zwillinge nur zu gut, diesen unbeherrschbaren Willen, der sie zueinandertrieb, wenn sie getrennt waren.
    Louis war erleichtert über die Richtung, die sein Schicksal nahm, und Bruder André zufrieden mit der Wendung der Ereignisse. So kehrte nach dem Souper Ruhe im großen Haus der Cassex ein.
    Â»Möchtest du heute Abend hier übernachten, Properzia?«
    Wenn Properzia das Abendessen mit der Familie eingenommen hatte, machte sie manchmal gern von dem Angebot Gebrauch, noch einmal in dem kleinen Zimmer zu nächtigen, das sie vor ihrem Umzug in die Werkstatt bewohnt hatte. Alix fiel allerdings auf, dass sie es in letzter Zeit immer häufiger ausschlug. Sie gab vor, ein Frühaufsteher zu sein und die Familie nicht stören zu wollen.
    Alix wusste, dass es sich um eine Ausrede handelte, die Properzia sich einzureden versuchte. In Wahrheit ertrug sie immer weniger die verliebten Blicke, mit denen Mathias seine Gattin betrachtete, wenn der Abend heranrückte. Gleich würde er sie an sich ziehen, sie in ihrem Ehebett in den Armen halten und sie vielleicht sogar besitzen, bevor sie einschliefen.
    Die Vorstellung machte Properzia wahnsinnig und verwirrte sie. Seltsame Gefühle überkamen

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