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Die goldene Königin

Die goldene Königin

Titel: Die goldene Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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zur Königsfamilie fuhr? Selbst ihr jüngerer Bruder genügte ihr offenbar nicht. Louis, der zweite Sohn von Mathias, die Frucht seiner Liebe zu Alix, war noch zu jung, um in der Werkstatt zu arbeiten. Aber wenn sie so darüber nachdachte, fragte sich Alix, ob er überhaupt später dort arbeiten wollte? Er interessierte sich anscheinend sehr für die Religion. Er beschäftigte sich ständig mit der Kirche und fragte seine Umgebung darüber aus, was Mönche, Domherren und Bischöfe taten, oder er machte sich Gedanken über die Hierarchie des Klerus.
    Louis war mit großer Freude auf der Welt empfangen worden. Damals hatte Alix einen Strich unter ihre aussichtslosen Liebschaften gezogen, die sie nur gequält hatten, und sich entschlossen, Mathias zu heiraten.
    Louis war ein ruhiges, besonnenes Kind und von großer Reife. Anders als die Zwillinge hatte er nicht unter unruhigen Zeiten gelitten, in denen Alix zwischen verschiedenen Liebhabern hin- und hergerissen war.
    Wie hatte das Gefühlsleben von Alix ausgesehen? Unstet! Verrückt! Kühn! Aber hatten diese Abenteuer sie nicht belebt, ihre Hoffnungen genährt und sie um Erfahrungen bereichert?
    Momentan fühlte sich Alix ausgeglichen, zumindest wenn die Zwillinge ihr dazu die Zeit ließen. Mathilde und Valentine waren sehr unterschiedlich und doch so eng verbunden. Sobald nur ein Sandkorn in das Getriebe ihres täglichen Lebens geriet, hielten sie fest zusammen. Sie hatten Alix’ Seele hin und wieder aufgewühlt. Entstanden aus ihrer Liebschaft mit dem Florentiner Alessandro van de Veere, den Alix in Brügge kennengelernt hatte, hatten die Zwillinge Alix’ Schicksal derart verkompliziert, dass ihr Leben mehr als einmal beinahe aus den Fugen geraten war.
    Mathias liebte die Zwillinge wie ein Vater, genau wie Alix Nicolas wie ihren eigenen Sohn behandelte. Die Familie von Alix hielt eng zusammen! Aber viele ärgerliche Kleinigkeiten störten manchmal die gute Organisation! Wie der Wunsch von Marguerite d’Angoulême, Mathilde zu erziehen und ihr die Manieren der Frauen bei Hofe beizubringen. Um diesem Wunsch zu entsprechen, den Alix ihr nicht abschlagen konnte, verlangte sie regelmäßig nach Mathilde und ließ sie nach Blois oder auf ihr Schloss nach Alençon kommen, je nachdem, wo Marguerite sich gerade aufhielt.
    Zu Alix’ großer Enttäuschung, die Mathilde lieber bei sich behalten hätte, liebte Mathilde nichts so sehr wie ihre Rolle als Begleiterin der Duchesse d’Alençon.
    So fügte Alix sich den Ansprüchen von Marguerite, obwohl ihr etwas anderes noch größere Sorgen bereitete. Seit ihrem vierten Lebensjahr war Mathilde in den französischen König verliebt! Als sie eines Tages entwischt war, hatte der gerade fünfzehnjährige François, damals noch Duc d’Angoulême, sie gefunden, auf sein Pferd gesetzt und mit nach Blois genommen. Das Mädchen hatte ihn unterhalten und hatte mit ihrem fröhlichen Kindergeplapper in die Ausrufe ihres Begleiters eingestimmt. Beeindruckt von der Heiterkeit und Selbstsicherheit des Kindes, hatte François Mathilde ein Pony versprochen und ihr versichert, ihr das Reiten beizubringen.
    Seit jenem Tag, als Mathilde den König zum ersten Mal gesehen hatte, war sie im siebten Himmel. Alle lachten über die abgöttische Liebe, die sie ihm entgegenbrachte. Sogar Königin Claude amüsierte sich über die Bewunderung, die das Mädchen für ihren Mann, den französischen König, hegte.

2.
    Alix saß an der Seite ihrer beiden Töchter und überwachte mit unverminderter Aufmerksamkeit die Arbeit von Mathilde.
    Â»Wir können Die Jungfrau und Bathseba nicht ausstellen«, sagte Pierrot, der die Werkstatt betrat, in der Nicolas und die vier Frauen arbeiteten. »Landry stellt ihn fertig, und ich habe gerade die Signatur eingewebt.«
    Ah! Die Signatur! Der berühmte Buchstabe »T«, der für die Stadt Tours stand und den Alix vor den anderen Webern aus der Touraine gewagt hatte, auf ihre ersten Teppiche zu setzen. Vor fast zwanzig Jahren! Eine Kühnheit, die den Ärger eines Webers erregt hatte, der kampfeslustiger war als die anderen und sogar so weit ging, Feuer in ihrer damaligen kleinen Werkstatt zu legen.
    Nicht weit von Alix und ihren Töchtern entfernt arbeiteten Arnaude und Tania den äußeren Rand des Wandbehangs, an dem Mathilde sich abmühte, während

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