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Die goldene Meile

Die goldene Meile

Titel: Die goldene Meile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Arbeitsplatz.
    Weiblich, 40, Richterin, vergewaltigt und ermordet in öffentlichem Parkhaus.
    Weiblich, 72, Rentnerin, vergewaltigt und erdrosselt, Unterhose bis auf die Füße heruntergezogen.
    Weiblich, 43, obdachlos, mit Benzin übergössen und angezündet.
    Weiblich, 28, Hostess, Schlag auf den Kopf.
    Weiblich, 16, Schülerin, ertränkt.
    Jedes Dossier enthielt den Bericht eines Milizbeamten, Vernehmungsprotokolle, Fotos der Spurensicherung, Autopsie- und Laborberichte. Alle Opfer waren Frauen, die im Laufe der letzten fünf Jahre in Moskau und Umgebung eines unnatürlichen oder gewaltsamen Todes gestorben waren, ohne dass der Täter ermittelt worden war.
    Als Anhaltspunkt hatte Arkadi eine plumpe Zeichnung der Ballettpositionen angefertigt.
    »Ich wusste nicht, dass du ein verdammter Ballettexperte bist«, sagte Viktor.
    »Es ist, als hätte sie ein Schild mit der Aufschrift >Opfer Nr. 4< getragen.«
    »Hat sie aber nicht«, gab Viktor zu bedenken. »Ihre Arme und Beine lagen zufällig in einer Stellung, die du als Ballettposition deutest. Was jeder normale Mensch bemerken würde, ist das Fehlen ihres Höschens.«
    »Sie sollte zwischen anderen Tänzerinnen bei der Messe im >Nijinski< die vierte Position darstellen.«
    »Dann ist das die Erklärung. Sie hat geübt.« Viktor schlug halbherzig nach einer Fliege, die einen Rundflug zwischen den Fliegenfängern, Plastiklöffeln und Takeaway-Kartons unternahm. Viktor hatte den Mannschaftsraum für sich, denn der Sonntag war dem Fußball geweiht. Die anderen Beamten saßen in einem italienischen Restaurant weiter unten an der Straße vor dem Fernseher und schauten sich das Spiel Spartak gegen Lokomotive an.
    »Weißt du, es hätte ja noch einen Sinn, wenn es für Vera irgendetwas ändern würde. Aber der Fall ist abgeschlossen, und nichts, was wir jetzt noch entdecken, könnte ihr helfen.«
    »Angenommen, ich habe recht, auch wenn es weit hergeholt erscheint. Wenn du einen Mörder hast, der bis fünf zählt und jetzt bei vier ist, womit musst du dann rechnen?«
    Viktor verweigerte die Antwort, warf jedoch noch einen Blick auf Arkadis Zeichnung.
    Viele Opfer, aber keins, das wirklich ins Bild passte. Damit es schneller ging, engte Viktor die Suche auf Frauen zwischen fünfzehn und fünfundvierzig ein. Jedes Dossier, das Arkadi öffnete, entließ einen Hauch von Verlassenheit, bevor er die Datei wieder schloss.
    »Das wird ewig dauern«, sagte Viktor. »Wann soll diese Entlassungsverhandlung stattfinden?«
    »Heute. Such nach Frauen zwischen achtzehn und zweiundzwanzig, Studentinnen, Tänzerinnen, sexuell missbraucht, ermordet, Überdosis, unbekannte Todesursache. Und nur innerhalb des letzten Jahres.«
    »Nur ein Jahr?«
    »Wenn ich recht habe, ist er eine zwanghafte Persönlichkeit. Er hat keinen Fünf-Jahres-Plan. So lange kann er nicht warten. Außerdem hält er uns nicht für besonders clever.«
    Und vielleicht hatte der Mörder damit recht, dachte Arkadi, denn er fand unter den hunderten Opfern mal eine Tänzerin hier, eine Studentin dort, aber keine, die vollständig zu Vera passte.
    Arkadi sah, wie eine Fliege den beschwerlichen Weg an der Wand hinauf, quer über die Decke und um einen Beleuchtungskörper herum hinter sich brachte, nur um am Ende ihrer Wanderung an einem Kringel Fliegenpapier hängen zu bleiben.
    »Ich muss zu dieser Anhörung«, sagte er. »Dauert nicht lange.«
    »Und was soll ich tun? Die Liste noch einmal durchgehen?«
    »Nein. Einen parallelen Fall hätten wir übersehen können, aber nicht drei. Versuch's mit Petersburg.«
    »Das ist nicht dein Ernst. Wie wär's denn mit Irkutsk? Die haben da eine sehr anständige Balletttruppe. Oder Murmansk? Da tanzen sie mit Yaks.«
    »Ich bringe dir Mineralwasser mit.«
    »Vergiss nicht, wenn sie dich suspendieren, kriegst du noch einen Monat lang dein volles Gehalt.«
    Man konnte sich wirklich darauf verlassen: Viktor fand an allem etwas Gutes.
     
    Vier Männer saßen um einen runden Tisch: der leitende Ermittler Renko, der Bezirksstaatsanwalt Surin, der Assistent des stellvertretenden Generalstaatsanwalts Gendler und ein alter Herr aus dem Ministerium, der Onkel Josif genannt wurde und so schweigsam und bewegungslos dasaß wie ein ausgestopfter Uhu. Er hatte das vorgeschriebene Pensionsalter von sechzig Jahren längst hinter sich und machte vermutlich auf der Basis von Ein-Jahres-Verträgen weiter. Niemand wusste genau, welchen Status Onkel Josif eigentlich hatte. Niemand hatte ihn je sprechen

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