Die goldene Pyramide
dauerte nicht lange, da war der Lagerplatz gesäubert, und Thorn entzündete ein großes, krachendes Feuer; er riß brennende Zweige aus der lodernden Glut und verteilte sie über die ganze nähere Umgebung.
Erst als er ganz sicher war, daß der Lagerplatz durch die Flammen einwandfrei sterilisiert war, hörte er mit der Arbeit auf.
Dann bereiteten sie sich eine warme Mahlzeit.
Pat gähnte herzhaft und warf ihrem Vater auf der Bahre einen besorgten Blick zu.
„Ich kümmere mich schon um ihn“, versprach Thorn. „Legen Sie sich jetzt hin, und machen Sie sich keine Sorgen. Scrivner und ich werden Wache halten.“
Er wartete, bis das ruhige Geräusch gleichmäßigen Atems ihm versicherte, daß sie fest eingeschlafen war, und dann beug te er sich über den alten Professor.
Scrivner starrte Thorn wütend an, als er zurückkam und sich neben ihn ans Feuer setzte.
„Wie lange müssen wir den Alten denn bloß noch schleppen? Solange wir uns mit der Sorge um ihn belasten, kommen wir bestimmt im Leben nicht ans Ziel. Verdammt, Thorn! Bist du plötzlich zum Weichling geworden?“
„Hör doch auf, Scrivner. Ich denke nicht daran, ihn etwa zurückzulassen, solange er noch am Leben ist. Das kommt auf keinen Fall in Frage.“
„Ich weiß, ich weiß schon. Aber wenn man einen Marsch durch diesen vermaledeiten Dschungel heil überstehen will, dann braucht man seine beiden Hände! Aber wir müssen die Bahre tragen – und die ist dazu noch mächtig schwer.“
„Ich habe gesagt, du sollst den Mund halten!“ Wütend blitzte Thorn seinen Kameraden an. „Verdammt, Scrivner, bist du denn eigentlich niemals zufrieden? Wäre der alte Professor nicht, dann wären wir überhaupt niemals hierhergelangt; und ohne all seine Ausrüstungsgegenstände könnten wir nicht einen einzigen Tag überleben.“
„Natürlich hätten wir es ohne ihn auch noch geschafft“, knurrte der kleine Mann trotzig. „Nicht ein bißchen schulden wir ihm.“
„Na, da bin ich aber doch ein wenig anderer Ansicht. Jetzt sieh aber zu, daß du Schlaf findest. Ich übernehme die erste Wache. Wenn die halbe Nacht herum ist, wecke ich dich.“
Bewegungslos blieb er sitzen, starrte in die Flammen und ließ die Nacht verrinnen. Endlich war es so weit, daß er Scriv ner wecken durfte. Wohlig nahm er den Platz des Kameraden im Schlafsack ein.
Aber er fand noch keine Ruhe. Immerzu mußte er an Fens haw denken, der mit zerschmettertem Körper auf seiner Bahre lag und schwach und hilflos war. Dann fiel ihm Pat ein und das Versprechen, das er dem Vater des Mädchens gegeben hatte; dann wieder dachte er an Scrivner und sich selbst und an Bronson, diesen prachtvollen, begabten Menschen, der unterwegs auf gefährlichem Marsch den Tod gefunden hatte.
Endlich fiel er doch in einen unruhigen Schlaf; wilde Träume peinigten ihn, und immer wieder fuhr er auf, von Alpträumen gehetzt. Einmal fuhr er auf und lauschte in die leise rauschende Nacht. Er meinte, ein Geräusch vernommen zu haben, einen seltsamen Schrei. Sein Blick fiel auf Scrivner. Der kleine Kamerad hatte das langläufige Hartnell-Gewehr schußbereit im angewinkelten Arm liegen. Erleichtert und beruhigt legte sich Thorn wieder auf die Seite und schlief weiter.
Als der Morgen endlich anbrach, war Fenshaw tot …
Sie ließen ihn liegen, wo er lag, noch immer an die Bahre geschnallt, schweigend und kalt neben dem Aschehaufen des erstorbenen Feuers. Ganz friedlich schien er, als warte er ruhig auf etwas, mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen, das Gesicht in einen fremden Himmel gerichtet.
Thorn wußte, worauf der Professor so ruhig wartete: Auf die großen Käfer, die Straßenkehrer.
Er riß sich zusammen, warf sich das Gepäck um und führte die kleine Expedition von neuem in den Urwald hinein.
Mühsam mußten sie jeden Schritt dem gefahrvollen Dschungel mit all seinen Geheimnissen abringen. Hätte sie noch immer die Sorge für den Kranken auf der Bahre belastet, so wäre jeder Erfolg von vornherein ausgeschlossen gewesen; so aber durften sie sich eine wenn auch winzige Chance ausrechnen. Nach einiger Zeit hielt Thorn an, wischte sich den strömenden Schweiß von der Stirn. Pat zitterte vor Aufregung, während sie an seine Seite trat.
„Wie weit haben wir es noch, Thorn?“
„Es kann nicht mehr weit sein; vielleicht kaum noch zwei Kilometer.“
„Können wir das vor Einbruch der Nacht denn schaffen, Thorn? Meinen Sie …“
„Jedenfalls möchte ich es uns wünschen, daß wir es
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