Die goldene Pyramide
und sich in unmittelbarer Nähe einer großen Eisenmasse befindet.“
„So etwas muß es wohl sein.“ Thorn hob das Gerät auf und schlang sich den Tragriemen wieder über die Schulter. „Ihr Vater hat doch gesagt, die Anhöhe enthielte vermutlich eine große Menge Metall. Wenn wir jetzt den Detektor hier hätten, könnten wir geradewegs darauf zugehen.“
„Das könnte ja Wochen dauern!“ Scrivner starrte verstört die riesigen Baumstämme an. „Wie leicht könnten wir nur ganz wenige Meter daran vorbeimarschieren, fast darüber stolpern, und doch nicht ahnen, daß wir so nahe dem Ziel sind.“
„Gewiß. Aber etwas haben wir ja doch, dem wir uns anvertrauen können. Wir wissen nun nämlich, daß der Urwald immer wilder wird, je weiter wir uns von der Anhöhe entfernen; unser Ziel muß sich also genau in der Mitte eines aufgeräumten Gebietes befinden. Sobald wir merken, daß wir nur noch beschwerlich vorwärtskommen, wissen wir, daß wir uns zu weit in der falschen Richtung fortbewegt haben. Wir müssen es eben darauf ankommen lassen, denn wir haben ja einfach keine Wahl, wie die Dinge nun einmal liegen.“
Stundenlang drangen sie weiter vor.
Sie marschierten, bis die Nacht einbrach und drängten sich dann um das rote Glühen eines kleinen Lagerfeuers. Sie marschierten, bis die gierigen, hungrigen Fangarme der Hydra-Ranken nach ihnen griffen und ihnen das Blut aussaugen wollten; da wußten sie, daß sie zu weit gegangen waren.
Also machten sie kehrt, schlugen sich auf dem gleichen Wege wieder zurück, versuchten eine andere Richtung und stürzten sich wieder in das feuchte Schattenreich des so seltsamen, geheimnisvollen Gebietes.
Noch ein Tag verstrich, und noch eine Nacht. Thorn mußte einsehen, daß sie das Ende ihrer Kraft und ihrer Entschlossenheit erreicht hatten. Sogar Scrivner schien nicht mehr so begeistert und eifrig wie früher, und Pat taumelte und stolperte nur noch voran, das bleiche Gesicht vor grenzenloser Anstrengung und Erschöpfung verzerrt. Nachlässig baumelte das Hartnell-Gewehr über ihrer Schulter.
Müde und schlapp blieb Thorn stehen. Erschöpft ließ er sich zu Boden sinken.
„Wir machen Pause und ruhen uns aus!“ befahl er. „Eine halbe Stunde lang bleiben wir hier. Wir können bei der Gelegenheit auch etwas essen.“
Scrivner lehnte sich müde gegen den dicken Stamm eines Baumes. „Kannst du uns vielleicht auch noch sagen, was wir wohl essen sollen?“
„Wir haben doch noch Verpflegung?“ Verblüfft starrte er den kleinen Burschen an. „Alles aufgegessen?“
„Klar.“
„Wollen Sie damit sagen, daß wir nichts mehr zu essen ha ben?“ Pat starrte die beiden Männer in fassungslosem Schrec ken an und fuhr sich unwillkürlich mit der Zunge über die Lippen. „Seltsam! Ich spürte nicht den geringsten Hunger, bis Sie eben sagten, wir hätten nichts mehr zu essen. Und jetzt rebelliert mein Magen, und ich könnte Berge aufessen.“ Fragend sah sie Thorn an. „Was nun?“
„Von nun an müssen wir uns aus dem Lande ernähren! Die Käfer kann man essen, auch einige der Früchte sind durchaus eßbar, ebenso bestimmte Sorten Schlangen und ein paar andere Lebewesen. Ich habe das Zeug früher schon gegessen. Deshalb ist die Verpflegung meine geringste Sorge.“
Total erschöpft waren sie, grenzenlos müde, von der ständigen Anstrengung und Anspannung ausgemergelt, und dabei marschierten sie doch erst ein paar Tage und hatten einen Teil dieser Zeit kaum Gefahren bestehen müssen, sondern sich verhältnismäßig sicher fühlen dürfen.
Dennoch hatten sie keinen Erfolg gehabt, ihr Ziel trotz aller Anstrengungen nicht erreicht. Noch immer mußten sie die geheimnisvolle Anhöhe finden und von dort aus die genaue Richtung auf die Siedlung ausmachen. Von der Stelle, an der sie in diesem Augenblick saßen, war es volle fünfhundert Kilometer weit bis zum einzigen Punkt, der auf einige Zivilisation hinweisen konnte. Fünfhundert Kilometer nach Süden, und zwischen ihnen und der Siedlung der wildeste, gefahrvollste Urwald, den je der Fuß eines Menschen betreten hatte; ein Dschungel, in dem hinter jedem Baum der Tod lauerte, hinter jedem Busch, in jedem verfilzten Vorhang schwankender Ranken. Noch hatten sie ein paar Ladungen Munition für die Hartnell-Gewehre und die Überschallpistolen, aber lange reichte das nicht mehr, und schon verfügten sie über keine mitgebrachten Nahrungsmittel mehr. Und der Kompaß, den sie sich zusammengebastelt hatten, war nicht mehr
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