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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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würde das schon nützen? Elieser und Rachel tun in ihrer Gegenwart so, als wären sie noch Kinder, und dann gibt sie in allem nach.«
    »Sie liebt sie eben.«
    »Liebe ist etwas Schönes, aber zu viel davon ist Dummheit.«
    Sarah nickte bedauernd und schob sich an der Schubkarre vorbei, um in die Küche zu gehen. Unter der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Ich meinte aber nicht Merab, sondern Rachel. Sie führt sich so schamlos auf, dass ich das Schlimmste befürchte. Ich habe Angst, dass sie den Markgrafen reizt, und zu was Ernst Ludwig fähig ist, hat die arme Lea am eigenen Leib erfahren müssen.«
    Ketura zuckte zusammen, »Hat er sie an jenem Abend im Schloss geschändet?«
    Sarah schüttelte den Kopf und erzählte ihrer Tochter die Geschichte, die sie die ganzen Jahre mit sich herumgetragen hatte.
    »Nein, so weit ist es nicht gekommen. Der Hofnarr, der sie vergewaltigen sollte, hat sich von ihr mit zweihundert Gulden bestechen lassen und sie unversehrt gelassen, obwohl er deswegen Schläge bekam und in Ungnade fiel. Er hat dann das Geld, das Lea ihm bezahlt hat, benutzen müssen, um aus Hartenburg zu fliehen. Seit jenem Abend aber trägt Lea tiefe Narben auf ihrer Seele, und ich hab Angst, dass sie zeit ihres Lebens alle Männer verabscheuen wird.«
    Ketura zog die Schultern hoch, als fröstelte sie. »Trotz dieser bösen Erfahrung ist Lea wieder zum Schloss hochgegangen und hat uns davor bewahrt, vertrieben zu werden.«
    »Ich glaube, nicht einmal Samuel wäre gelungen, was sie vollbracht hat«, stimmte Sarah ihrer Tochter zu und drehte sich weg, um die Tränen zu trocknen, die ihr bei der Erinnerung an jene Ereignisse in die Augen gestiegen waren.
    Dann dachte sie an das, was sie über Merab erfahren hatte, und beschloss, sofort mit der Magd zu reden. Sie fand sie jedoch weder in der Küche, in der sie um diese Zeit hätte sein müssen, noch in den anderen Wirtschaftsräumen. So stieg sie die Treppe empor, um in den Wohnräumen nach ihr zu suchen. Aus Eliesers Zimmer drangen keuchende Laute, gefolgt von einem Stöhnen, das sich zu immer größeren Höhen aufschwang.
    Sarah öffnete vorsichtig die Tür, die sich erstaunlich lautlos in ihren Angeln bewegte. Zuerst bemerkte sie nur zwei Schatten an der Wand, von denen einer still lag, während der andere sich hastig auf und ab bewegte. Als sie näher trat, stellte sie fest, dass Elieser und Merab sich nackt ausgezogen hatten und sich dem ältesten Spiel der Menschheit hingaben, bei dem die junge Magd den Part übernommen hatte, der eigentlich den Männern zukam.
    Sarah stampfte auf und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Sagt mal, schämt ihr beiden euch denn nicht? Wenn ich Lea davon berichte, wird sie außer sich sein.«
    Merab sprang mit einem quiekenden Laut aus dem Bett und griff nach ihren Kleidern. Elieser packte sie jedoch am Arm und hielt sie zurück. »Du bleibst hier, und du alte Hexe verschwindest aus meinem Zimmer. Was hier geschieht, geht dich überhaupt nichts an.«
    Sarah hob den Zeigefinger. »Lea wird das nicht dulden.«
    Elieser lachte höhnisch auf. »Meine Schwester ist auch nur ein Weib, und sie darf mir keine Vorschriften machen. Ich bin das Familienoberhaupt, falls du das vergessen haben solltest. Ich warne dich, Alte! Wenn du nur ein Wort zu Lea sagst, stehen du und deine beiden Kinder am nächsten Tag auf der Straße. Hast du mich verstanden?«
    Sarah starrte Elieser mit offenem Mund an. So hatte er noch nie mit ihr gesprochen. Dann wurde ihr klar, was er gesagt hatte. Tatsächlich war er der eigentliche Hausherr und hatte die Macht, sie, Ketura und Jochanan fortzuschicken. Lea würde zwar versuchen, es zu verhindern, aber dann würde sich Elieser bei der nächsten Reise seiner Schwester bitter an ihr und Ketura rächen.
    »Gott gefällt nicht, was ihr beide tut«, mahnte sie niedergeschlagen.
    Elieser schenkte ihr nur einen verächtlichen Blick. Zutiefst verletzt drehte Sarah den beiden den Rücken zu und schlurfte mit hängenden Schultern hinaus. So mutlos wie heute hatte sie sich noch nicht einmal bei der Rückkehr der Überlebenden aus Sarningen gefühlt. Mehr denn je wünschte sie, Lea wäre da und sie könnte ihr ihr Herz ausschütten. Doch selbst das durfte sie nicht mehr, wenn sie sich selbst und ihrer Tochter die Heimat bewahren wollte.
    Elieser genoss den soeben errungenen Sieg und gönnte Merab ein sehr selbstzufriedenes Lächeln. »Komm her, wir sind noch nicht fertig.«
    Der Magd saß der Schreck noch in den

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