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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Gliedern, so dass sie am ganzen Leib zitterte und abwehrend die Hände hob. Doch ein paar bissige Bemerkungen von Elieser brachten sie zum Lachen, und so überließ sie sich wieder ganz der Lust.
    Nachdem beide zur Erfüllung gekommen waren und Merab das Zimmer wieder verlassen hatte, lag Elieser still auf seinem Bett und dachte nach. So mutig und souverän, wie er sich Sarah gegenüber gegeben hatte, fühlte er sich bei weitem nicht. Lea war nicht mehr das Mädchen, das er mit einem Fausthieb von seinem Platz am Fenster hatte vertreiben können. Sie würde niemals zulassen, dass er Sarah und ihre Kinder davonjagte, und so blieb ihm nur zu hoffen, dass er der Alten genug Angst eingejagt hatte und sie den Mund hielt.
    Dann aber fragte er sich, was Lea mit ihm machen würde, wenn sie auf andere Weise erfuhr, was Merab und er trieben. Für einen Augenblick überlegte er, ihr in diesem Fall wortreiche Vorwürfe zu machen, weil sie ihm noch keine Ehefrau verschafft hatte. Er brauchte von Zeit zu Zeit einen weichen, willigen Leib, der sich ihm öffnete, aber er konnte sich kaum vorstellen, dass Lea ihn ernst nehmen würde, denn sie gab ihm jedes Mal, wenn sie ihn ansah, das Gefühl, immer noch der dreizehnjährige Knabe zu sein, den sie in Sarningen gerettet hatte. Bevor sie merkte, was er mit Merab trieb, musste er ihr beweisen, dass er ein erwachsener Mann war.
    Jetzt erinnerte Elieser sich wieder daran, wie oft Lea ihn gebeten hatte, sich in die Geschäfte einzuarbeiten. Bisher hatte er sich vor dieser Aufgabe gedrückt, doch das musste sich nun ändern. Es ärgerte ihn zwar, dass er als der eigentliche Erbe seines Vaters bei seiner älteren Schwester gut Wetter machen musste, aber es war die einzige Chance für ihn, ihren Zorn im Zaum zu halten. Kurz entschlossen stand er auf, kleidete sich an und ging in Leas Kammer. Mit dem bitteren Gedanken, dass das eigentlich sein Zimmer sein müsste, setzte er sich auf den Sessel und nahm den ersten Brief von dem Stapel, den Sarah für Lea bereitgelegt hatte. Schon nach den ersten Zeilen ließ er ihn sinken. Das hölzerne, mit Worten anderer Sprachen und vielen Abkürzungen durchsetzte Handelslatein wirkte auf ihn wie sinnloses Gebrabbel. Er legte den Brief beiseite, erbrach das Siegel des nächsten und faltete ihn auseinander. Doch mit dem Inhalt dieses Schreibens erging es ihm nicht besser. Schließlich warf er das Blatt wütend beiseite und fragte sich, was seine Schwester sich dabei gedacht hatte, sich solche Briefe schicken zu lassen. Für einen Moment war es ihm, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. Er würde seine Schwester niemals davon überzeugen können, dass er fähig war, seinen Teil zum Familienunterhalt beizutragen. Da fiel ihm ein, dass sie ihn vor ihrer Abreise gebeten hatte, sich um die Steuerlisten von Hartenburg zu kümmern. Er entdeckte die Papiere in Griffweite auf einem Bord, auf dem Lea sie für ihn bereitgelegt hatte, nahm sie herunter und las sie aufmerksam durch.
    Diese Arbeit ging ihm leichter von der Hand, denn er kannte die meisten Hartenburger Familien und wusste sie einzuschätzen. Auch half ihm die Steuerliste des letzten Jahres, die Lea hinzugelegt hatte. Während er die beiden Listen miteinander verglich, erinnerte er sich daran, dass Lea und Jochanan im letzten Jahr mehr als zwei Monate damit beschäftigt gewesen waren, die Steuern einzutreiben. Schon damals hatte er ihre lange Anwesenheit als einengend empfunden, doch heuer wäre es ihm mehr als lästig, wenn sie sich länger zu Hause aufhielt. Er konnte es nicht wagen, Merab zu benutzen, wenn seine Schwester hier alles kontrollierte, aber er war nicht bereit, monatelang auf die körperlichen Dienste der Magd zu verzichten. Während Elieser die einzutreibende Summe unter den Hartenburger Familien aufteilte, erschien ein Lächeln auf seine Lippen. Jetzt wusste er, wie er sich gleichzeitig bei Lea beliebt machen und sie schnell wieder loswerden konnte: In diesem Jahr würde er die Steuern einziehen. Da der Markgraf ihm einige Soldaten als Schutz zur Verfügung stellen würde, hatte er keine Übergriffe verärgerter Bürger zu fürchten, und Merabs willige Schenkel würden ihn für diese Arbeit belohnen. Jetzt musste er sich nur etwas einfallen lassen, um Lea öfter als bisher auf Reisen zu schicken.

11.
    Hartenburg war nicht mehr weit, als Lea auf eine größere Reisegruppe traf. Die Leute saßen um den Brunnen einer kleinen, aus roh behauenen Holzstämmen errichteten Herberge

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