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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Züge waren unnatürlich bleich, als erwarte er das Schlimmste. Als er einen Fremden vor sich sah, atmete er sichtlich auf. »Gott sei gedankt. Der Junge war klug genug, nicht selbst nach Spanien zu kommen. Er wäre Montoyas Falle gewiss nicht entgangen.«
    Lea ärgerte das mangelnde Vertrauen in ihren Freund und bedachte Baramosta mit einem bösen Blick. »Don Orlando ist klüger als Montoyas Wachhunde und alle, die ihm sonst noch nachstellen.«
    Baramosta schüttelte traurig den Kopf. »Irgendwann nützt auch die beste List nichts mehr.«
    Albañez lächelte begütigend. »Verzeiht meinem Gast, Don Léon. Die Monate, die er hilflos in unserem Kloster verbringen musste, haben seinen Mut erschüttert.«
    »Fasst Euch, Señor Baramosta. Spätestens übermorgen wirft das Schiff, das Euch und Eure Leute an Bord nehmen soll, vor Cullerà Anker. Wir müssen nur noch einen Weg finden, Euch dorthin zu schaffen, ohne dass Don Alvaros Soldaten Euch abfangen können.«
    »Das ist unmöglich«, erwiderte Baramosta düster. »Alvaro de Arandela gilt als treuer Diener seines Herrn und wird seine Befehle unter allen Umständen befolgen.«
    »Welche Befehle sind das?«, fragte Lea scharf.
    »Uns als Köder für meinen Neffen hier im Kloster festzuhalten. Bei Gott, wenn es nur um mich, meinen Sohn, meinen Schwiegersohn und unsere Knechte ginge, wäre alles ganz einfach. Wir wären bereit, uns auf ewig unter den Schutz des ehrwürdigen Abtes zu stellen und die Kutten der Mönche des heiligen Bernhards überzustreifen. Doch mein armes Weib, meine Töchter und die anderen Frauen wären dann der Gnade Gottes und der Barmherzigkeit der Mildtätigen anheim gegeben.«
    »Wo sind die Frauen jetzt?«
    »Wir haben sie in unserem Vorwerk untergebracht«, antwortete der Abt an Baramostas Stelle. »Es liegt zwar nicht hinter schützenden Mauern, doch die Soldaten haben sich bisher damit begnügt, die Damen über den Fluss hinweg mit Spott und üblen Reden zu belästigen.«
    »Gibt es genug Boote, um alle zugleich den Fluss hinabzuschaffen?«
    Albañez nickte bedrückt. »Die Boote reichen aus. Doch sobald ich den Befehl gebe, sie aus dem Bootshaus zu holen, läuft einer von Montoyas Spionen zu Arandela und berichtet es ihm. Die Soldaten würden den Fluss sofort absperren.«
    Lea legte die Hand an die Wange und überlegte. »Die Soldaten müssen wir ausschalten, ganz gleich, auf welchem Weg Eure Schützlinge das Kloster verlassen. Gibt es eine Möglichkeit, den Männern ein starkes Abführmittel oder eine große Dosis Schlafpulver ins Essen zu mischen?«
    »Nein. Dazu müssten wir nämlich den Wirt der Fonda einweihen, und der verdient an Montoyas Männern zu gut, als dass er mitmachen würde.«
    Pablo lachte auf und schnalzte mit den Fingern. »Vielleicht gibt es doch einen Weg. Wie ich gehört habe, sind die Weinvorräte des Wirtes zu Ende gegangen, und er wartet dringend auf eine Lieferung aus Almansa. Da die Straße durch den Regen aufgeweicht ist, kann es noch Tage dauern, bis die Karren ihn passieren können. Die Soldaten sind jedoch nicht gewöhnt, Wasser zu trinken, und Arandela hat bereits anfragen lassen, ob wir nicht aushelfen können.«
    Lea nickte zufrieden. »Also könntet Ihr den Soldaten mit Schlafmittel versetzten Wein zukommen lassen.«
    Der Abt hob abwehrend die Hände. »Nein, das geht nicht, Arandela wäre sofort klar, wer für diesen Streich verantwortlich ist, und sein Herr würde sich in seiner Wut an uns rächen. Die meisten meiner Mitbrüder sind brave Leute, die ich nicht schuldlos leiden sehen will.«
    Lea spann den Gedanken jedoch weiter. »Der Wein muss ja nicht aus dem Kloster kommen. Ich habe unterwegs Hausierer gesehen, Männer und Frauen, die mit einem Esel und einem Fässchen unterwegs waren, um ihren Wein an Reisende und Hirten zu verkaufen.«
    Albañez schüttelte den Kopf. »Ein Mann darf es auf keinen Fall sein. Arandela würde mit Sicherheit beschwören, dass sich einer meiner Mönche verkleidet und seine Leute vergiftet hätte, schon um seinem Herrn gefällig zu sein, dem ich schon lange ein Dorn im Auge bin.«
    Plötzlich grinste Pablo über das ganze Gesicht. »Don Orlando hat sich schon öfter als Frau verkleidet, und ich kann mir vorstellen, Don Léon wäre ebenfalls in der Lage, in die Rolle eines Hausiererweibs zu schlüpfen.«
    Natürlich wäre ich das, dachte Lea, die ihre plötzlich aufwallende Heiterkeit verbergen musste. »Damit ist klar, was wir tun müssen. Jetzt brauche ich nur noch den Wein,

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