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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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Tür des Badehauses.
    Romuald lief so schnell, dass Aurelia Mühe hatte, ihm zu folgen.Auf der nächsten Gasse mit den Schnitzern versperrten ihr gleich drei Fuhrwerke den Weg. Alles verschwamm vor ihren Augen, die sich vor ohnmächtiger Wut mit Wasser füllten.
    Und weiter hastete sie. Es war ihr gleich, was die Leute dachten, warum ein rotbärtiger Mann mit Tränen auf den Wangen durch die Gasse lief. Sand in die Augen bekam man schnell vom Dreck.
    Doch sie hätte Romuald unter tausend Menschen gefunden, ihr Blick ging nicht fehl, jetzt, wo sie ihn bald würde berühren und seinen Leib umfangen können. Nur wenige Ellen trennten sie noch von ihrem Verlobten. »Romuald!«, rief sie über die Köpfe hinweg.
    Er hörte sie nicht, der Lärm von den Schmiedehämmern in den Häusern, an denen sie entlangliefen, war zu laut. »Romuald!«, schrie sie noch einmal, selbst wenn ihre Stimme von den Veroneser Tropfen tief wie die eines Jünglings klang.

    Vorne weitete sich die Gasse zu einem kleinen, dreieckigen Platz vor einer Kirche. Romuald lief bereits die Stufen hinauf. Aurelia erstarb der Ruf im Halse. Aus der Gegenrichtung strebten gut zwanzig Mönche zur Kirche, hinter ihnen folgten Adelsherrn, und sie erkannte den einen oder anderen Grafen. Hofleute.
    In der Mittagssonne drängten sich die Männer am Portal, keiner von ihnen beachtete die Bettler und Lahmen, die wie gewöhnlich an den Seiten die mageren Hände über die Steinstufen streckten.
    Aurelia machte Schritt für Schritt auf die Kirche zu. Sie konnte einfach nicht stehen bleiben, so klug es auch wäre. Romuald war dort drinnen, sie musste ihn finden.
    Endlich waren der letzte Mönch und der letzte Adelsmann durchs Portal geschritten. Aurelia trat hinter ihnen in die düstere Kirche. Die Mönche sammelten sich vorn am Hauptaltar im Chorgestühl.
    Ein blasser Kirchendiener hielt sie am Arm fest. »Ihr könnt nicht weiter, Herr. Die Chorherren besprechen sich. Geht woanders beten.Wir leeren die Kirche.«
    Aurelia machte auf dem Absatz kehrt. War Romuald am Ende schon wieder hinaus, durch das Seitenportal? Von dort fiel Sonnenlicht herein. Sie ging an den Kerzenverkäufern vorbei, schaute in jede Seitenkapelle, die alle leer waren. Nur der Dunst von zu vielen armen Menschen und zu viel Weihrauch lag in der Luft. Sie war so aufgeregt, dass ihr speiübel davon wurde.
    Da! Er kniete am letzten Altar vor dem Seitenportal. Sie sah ihn von der Seite, seine schöne Nase, die Lippen zitterten im stummen Gebet.
     
    Romuald hatte die Priester im Heerlager gefragt, welche Heiligen er anrufen sollte zu Aurelias Schutz. Ist sie noch Jungfrau? ,
hatten sie alle gefragt, mit einem schiefen Lachen in den feisten Gesichtern. Geile Hurenböcke allesamt. Romuald schaute die Heilige Anna an, die Patronin für glückliche Heirat. Wenigstens war Aurelia am Hofe in Sicherheit, nicht wie er unterwegs zwischen Räuberbanden und feindlichen Kriegern.
    Er sammelte sich und faltete die Hände. Bald schon sollten sie gegen Wien ziehen, hieß es, wo der Kaiser seinen Bruder stellen wollte.Was waren das für Herren, die den eigenen Bruder mit Feuer und Schwert bedrohten? Romuald schmeckte Bitterkeit im Mund und schluckte.
    »Oh Heilige Anna, schütze meine Aurelia, gib ihr Kraft und Tugend, blende ihre Feinde, lenke sie von ihr«, flüsterte er leise und in Inbrunst.
    Romuald war, als ob die Heilige ihn anlächelte und ihre aufgemalten Augen von einem Leben erfüllt wurden. Jemand sah ihn an, gewiss, eine große liebende Kraft umströmte ihn. Die Heilige erhörte ihn vielleicht. Wie gut, dass er den Bittbrief geschrieben hatte, noch auf dem Wagen, als die Kumpane von nichts anderem mehr redeten als von den Weiberärschen, in die sie heute einfahren wollten mit ihren Hähnen. So schön und prall die Badeweiber auch waren, ihm verging die Lust, wenn er die faltige Haut der Huren mit der reinen weißen Haut Aurelias verglich.
    Er erhob sich und nestelte vor der Statue das Pergament aus dem Wams. So sehr vermisste er Aurelia, dass er manchmal in Schwermut über den Listen alle Zahlen verdrehte, obwohl er sie doch nachrechnen sollte. Romuald küsste seinen Brief. »Heilige Anna, erlaube mir diese Bitte.«
     
    »Ro …!« Aurelia schlug sich mit der Hand auf den Mund. Drei Kirchenleute strebten durch das Seitenschiff, in der Mitte ging von Rüdesheim, der heftig auf seine Begleiter einsprach. Sie stritten sich, blieben stehen.Aurelia warf sich in den Schatten
einer Säule. Sie durfte sich jetzt

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