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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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Prinzessin zu sich nimmt.«
    »Ihr seid wahrlich ein weiser Mann.« Der Kaiser legte Aurelia kurz die Hand auf die Schulter, dann sagte er zum Bett gewandt: »Du hattest recht, Margret, es war klug, Heliodor hinter dem Vorhang mithören zu lassen.«
    »Jede Hilfe ist mir teuer«, schluchzte sie.
    Aurelia fühlte sich ein wenig sicherer. »Verzeiht, wenn ich ohne Aufforderung etwas anrate. Lasst in Wirklichkeit die hohe Tochter nichts von der Speise, die man ihr bringt, essen, sondern von Eurem Teller und dem der Kaiserin. Ihr Mahl schüttet heimlich fort.«
    »Solche Maßnahmen werden nicht verborgen bleiben, Heliodor.« Der Kaiser setzte sich auf das Bett und streichelte über Margrets Bettdecke. »Der Gedanke ist zwar gut, aber … Ihr seid noch nicht lange genug am Hof. Den raschen Wechsel der Köche jedoch werde ich befehlen.«
    »Majestät.« Aurelia verneigte sich.
    Der Kaiser erhob sich vom Bett und fuhr sich einen Augenblick über die Stirn. »Warum hängt nur immer alles mit allem zusammen? Ich wollte meinem Bruder mit der Hochzeit die Aussichtslosigkeit seines Anspruchs auf die Herrschaft in Wien und Niederösterreich zeigen, indem ich ihm den besten Heerführer weit und breit abspenstig mache. Das ist misslungen. Weiß ich, ob er nicht die Hexe gedungen hat? Nun brauche ich andere Mittel.« Er wandte den Kopf zur Seite. Das wohlgekämmte, noch immer dichte Haar fiel auf den bestickten Kragen des roten Wamses. »Wenn es nur mein Bruder wäre, so
haderte ich nicht so sehr. Weil aber der selbsternannte Ungarnkönig Matthias unsere Grenzen von Tag zu Tag mehr bedrängt, muss ich rasch ein Heer aufstellen. Meine Kästen sind leer.« Er hob den Zeigefinger und sah Aurelia fest in die Augen. »Schafft mir das Gold sofort, Heliodor. Lasst alles andere stehen und liegen. Zeigt mir, was Ihr an Gold gewandelt habt, schon übermorgen.«
    Wie brennend heißes Wasser überlief Aurelia der kaiserliche Befehl. Noch immer erinnerte sie sich nicht an den Namen der dreizehnten Ingredienz. Doch der Kaiser tätschelte schon der Prinzessin die gesunde Wange. »Mein Augapfel, wirst wieder gesund.«
    Aurelia konnte nicht mehr anders, als sich mit einer Verbeugung zurückzuziehen. Nicht einmal Margret hatte noch einen Blick für sie übrig.

42
    D raußen schritt Aurelia so schnell es ohne Aufsehen möglich war an den Dienern vorbei, die die Wandteppiche im langen Empfangssaal vor der kaiserlichen Wohnung bürsteten.
    Ihr war übel vor Angst. Was der Kaiser forderte, war unmöglich. Erst gestern hatte sie die fehlenden Steinmehle bestellt. Der Bote des Fugger-Kaufmanns war noch nicht einmal übers Gebirge, geschweige denn in Venedig angekommen. Aurelia rannte die Wendeltreppe hinab. Ob sie einen Versuch mit den minderwertigen Vorräten aus des Kaisers Beständen wagen sollte? Vielleicht taugte der grobe blaue Steingries doch etwas … Verwende nur die reinsten Stoffe. O Prophetissa, hast du je in Todesangst Wandlungen bewirkt? Was wusste Aurelia schon vom Schicksal der Großen Alchemistin, von Maria der Jüdin? Nichts – außer der überlieferten Weisheit: Die Große Wandlung braucht lange Vorbereitung, ruhige Hand und einen guten Stern!
    Unter welchem Stern stand ihr Schicksal? Aurelia fand sich im Burghof wieder. Gewiss war es kein guter, sonst wäre es ihr geglückt, sich in der Kirche Romuald zu offenbaren und sie säße jetzt längst mit ihm auf einem Bauernkarren und rollte weg aus dieser verwünschten Landschaft. Aurelia sah in den sonnigen Himmel, weiße Wolken schwebten dort heiter im blauen Firmament.
    Es schien ihr, als spottete sogar die Sonne ihrer. Schwarzkunst führt dich auf die Nachtseite des Lebens, Kind, hörte sie Vaters Warnung . »Aber was soll ich nur tun?«, flüsterte sie leise zu
sich selbst. Es gibt immer einen Ausweg, suche ihn, oft ist er im Kleinen verborgen. Hatte Mutters Stimme gerade zu ihr gesprochen?
    Wie lange hatte sie nicht mehr an das liebe Gesicht gedacht. Aurelia schloss einen Moment die Augen. Mutter hatte immer einen Ausweg gewusst.
    Aurelia blickte sich um. Wie an jedem gewöhnlichen Tag gingen die Bittsteller, Händler und Knechte über den Burghof. Die einen trugen Mehlsäcke zur Bäckerei, die anderen schleppten eine Kirchenbank zur Kapelle. Ob beten half?
    Der Legat, natürlich! Von Rüdesheim musste ihr helfen, war er doch selbst in dieses Ränkespiel verstrickt.
    Sie lief hinüber zu den Kirchendienern. Die beiden alten Männer hatten ihre grünen Überkutten am Kapellenportal

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