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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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abgelegt und wuchteten die lange Kirchenbank schubweise über die Schwelle. »Wisst ihr, wo sich der Legat von Rüdesheim aufhält?«
    »Heute liest der Bischof Manoletti die Messe, Herr. Mehr weiß ich nicht.« Der Alte schob die Bank weiter.
    Halb schon unter dem Portal rief der andere ihr zu: »Versucht es im Obsthain hinter dem Burggraben, er empfängt dort oft die Abgesandten aus dem Reich.«
    »Der Garten ist groß«, fragte Aurelia nach.
    »Bei dem Kelterhäuschen, da ist ein Altan mit Blick zur Leitha hin. Dort lässt er auch einschenken.«
    Bald war es Mittag, danach verschwand der Legat für gewöhnlich in seiner Schreibstube. Aurelia eilte durch den Hof bis zur Bastion, wo man durch eine dreifache, von schweren Eisentoren gesicherte Pforte vor die Burg treten konnte.Weiße Blüten leuchteten zwischen den Blättern der Apfel- und Birnbäume. Die Wiese unter den Bäumen war frisch gemäht, und der Frühlingsduft beruhigte Aurelia ein wenig. Sie lief den sandgestreuten Hauptweg durch den Hain.
    Das rote Ziegeldach des Kelterhäuschens war unverkennbar,
das Mäuerchen dahinter weiß verputzt. Dessen Krone war mit groben Steinen gefestigt. Mit jedem Schritt näher erkannte Aurelia dahinter den großen Graben, der den kaiserlichen Obstgarten vor Dieben schützte.
    Sie hatte Glück. Der Legat saß unter einem Kirschbaum an einer Tafel, den runden Kopf über Schriftrollen gebeugt. Den Krügen und den Bechern nach hatte er hier fünf Leute empfangen.
    Erst bei ihrem letzten Schritt schreckte er auf. »Was schleicht Ihr Euch an, Heliodor?«
    »Soll ich laut rufen, damit alle hören, dass wir uns treffen?« Aurelia setzte sich einfach gegenüber dem Legaten an die Tafel. Sie hatte schon zum Krug gegriffen, bevor sie überhaupt nachdachte. Ihr Durst von der Aufregung und der Hast in der Mittagshitze war zu groß.
    Der verdünnte Weißwein schmeckte wunderbar frisch.
    »Was treibt Euch her?« Der Legat goss sich ebenfalls ein.
    »Der Kaiser will übermorgen schon das Gold gemacht sehen.«
    »Nun, so zaudert nicht.« Der Legat beugte sich wieder über die Schriftrolle, als wäre die Angelegenheit für ihn erledigt. »Macht es einfach.«
    »Ich kann es nicht.« Aurelia stockte – so durfte sie es nicht ausdrücken. »Noch nicht«, fügte sie hinzu.
    »Was heißt das?«, fragte von Rüdesheim argwöhnisch.
    »Ich habe nicht alle Ingredienzien beisammen.«
    »Immer noch nicht? Die Schreiber haben mir gesagt, des Kaisers Keller sei voller teurer Erden.«
    »Sie taugen aber nichts.« Aurelia leerte den Becher in einem Zug, wie ein entschlossener Mann es getan hätte, und stellte ihn mit einem Knall auf dem Tisch ab.
    »Das wird er Euch nicht glauben, Heliodor.« Der Legat zog die Stirn kraus. »Spielt nicht auf Zeit, sagt mir lieber: Könnt Ihr es oder nicht?«

    »Ich kann Gold machen«, sagte sie mit Nachdruck, damit sie selber daran glauben konnte. Es musste ihr einfach gelingen. »Doch hängt dieses schwierige Werk davon ab, dass die Ingredienzien rein sind. Des Kaisers Zeug ist gestreckt und unrein, auch wenn er das nicht hören will.«
    »Dann überzeugt ihn.« Der Legat lehnte sich zurück. Sein Blick war sehr kalt.
    Aurelia nahm ihren Mut zusammen. »Nicht ich, Ihr müsst seine Einsicht bewirken. Das blaue Steinmehl in guter Qualität habe ich schon in Venedig bestellt und …«
    Von Rüdesheim unterbrach sie grob. »Oh nein, Heliodor. Die Wandlung ist Eure Aufgabe. Ihr seid der Alchemicus.«
    »Dann glaubt mir endlich, wenn ich Euch sage, dass es mit dem Zeug«, sie deutete mit dem Daumen hinter ihre Schulter, »dort im Burgkeller nicht zu bewerkstelligen ist. Es ist unrein, grob und alt. Und ohne blaues Steinmehl geht es gar nicht.«
    »Ihr seid in großer Gefahr«, sagte der Legat sehr langsam. »Das begreife ich wohl.«
    Das sah er falsch. Aurelia legte die Hand vor ihn auf die Schriftrolle. »Oh nein, da täuscht Ihr Euch:Wir sind in großer Gefahr.«
    »Wir?« Er machte ein Gesicht wie ein Spaßmacher beim Ostermarkt.
    Aurelia ärgerte seine gespielte gute Laune. »Tut nicht dümmer als Ihr seid. Sollte der Kaiser mich als Scharlatan in den Kerker werfen, wird man bald wissen, was unter meinem Bart zu finden ist.«
    Wieder lachte von Rüdesheim ganz unvermittelt fröhlich mit diesem jungenhaften Antlitz, zu dem er fähig war. »Niemand wird Euch je so sehen.« Seine Stimme wurde von Wort zu Wort härter. »Ohne Bart, meine ich.«
    Aurelia hörte deutlich die unterschwellige Drohung. »Was wollt Ihr damit

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