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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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rötliche Licht der Flammen erschien sein Schatten riesig an der Gewölbewand.Von Rüdesheims Gestalt dagegen verschwamm fast mit dem Dunkel bei der Tür. Nur sein bleiches Gesicht hing wie ein Mond über dem stillen Becken.
    Aurelia sah hinüber zur Büchse mit dem Rosenquarz. Die Dreizehn war die Zahl der Vollkommenheit. So konnte es nur folgerichtig sein, den Sand am Ende der Procedur hinzuzufügen.

    »So Gott will!« Aurelia griff zur Schöpfkelle, die auf dem Rand des Steinbeckens lag. »Tretet zurück. Die Glut vermag weit zu spritzen.« Sie rührte lange in dem Königswasser den schlackigen Bodensatz auf, bis die Flüssigkeit wie angedickt erschien. Dann füllte sie die Kelle, streifte den letzten Tropfen ab, trat zum glühenden Metallfluss und goss die Kelle darüber aus.
    Ein Knall, als berste ein Felsen, dröhnte durch das Gewölbe.
    »Jesusmaria«, schrie der Legat.
    Der Kaiser lachte nur. »Das ist wahre Alchemia!«
    Weißgrüner Dampf vernebelte alles, verzog sich jedoch rasch hinauf zu der geöffneten Lade. Aurelia vermochte schon zu erkennen, wie die Flüssigkeit im Metall verrann und verkochte. Wieder trat sie zum Königswasser, um die nächste Kelle zu schöpfen.
    Diesmal spritzte das Metall so hoch, dass sie es erst nach dem Knall in den Tiegel zurückfallen hörten, fast wie überkochender Griesbrei in einem Topf.
    »Atmet, aber nur flach«, rief Aurelia. Sie zog sich vor dem Rauch vier Schritt in den Winkel mit dem Brunnen zurück. Beinahe schwanden ihr die Sinne vom beißenden Gestank, von der Hitze unter dem falschen Haar und dem Getöse des verzischenden Königswassers. Doch weiter, weiter.
    »Sieben Kellen genau! Die Zahl allein verheißt Glück und …« Der Kaiser hustete und schien dabei zu vergessen, was er noch sagen wollte.
    Aurelia starrte in den Tiegel: Noch war die Flüssigkeit nur gleißend weiß von der Hitze. »Tretet zur Seite!«
    Der Kaiser gehorchte wie ein Diener. Seine Augen waren weit aufgerissen wie bei einem staunenden Kind im ersten Gewitter.
    Wie gut, dass sie dem Rat der Prophetissa gefolgt war und alles so gründlich vorbereitet hatte. Aurelia nahm die schwere
Eisenkette in der Ecke hinter der Tür auf. Der Legat sprang ihr aus dem Weg, wobei sie seine Angst fast riechen konnte.
    Die Kette zog sie über den Steinboden und legte sie Glied für Glied wie eine Schlaufe um den Tiegel auf dem Feuer.
    Sie schickte ein wortloses Gebet zum Himmel.
    Jetzt galt es. »Die Wandlung vollzieht sich in der Abkühlung.« Sie legte die beiden Kettenenden zueinander, griff sie und zog damit ganz langsam den Schmelztiegel vom Feuer und dem Rost weg auf eine Steinplatte. Das gleißende Weiß wurde schon dunkler. Gleich wäre es vollbracht …
    Ein Blitz stach in ihren Leib. Das dreizehnte Element fehlte noch! Aurelia ließ die Kette fahren, sprang zum Tisch mit dem Wasserkrug, nahm die Büchse und beugte sich über den Tiegel. Die oberste Schicht bildete schon eine Art Haut wie Milch. Aurelia streute vorsichtig das Rosenquarzpulver auf die Schmelze. Es knackte leise, zersprang noch feiner zu Staub, versank, verband sich. Die Farbe der Schmelze wechselte zu rot, mehr Rosenquarz, zu grün, oh Gott. Noch ein wenig! Zu blau?
    »Das Metall wird ja grün!«, rief der Kaiser.
    »Nein, blau«, flüsterte der Legat.
    Aurelia wäre fast gegen den glühenden Herd gefallen, so schwach wurden ihre Knie. Sie hatte versagt, hatte zu viel Rosenquarz eingestreut. Aber wie hätte sie die Menge auch schätzen sollen?
    »Seht!« Der Kaiser flüsterte. »Ist das Zauberei? Es wird gar scheckig.«
    Erst gepunktet wie ein Käfer, hatte die Prophetissa geschrieben.
    »Es zieht Streifen wie altes Fett in der Pfanne«, raunte der Legat.
    »Rot, grün, es bleicht aus zu Kupferfarbe?« Die Stimme des Kaisers überschlug sich vor Aufregung wie die eines Buben.
    Es soll schillern. Aurelia wagte einen klaren Blick. Die Schmelze
schillerte grün und kupferfarben und schon auch ein wenig gelblich! Aurelia vergaß alle Schwäche. Die Farbe im Tiegel wurde heller und heller, der Kupferton wurde mehr und mehr gelblich überlagert.
    »Es war rot … wird rotgolden … ist G-Gold!«, stotterte der Legat.
    Gieß es in der richtigen Farbe aus, schrecke es ab. Aurelia zog an der Kette, der Tiegel rutschte bis zum Rand vor, an einer Furche kippte er.
    Der Legat schrie auf, doch der Kaiser lachte. Er kannte seine kleine Schmelzanlage.
    Dampf zischte auf, das Gold ergoss sich über die Kante in ein niedriges Steinbecken voller

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