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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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Kleine Prinzessin wünscht Euch jetzt zu sehen, Herr.«
    Aurelia unterdrückte einen Seufzer. Es wäre auch zu schön gewesen, wenn die Audienz ihr erspart geblieben wäre. »Ich komme sofort.« Sie nahm noch ihren Hut vom Bettlager, schloss hinter sich die Tür und folgte der Dienerin die steile Turmstiege hinunter.
    Einige verwinkelte Galerien und Treppen weiter erreichten sie den Wohnflügel der Frauen. Hier waren die Wände mit großen Behängen geschmückt. In vielen Farben blühten auf den Stoffen ewige Gärten, lagen Fiedeln und Harfen an Brunnen und wilde Löwen verbissen sich in Wild. Nur weit im Süden mochte man so lebhafte und bunte Stoffe, die wohl zur Mitgift der Kaiserin gehörten.Vor zehn Jahren hatte der Habsburger die deutlich jüngere Eleonore aus Portugal zur Gemahlin genommen. Der Kaiser hatte erst spät im Alter von siebenunddreißig Jahren geheiratet, weil bis dahin alle seine Hochzeitspläne mit den Königshäusern Europas gescheitert waren.

    »Wartet hier. Ich will sehen, ob sie schon die Griechischstunde beendet hat«, sagte die Dienerin.
    Prinzessin Margret war nicht die Tochter der Kaiserin, wiewohl diese sie wie ihr eigenes Kind erzog. Der Legat hatte Aurelia auf der Reise schon davor gewarnt, je ein Wort über die Abstammung der Kleinen Prinzessin zu verlieren: zu niemandem, nicht mal den Dienern. Margret führte den Hoftitel Kleine Prinzessin . Man raunte, dass sie die Frucht der Verbindung des ledigen Kaisers mit einer Freifrau von Wolkenstein sei. Sehr geliebt soll er sie haben, wiewohl sie zu weit unter seinem Stand geboren war, als dass er sie hätte ehelichen können. Bei der Geburt der Kleinen Prinzessin war die Freifrau gestorben – doch diese ähnele ihrer Mutter in Aussehen und Wesen so sehr, dass der Kaiser mehr als Milde ihren Launen gegenüber walten lasse.
    Aurelia hielt sich im Schatten einer Säule. Die Höflinge sollten nicht gleich sehen, dass sie zu den Frauen vorgelassen wurde. Je weniger Gerede es um sie gab, desto besser.
    In der Vorhalle trugen Schreiber in braunen Mänteln eine Pergamentpresse vorbei. »… die Wittelsbacher rüsten gegen den Kaiser, die Kurpfalz trumpft auf, der Streit um den Mainzer Bischof ist immer noch nicht beendet«, sagte der eine gerade.
    »Was schert den Kaiser das Reich, wenn sein eigener Bruder Albrecht mit ihm ums Erbe kämpft? Schon wieder zieht er mit einem Heer gegen Wien«, seufzte der andere und stolperte fast.
    »Ist die Mainzer Kurwürde erst in den falschen Händen … auch ein Kaiser ist schnell abgesetzt …«
    »Still!« Der zweite Schreiber sah bestürzt über seine Schulter. »Bist du verrückt?«
    Dann bogen sie mit dem schweren Gerät in einen Gang ab. Mainz … Aurelia hätte den Stadtbrand und all die Qualen
seither so gern aus ihrem Gedächtnis getilgt. Doch das eigene Haus an der Stadtmauer, die glückliche Zeit mit Vater und ihrem Romuald, seine Verlässlichkeit, seine zärtliche Kraft – wie hätte sie das vergessen können? Aurelia gelang es nicht, einen Seufzer zu unterdrücken.
    »Was stöhnt Ihr, wo Ihr doch gar nicht lange habt warten müssen?«, missverstand die Dienerin. Sie winkte Aurelia durch die halboffen stehende, geschnitzte Tür hinein.
    Sonne durchflutete den großen Raum, ließ die Holztäfelungen der Decke glänzen und die Goldprägungen der Ledertapeten aufscheinen. Wohin Aurelia auch schaute, überall waren Perlen: an den Haarreifen des Hoffräuleins; Perlen und Steine an jedem Arm der Kleinen Prinzessin Margret.
    »Das ist also der große Alchemicus Heliodor, von dem mein Vater so voll des Lobes ist.« Kluge eisblaue Augen maßen Aurelia. Kirschrote, fein geschwungene Lippen spöttelten, weiße reine Wangen wölbten sich in edlem Rund. Nur ein wenig zu weit standen die Augen auseinander, die Nase war ein wenig zu schmal. Schöner als jetzt in ihrem achtzehnten Jahr hätte die Prinzessin kaum sein können.
    »Euch zu Diensten.« Aurelia verneigte sich.
    Das Kleid aus grünem Samt voller Stickereien reichte der Prinzessin bis zum Boden. Sogar Silberfäden hatten die Hoffräulein eingestickt.
    »Heliodor, Ihr werdet mich die Beschaffenheit der alchemistischen Erden und Salze lehren, sowie in den einfachen Wandlungen unterrichten. So ist es der Wille des Kaisers«, verkündete die Prinzessin gut gelaunt.
    Aurelia zuckte, sie war verdutzt. Der Legat hatte sie nicht vorgewarnt – war das etwa eine kleine Rache, aber wofür? Sie zeigte mit der Linken in den prächtigen Raum. »Über die

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