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Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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tastete nach Baldos Hand, und auch Paulina und Karolina drängten sich dichter an sie heran. Sie folgten dem Läuten der Kirchenglocken, die das Ende des Abendgebets ankündigten, während die Anspannung zwischen ihnen ebenso schwer auf ihnen lastete wie die feuchte, nach dem letzten Frost riechende Luft. Das Portal öffnete sich, und ein halbes Dutzend gut gekleideter Männer trat hinaus, nicht ohne einige Münzen klimpernd in einen ledernen Topf zu werfen.
    »Da ist er. Er ist es wirklich«, stammelte Karolina an Cristins Ohr.
    »Der Mann mit Mal auf Stirn«, bestätigte Paulina gepresst.
    Hilmar Lüttke, offensichtlich bester Stimmung, schien in ein angeregtes Gespräch verwickelt zu sein. Er sagte etwas zu einem der anderen Männer, zog den Kragen seines Mantels hoch und lachte. Sein Feuermal war selbst aus der Entfernung gut zu erkennen. Cristin hielt den Atem an und beobachtete, wie der Salzhändler sich mit einem Schulterklopfen von jedem seiner Begleiter verabschiedete und auf die Straße trat. Schnell huschten die vier hinter eine Reihe Eichen, die den Weg zu der Kirche säumte.
    Baldo legte den Zeigefinger an die Lippen, löste sich von der Gruppe und schritt auf den Mann zu. »Gott zum Gruße, Herr Lüttke.« Den Rücken kerzengerade und mit unbewegtem Gesichtsausdruck machte Baldo einen gelassenen Eindruck, doch Cristin wusste, der Schein trog.
    »Gott zum Gruße. Kennen wir uns?«, erwiderte der Salzhändler, ohne jedoch innezuhalten.
    Die drei Frauen schlichen näher heran, um das Gespräch verfolgen zu können.
    Lump, der Fremden gegenüber stets misstrauisch war, ließ ein tiefes Grollen hören. Cristin hielt ihm die Schnauze zu.
    »Wir haben … sagen wir, gemeinsame Bekannte«, fuhr Baldo nun unbeirrt fort. »Ihr solltet mir besser etwas von Eurer kostbaren Zeit widmen.«
    »Sollte ich das?« Lüttke zog die Brauen zusammen und wartete, bis sich die zwei Seeleute, die hinter ihnen gingen, entfernt hatten. »Ich wüsste nicht, warum. Ich werde zu Hause erwartet. Also, wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet.« Er nickte und wendete sich um.
    Baldo hielt ihn am Ärmel fest. »Wenn Ihr keine Aufmerksamkeit auf Euch ziehen wollt, rate ich Euch, mich anzuhören, Hans Klingbeil .«
    Mit einem Ruck machte der Salzhändler sich los, doch diesmal stellte Baldo sich ihm in den Weg. Paulina gab einen unterdrückten Laut von sich, woraufhin ihr Cristin, die sich hinter einer Häuserecke versteckt hielt und dem Hund ins Fell gegriffen hatte, damit er still blieb, einen warnenden Blick zuwarf.
    »Mein Name ist Lüttke. Hilmar Lüttke, und nun lasst mich vorbei!«, drang des Salzhändlers ungehaltene Stimme zu ihnen herüber.
    Cristin gab Karolina ein Zeichen, sich um Lump zu kümmern, trat aus dem Schutz der Finsternis ins schwache Licht, das der abnehmende Mond auf den Kirchplatz warf, und machte ein paar Schritte auf Lüttke zu.
    »Ja, so nennt Ihr Euch, wenn Ihr nicht gerade in Polen unterwegs seid und jungen Frauen die Ehe versprecht!« Obwohl die Knie weich waren, blieb ihre Stimme fest.
    Lüttkes Stirn verfinsterte sich. »Was hat dieses Weib hier zu suchen?« Er schaute von einem zum anderen. »Ihr redet irre! Lasst mich gehen, oder ich rufe die Büttel!«
    Baldo verzog das Gesicht und lachte auf. »Die Büttel? Das wäre vielleicht nicht der schlechteste Einfall, Lüttke.« Er gab Karolina und Paulina einen Wink vorzutreten.
    Bleich, doch hoch erhobenen Hauptes näherten sich die beiden.
    »Ihr solltet Euch zumindest an diese beiden Frauen erinnern.« Er trat zur Seite und gab den Blick auf die Polinnen frei, die nur einen Steinwurf von dem Salzhändler entfernt stehen geblieben waren.
    »Sollte ich das?« Der Salzhändler musterte die beiden kurz. »Nie gesehen. Was soll die Frage? Wagt Ihr es, deshalb meinen Feierabend zu stören?«
    Cristin musterte ihn abschätzig. »Oh ja, wir wagen es! Ich rate Euch, gründlich in Euren Erinnerungen zu forschen. Kennt Ihr diese Mädchen wirklich nicht … Hans Klingbeil?« Sie spie die Worte förmlich aus.
    Sie ließ die Polinnen einen weiteren Blick auf den groß gewachsenen Mann mit dem schütteren Haar und dem kurz geschnittenen Bart werfen und wies mit dem Kopf auf ihn. »War das der Mann, der euch auf dem Marktplatz entführt und zum Hafen gebracht hat?«
    Paulina nickte nach kurzem Zögern. »Ja. Er und dieser andere, Willberg. Hat gewartet auf Wagen«, erklärte sie laut und deutlich.
    Lüttke starrte sie an, in seinen verengten Augen glomm ein Feuer.
    »Was

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