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Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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sie fortzogen, in die Arme schlossen. Karolina stand, einen faustgroßen Stein in der Hand, vor dem regungslosen Körper des Salzhändlers, während Paulina sich ihres dünnen Umhanges entledigte, ihn in zwei Teile riss und mit der Hilfe ihrer Freundin den Bewusstlosen fesselte. Die schüchterne Karolina hatte Lüttke von hinten niedergeschlagen! Und Lump hielt still neben dem Regungslosen Wache.
    »Geht es, Liebes?« Baldo zog Cristin kurz an sich.
    Sie nickte, konnte sich jedoch nicht vom Anblick des gefesselten Mannes lösen.
    Nach einem flüchtigen Kuss machte Baldo sich von ihr los, legte Karolina seinen Umhang um die Schultern und wendete sich Lüttke zu, der soeben stöhnend die Augen aufschlug.
    »So schnell kann sich das Blatt wenden, du Hundsfott!«, presste Baldo mit verschränkten Armen hervor.
    »Was habt ihr … mit mir vor?«, stammelte der Salzhändler, noch immer benommen.
    »Wir gehen jetzt zu deinem Haus, und du wirst uns einiges erzählen.«
    Gemeinsam hatten sie Lüttke, die gefesselten Hände in seinem Mantel verborgen, in dessen Haus in der Beckergrove geschleppt. Seine Frau war beim Anblick ihres Gemahls entsetzt und verwirrt gewesen, hatte sich aber beeilt, saubere Tücher zum Versorgen der Wunden zu holen. Auf ihre aufgebrachten Fragen, was sie mit ihm angestellt hätten, antwortete Baldo, Lüttke sei in eine Schlägerei verwickelt worden. Sie hätten ihn gefunden und nach Hause gebracht. Zweifel waren nach seinen Worten in Frau Lüttkes Miene auszumachen.
    »Bettler«, meinte der Salzhändler, da sie ihn fragend ansah. »Sie wollten mir die Geldkatze abschneiden. Sieht schlimmer aus, als es ist.«
    Gislind Lüttke nickte, doch ihr Blick blieb sorgenvoll. Cristin versicherte ihr, sie benötigten keinen Arzt, worauf die Frau die Dornse verließ. Warum die ahnungslose Frau in des Salzhändlers düstere Machenschaften verstricken, wenn es nicht unbedingt nötig war?
    Als im Haus wieder Stille eingekehrt war, trat Baldo auf den Salzhändler zu, der sich in einen Lehnstuhl hatte fallen lassen. »Schlau, Lüttke. Wirklich schlau!«
    Der antwortete nicht, wandte den Kopf zur Seite.
    »Redet, Lüttke! Ich will Namen und die ganze Wahrheit!« Baldo hob drohend die zur Faust geballte Hand.
    Der Salzhändler schwieg.
    »Wart Ihr an der Verschleppung junger Mädchen beteiligt? Sprecht endlich, oder ich hole die Büttel!« Er senkte die Stimme zu einem gefährlichen Flüstern. »Wir haben genügend Zeugen dafür, dass Ihr mich und diese Frau dort mit einem Messer bedrohtet!«
    Lüttke schnaubte. »Diesen Weibern da soll das Gericht glauben?«
    Cristin, die neben ihm stand, betrachtete mit hochgezogenen Brauen die Kampfspuren, die Baldo, Karolina und sie selbst an dem Mann hinterlassen hatten. Seine Nase wirkte schief und schwoll zusehends an.
    »Das käme auf einen Versuch an.«
    Im lädierten Gesicht des Verletzten arbeitete es.
    Baldo sah ihm an, wie er abwog, plante und all seine Gedanken an eine Flucht wieder verwarf. »Ihr seid am Ende, Lüttke. Gebt endlich auf!«
    Nur langsam verstrich die Zeit, und die Spannung hing wie ein nahendes Gewitter im Raum. Dann endlich – es erschien Cristin wie eine Ewigkeit – öffnete Lüttke den Mund.
    »Ja, verdammt noch mal. Ich habe Mädchen aus Polen hierher geholt. Warum auch nicht?« Er wies mit dem Kopf auf Karolina. »Wer schert sich schon um diese Weiber? Die werden doch nicht vermisst! Sie sind dumm und zu nichts nutze, aber hübsch anzusehen. Gute, willige Ware wird in unserer schönen Stadt immer gesucht.«
    Die Polinnen wechselten die Gesichtsfarbe, und Paulina wollte auf ihn zustürzen. Cristin hielt sie am Ärmel fest. »Er ist es nicht wert. Das Schwein wird seine Strafe vor Gericht bekommen.«
     
    Cristin ballte die Hände zu Fäusten. Baldo erkannte, wie sie ihren aufkommenden Zorn niederzwang und die Beherrschung wiederfand. Sie beugte sich vor und stellte die Frage, die sie schon seit Langem beschäftigte. »Was ist mit Lynhard Bremer? War er auch dabei?« Ihre Stimme klang gepresst.
    Lüttke sah sie an. Vertiefte den Blick, stutzte. Plötzlich huschte ein Schimmer des Erkennens über sein Gesicht. »Du … Jetzt weiß ich, warum Ihr mir so bekannt … Ihr seid Lukas’ Bremers Witwe. Man hat Euch damals verurteilt und …«
    Cristin nickte. »Ja, die bin ich. Aber ich bin unschuldig am Tod meines Mannes.«
    »Beantworte die Frage, Lüttke«, befahl Baldo. »Gehörte er dazu?«
    Am Hinterkopf des Salzhändlers hatte sich eine hühnereigroße

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