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Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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redest du denn da, verdammtes Weibsstück?« Er stürzte auf Paulina zu, wollte ihr ins Haar greifen.
    In dem Moment traf ihn ein Fausthieb Baldos mitten ins Gesicht, und das hässliche Knacken eines Knochens ließ Cristin schaudern.
    Der Salzhändler taumelte, konnte sich aber fangen und machte einen Satz auf Baldo zu.
    »Vorsicht!«, schrie Cristin.
    Es war zu spät. Mit einer Behändigkeit, die sie nicht von Lüttke erwartet hätte, holte er aus und rammte seine Faust in Baldos Magengrube. Der Getroffene stöhnte auf, krümmte sich zusammen und sackte in die Knie. Cristin schlug entsetzt die Hand vor den Mund, als Baldo auf dem Pflaster liegen blieb. Karolina konnte den Hund nicht mehr halten, der mit lautem Gebell auf seinen Herrn zustürzen wollte. Cristins Herz machte einen schmerzhaften Satz, und sie zog Lump energisch am Nacken. »Bleib sitzen! Keinen Mucks!«
    Schon war der Salzhändler bei Baldo und presste ihn zu Boden. Blut lief in einem feinen Rinnsal aus Lüttkes Nase bis über sein Kinn, aber er schien es nicht zu bemerken. Baldo versuchte sich zu befreien und trat mit gebleckten Zähnen nach dem Widersacher, der ihn jedoch mühelos niederdrückte.
    »Hört auf! Hört sofort auf!« Cristin wollte auf die Männer zustürmen.
    Paulina hielt sie am Ärmel fest. »Bitte nicht«, wisperte sie.
    Mit einem Ruck machte Cristin sich los und sah sich Hilfe suchend um, doch der Platz war menschenleer.
    »Falls ihr um Hilfe rufen wollt, nur zu. Gewiss wird euch Gesindel niemand glauben«, höhnte Lüttke. »Ich schlage also vor, ihr verschwindet auf der Stelle, wenn euch euer Leben lieb ist …«
    »Ihr … Ihr droht uns?«, schnappte Cristin empört. »Ihr seid es, der sich zu fürchten hat!«
    Seine sehnige Hand legte sich demonstrativ um Baldos Hals. »Meinst du?«
    Cristin sah nur noch, wie Baldo nach Luft japste. Außer ihrem hastigen Atem war alles still. Keine Passanten. Keine Hilfe. Dann, aus einem Hinterhof in der Ferne, das Gackern aufgescheuchter Hühner. Schweißperlen liefen ihr über die Schläfen.
    »Ich schlage also vor«, wiederholte der Salzhändler betont langsam, ohne die Augen von den Frauen abzuwenden, »ihr macht euch fort, und ich vergesse, euch je getroffen zu haben. Ihr … habt mich ebenfalls nie gesehen. Ansonsten …« Diese Überheblichkeit, dieses siegessichere Grinsen.
    Nur einen Herzschlag später war sie bei ihm, krallte ihre Fingernägel in seinen Nacken.
    »Lass ihn los, du elendes Schwein!«
    Er brüllte auf, lockerte den Griff um Baldos Hals und wandte den Kopf.
    Lüttkes Miene war es, die Cristin das Blut in den Adern stocken ließ, als sich seine Augen in ihre senkten. Plötzlich packte er sie grob, um ihr im nächsten Moment etwas Kaltes an die Kehle zu drücken. Cristin schrie auf und fühlte, wie eine scharfe Klinge genau dort auf ihre Haut gepresst wurde, wo sie ihre Halsschlagader spürte. Hart schlug ihr Puls dagegen, ein Beben überlief ihren Leib. Schon ritzte die Klinge ihre zarte Haut. Ein Blutstropfen quoll hervor, rann über ihr Schlüsselbein.
    »Verfluchtes Weibsbild!«, hörte sie seine Stimme dicht an ihrem Ohr. Und an Baldo, der soeben auf die Füße sprang, gewandt: »Zurück! Sonst stirbt die Metze!«
    Cristin sah Baldo erstarren, vernahm das Knirschen seiner Zähne.
    »Haltet ein, Lüttke. Lasst sie in Frieden. Ihr macht alles nur noch schlimmer«, stieß er hervor, während der Salzhändler sie weiterhin fest umfangen hielt und ihr den Dolch an die ohnehin wie zugeschnürte Kehle drückte.
    Ihre Furcht drohte sie zu überwältigen. Dieser Mann war offensichtlich zu allem fähig.
    » Einhalten ? Dazu rate ich dir , Bursche!«
    Einige Speicheltropfen trafen ihre Wange.
    »Das liegt an dir! Derweil bleibt das Weib mein Faustpfand.« Er musterte Baldo von oben bis unten. »Wir wollen doch alle, dass die Angelegenheit hier glimpflich ausgeht, oder nicht?«
    Der Druck des Dolches an ihrer Kehle ließ etwas nach, und Cristin atmete auf. Lüttke setzte sich mit ihr in Bewegung, zog sie wie einen Sack Getreide hinter sich her. Flehend sah sie in Baldos Richtung, dessen Gesicht weiß wie Kalk war, während seine Kiefermuskeln mahlten. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie er an seinem Gürtel nestelte, und im nächsten Moment sprang er auf Lüttke zu. In seiner Rechten leuchtete etwas auf – ein Dolch. Auf einmal kurze, hastige Schritte. Ein tiefes Knurren. Ein dumpfer Schlag. Das Geräusch einer zu Boden fallenden Klinge erreichte ihr Bewusstsein. Hände, die

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