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Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Anklagebank und legte beide Hände auf die Brüstung. »Nach dem Tod Eures Bruders und der Verurteilung seiner Frau gehörte Euch die Goldspinnerei. Musste Lukas Bremer deshalb sterben?«
    »Die vermaledeiten Weiber haben sich alle gegen mich verschworen!« Lynhard sprang auf, aber der Büttel an seiner Seite packte ihn am Arm und drückte ihn mit Gewalt auf seinen Stuhl zurück.
    »Ja, ja, Bremer! Das hier ist ein einziger großer Irrtum, und alle lügen – alle außer Euch!«, rief Vogt Büttenwart. Seine Augen wurden schmal. »Ich glaube, wir sind nicht mehr weit von der Wahrheit entfernt. Ihr solltet darüber nachdenken, ob Ihr nicht Euren Frieden mit dem Allmächtigen machen und Ihm Eure Sünden bekennen wollt.« Er beugte sich vor und musterte Mirke mit nachdenklicher Miene. »Wahrscheinlich werden wir nicht mehr klären können, ob du von dem geplanten Mord wusstest«, erklärte er mit ruhiger Stimme. »Für deine Buhlschaft mit dem Angeklagten gezüchtigt zu werden ist Strafe genug, möchte ich meinen. Für heute kannst du gehen, aber man wird dich in den nächsten Tagen holen und bestrafen. Lass dir ja nicht einfallen, die Stadt zu verlassen!«
    Eilig und mit tränennassem Gesicht verließ Mirke unter den entrüsteten Rufen der Zuschauer den Gerichtssaal, sichtlich darum bemüht, Lynhard nicht ansehen zu müssen, der ihr einen wütenden Blick zuwarf.
    Cristin war wie gelähmt angesichts der Unverfrorenheit, mit der sich Lynhard dem Gericht und seiner Geliebten gegenüber präsentierte. Mirke dagegen tat ihr leid. So wie es sich inzwischen darstellte, hatte Lynhard die junge Frau die ganze Zeit über für seine Zwecke benutzt – zunächst, um seine Ehe mit Mechthild zu brechen und sich mit der wesentlich jüngeren Mirke zu vergnügen, und dann als ahnungsloses Werkzeug, um seinen Bruder umzubringen. Cristin war geneigt, ihrer ehemaligen Lohnarbeiterin zu glauben. Die Stimme des Fiskals riss sie aus ihren Gedanken.
    »Bremer, wie steht es? Habt Ihr Euch besonnen, ein Geständnis abzulegen? Oder leugnet Ihr immer noch?«
    »Ihr könnt mir nichts beweisen, niemand hier, erst recht nicht diese Weiber.« Schon waren auf einen Wink des Vogts hin die Büttel bei Lynhard und drückten ihm einen Stock in die Rippen, um ihn auf seinem Stuhl zu halten. »Nehmt eure dreckigen Finger von mir«, zischte er.
    Büttenwart nickte den Bütteln zu, woraufhin sie von dem Angeklagten abließen.
    Lynhard sprang auf und wandte sich an die zwölf Männer auf der Schöffenbank. »Ihr kennt mich als angesehenen Bürger dieser Stadt. Gedenkt dessen, wenn Ihr über mein Schicksal entscheidet!«
    »Setzt Euch augenblicklich hin, Bremer!«, ertönte Büttenwarts Stimme. »Sonst verurteile ich Euch wegen Missachtung des Gerichts zu zwanzig Rutenhieben.« Er nickte den Männern zu. »Die Schöffen sollen sich nun im Nebenraum beraten, um zu einem Urteil zu finden.«
     
    Einige Zeit später kehrten die zwölf Männer in den Gerichtssaal zurück. Ihr Sprecher, ein vornehm wirkender Mann in einer eng sitzenden Schecke und ebensolchen Hosen, verkündete das Ergebnis. »Wir konnten uns auf kein Urteil einigen, Richteherr, weil wir der Meinung sind, dass die Beweise nicht ausreichen, um Lynhard Bremer zum Tode zu verurteilen. Deshalb muss er wohl freigesprochen werden.«
    Vogt Büttenart nickte, sichtlich unzufrieden. »Ich habe damit gerechnet«, erklärte er. »So schließe ich mich Eurer Entscheidung an – allerdings nur ungern, wie ich betonen muss. Der Angeklagte möge freigelassen werden.«
    Unter den Zuschauern machte sich deutlich Unmut breit, und Cristin saß da wie vom Donner gerührt. Lynhard kam frei? Der Mörder ihres Mannes durfte als freier Mann den Saal verlassen, als sei nichts geschehen? Als hätte Lynhard ihre Gedanken gelesen, drehte er den Kopf in ihre Richtung. Die hochgezogenen Brauen und das Blitzen in seinen Augen ließen ihr das Blut in die Wangen steigen.
    Baldo erhob sich. »Richteherr, erlaubt mir, noch etwas vorzubringen, bevor der Angeklagte den Saal verlässt.«
    »Sprich, Schimpf. Was hast du zu sagen?«
    »Lynhard Bremer kann vielleicht nicht des Mordes an seinem Bruder überführt werden, aber was ist mit der Verschleppung der Frauen, in die er und einige andere ebenso ehrenwerte Bürger Lübecks verwickelt waren?«
    »Auch das wird sich schwerlich beweisen lassen. Konrad Küppers und Hilmar Lüttke sind beide nicht mehr am Leben!«
    Cristin wies auf Karolina und Paulina. »Diese beiden Frauen waren dabei,

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