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Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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hier nicht dumm herum und kümmere dich um den Köter.« Der Bader wies mit dem Kopf in Richtung Tür und wendete sich ab.
     
    Als Cristin eine Weile später die Kate wieder betrat, fühlte sie sich besser. Der sanfte Wind und die friedliche Atmosphäre der Wiesen und Felder, die sich hinter Ludewigs Hütte befanden, hatten ihr gutgetan. Die Freude des Hundes und die Art, wie er genüsslich ein Stück getrocknetes Fleisch verspeiste, hatten sie innerlich ruhiger werden lassen.
    »Du kommst gerade recht«, begrüßte Ludewig Stienberg sie und winkte sie näher. »Ich werde dir zeigen, was du zu tun hast.« Mit ruhiger Stimme erklärte er ihr, wie sie den Gesundheitszustand des Verletzten bewachen konnte. War seine Haut trocken oder schwitzig, zeigte er eine Reaktion, schlug sein Herz regelmäßig?, waren nur einige der Dinge, auf die sie zu achten hatte, während Ludewig seine Wunden nähen wollte. »So, du Bangbüx, können wir anfangen?«
    Cristin nickte. Großer Gott, ob sie sich das wohl alles merken konnte, was der Bader ihr in knappen Worten erläutert hatte? Ihr schwirrte der Kopf. Was, wenn ihr ein Fehler unterlief oder sie irgendetwas übersah? »Ja, ich bin so weit.«
    Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, wie Ludewig aus einem der Regale etwas hervorholte, wagte aber nicht zu fragen. Ihr ganzer Körper prickelte wie von tausend Nadelstichen, während sie ihre Aufmerksamkeit auf Baldos Gestalt richtete. Aus einem Impuls heraus ergriff sie seine schlaff neben dem Körper liegende Hand. Es waren Hände, die von schwerer Arbeit zeugten. Wieder einmal überfiel sie ein Anflug von Abscheu, während sie seine Schwielen betrachtete, doch das erste Mal spürte sie auch Wärme bei ihrem Anblick. Diese Hände hatten nicht nur Leben genommen, sondern auch gegeben. Plötzlich überkam sie eine ungeahnte Kraft, ihr kam es vor, als würde mit jedem neuen Schlag ihres Herzens Zuversicht durch ihre Adern rinnen. Sein Puls war langsam, aber gleichmäßig. Unser Leben hat erst begonnen . Ohne dich schaffe ich es nicht . Seine vorher so klammen Hände erwärmten sich unter ihren. Neben sich fühlte sie die Anwesenheit des Baders. Manchmal hörte sie ihn flüstern, als ob er sich selbst Anweisungen erteilen würde, aber Ludewig arbeitete konzentriert und schien keinerlei Notiz von ihr zu nehmen. Als der Bader eine neue Darmsaite aufzog, um die Wunde zu nähen, wendete sie sich ab.
    »Wie geht es Adam?«, erkundigte Stienberg sich, ohne die Arbeit zu unterbrechen.
    »Adam?«
    »Ja, deinem Bruder. Du sagtest doch, er heißt Adam.«
    »Oh. Ja, natürlich.« Sie nickte. »Ich glaube, es geht ihm gut.«
    »Das Schlimmste ist überstanden. Jetzt nur noch die Beinwunde«, erläuterte er und wischte sich Schweiß von der Stirn. »Erhitze das Brenneisen und mach uns etwas zu essen, danach bereite ihm einen Kräuteraufguss zu. Er wird durstig sein, wenn er erwacht. Im Korb auf dem Regal findest du alles Nötige.«
    Als Ludewig und Cristin sich endlich setzten, um ein einfaches Mahl aus Brot und Käse zu sich zu nehmen, war das Gesicht des Baders von Erschöpfung gezeichnet. Baldo, mit sauberen Leinentüchern verbunden, hatte noch einige weitere Tropfen Bilsenkraut verabreicht bekommen und schlief.
    »Wir sollten auch eine Weile ruhen, Agnes«, gab er zu bedenken. »Wenn dein Bruder erst mal wach ist, wird er uns auf Trab halten.«
    Auch sie hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten, und gähnte hinter vorgehaltener Hand.
    »Müde?«
    Sie nickte. »Wird … Adam später wieder normal laufen können?«
    Ludewig rieb sich die Augen. »Er wird für lange Zeit hinken, mehr wage ich nicht einzuschätzen.«
    Das Herz wurde ihr schwer.
    »Wohin sollte eure Reise gehen, Agnes?«
    »Nach … nach Lüneburg. Wir haben dort Verwandte«, antwortete sie ein wenig hastig. Auf einmal wurde ihr die Ausweglosigkeit ihrer Lage schmerzlich bewusst. Wochen würden ins Land ziehen, bevor Baldo reisefähig wäre, und selbst dann … Wohin sollten sie fliehen? Wo sollte sie sich mit einem verletzten Mann verstecken, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu lenken? Sie vergrub das Gesicht in ihren Händen. »Wie lange wird es dauern …«
    »… bis ihr weiterreisen könnt?«, beendete er ihren Satz. Sein Blick wanderte zu Baldo hinüber. »Das hängt davon ab, wie alles verheilt. Falls ihn ein Fieber heimsuchen sollte …«
    »Ja, ich verstehe.« Sie erhob sich, um noch einmal nach dem Verletzten zu sehen.
    Eine Hand legte sich unvermittelt auf ihre Schulter. »Du warst

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