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Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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geholfen?«
    Der Bader antwortete nicht und streckte stattdessen eine Hand aus. »Gib mir bitte den Wein.«
    Cristin beobachtete, wie er zunächst etwas Wein auf die Wunde an Baldos Seite goss. Auch die ausgefransten, leicht violett verfärbten Wundränder ließ er nicht aus. »Was ist das?«, flüsterte sie.
    »Das da?« Er wies mit dem Zeigefinger auf etwas Helles inmitten der Wunde. »Gebein, ein Stück seiner letzten Rippe. Ist abgebrochen.« Er schürzte die Lippen. »Ich muss es entfernen.«
    Ein leises »Oh« war alles, was sie herausbrachte. Im Wald hatte sie die hervorstehende Rippe in ihrer Aufregung gar nicht bemerkt. Vorsichtig fasste der Bader in die Wunde, befühlte das fingerlange Knochenstück und bewegte es leicht hin und her. »Gut, es löst sich«, murmelte er und zog es heraus. Ohne den Blick von Baldo zu wenden, warf er es auf den Lehmboden.
    Cristin schluckte. Plötzlich schienen die Wände auf sie zuzukommen, und sie taumelte.
    Mit einem Arm hielt Ludewig ihre Hand umklammert, damit sie nicht fallen konnte. »Potzblitz! So reiß dich doch zusammen, Weib!«, befahl er barsch. »Du musst mir jetzt helfen, verstehst du? Sonst können wir deinen Bruder begraben! Willst du das?«
    Sie schüttelte den Kopf. Den Blick starr auf die Wand gerichtet, reichte sie Ludewig ein Leinentuch nach dem anderen, hielt sich danach an Baldos bereits vertrauten Zügen fest und versuchte alle Geräusche und Gerüche auszublenden.
    »Agnes, dort hinten im Regal findest du einen Kochtopf. Mach Feuer und erhitze die Schröpfköpfe. Wir brauchen sie später.« Die Stimme des Baders klang ein wenig ungehalten.
    »Entschuldigt.« Cristin bewegte sich auf die offene Feuerstelle nahe der Tür zu. Ihre Beine schienen kaum noch zu ihr zu gehören, während sie die geforderten Aufgaben verrichtete.
    »Achte darauf, dass meine Instrumente nicht zu heiß werden. Und dann komm her, ich brauche das Messer.«
    Sie holte tief Luft und gab ihm das Verlangte. Ludewig reinigte das Messer gründlich mit Wein und setzte es an der oberen Wundstelle an. Schweiß brach ihr aus allen Poren, als sie zusah, wie er das Messer in die offene Stelle hielt und anritzte.
    »Ich muss die Verletzung öffnen, damit die schlimmen Säfte abfließen können.«
    Dunkles Blut tropfte heraus, während der Bader den Schnitt verlängerte.
    Täuschte sie sich, oder hatten Baldos Lider sich bewegt? Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und fixierte den verletzten Mann. »Ich … ich glaube, er wird wach.«
    Der Bader murmelte einen Fluch. »In einem der Bündel ist eine kleine Flasche. Gib einige Tropfen daraus auf den Schwamm. Schnell!«
    Baldos Finger zuckten. Rasch holte sie die Flasche hervor, zog den Korken heraus und träufelte etwas von der bräunlichen Flüssigkeit auf den Schwamm vor seinem Mund. Als sie merkte, wie seine Finger kurz darauf erschlafften und sein Kopf zur Seite sank, fiel die Anspannung allmählich von ihr ab.
    »Gut«, brummte Ludewig, »nun bring mir die Schröpfköpfe.«
    Cristin holte den erwärmten Topf von der Feuerstelle und stellte ihn vor dem Bett ab, um einen nach dem anderen mit spitzen Fingern herauszufischen. Sie wollte nicht zusehen, dennoch blieb ihr Blick wie gefesselt an den Schröpfköpfen hängen, die der Bader geschickt an verschiedenen Stellen der Wunde anbrachte, indem er die Instrumente auf das rohe, geschwollene Fleisch setzte. Viel zu warm war es in der Kate. Ihre Handflächen wurden feucht, und sie glaubte, in der schweren Luft aus menschlichen Ausdünstungen und Alkohol ersticken zu müssen. Ein widerlicher Geruch entströmte den Wunden, und Cristin schluckte den bitteren Geschmack hinunter, der sich in ihrem Mund gesammelt hatte.
    »Wenn die Schröpfköpfe abkühlen, wird Blut hervorgepresst, das ihn von allen Übeln reinigen wird. Keine Sorge, dein Bruder spürt nichts davon.«
    Cristin suchte nach Worten, um das auszudrücken, was sie empfand, doch ihre Angst, zu viel zu verraten, ließ sie wachsam sein. »Danke. Danke, dass Ihr uns helft«, war alles, was sie hervorbrachte. Offen schaute sie ihn an und versuchte ein Lächeln, was jedoch kläglich misslang.
    »Ich bin Bader. Das ist meine Aufgabe.« Er räusperte sich. »Geht’s noch, Mädchen? Wir werden eine ganze Weile brauchen, bis wir hier fertig sind. Ich schlage vor, du versorgst den Hund und machst einen kurzen Spaziergang.« Seine Stimme wurde schroffer. »Wenn du zusammenklappst, kann ich dich nicht brauchen. Also geh!«
    Sie zögerte.
    »Steh

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