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Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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tapfer, Weib. Hast Biss, das gefällt mir.«
    Überrascht sah sie zu Ludewig auf.
    »Manch eine wäre rausgerannt und hätte gekotzt.« Er musterte sie von Kopf bis Fuß und grinste. »Aber du scheinst recht zäh zu sein, auch wenn man es dir nicht ansieht.«

3
     
    H elle Schimmer tanzten vor seinen geschlossenen Lidern. Ihm war heiß, und in seinem Kopf drehte sich alles, fast so, als hätte er zu viel billigen Wein getrunken. Neben sich fühlte er die Anwesenheit einer anderen Person, Geräusche drängten sich in seinen Geist. Das Rascheln von Stoff und schwere, schlurfende Schritte auf dem Boden. Eine Hand, die seine berührte und kurz festhielt. Ihm war, als würde er in eine andere Welt eintauchen. Wo vorher Stille und Leichtigkeit geherrscht hatten, dröhnte ihm nun jeder Laut in den Ohren, und in seinem Leib schien ein schwelendes Feuer zu wüten. Er wollte sich in den gnädigen Schlaf zurückfallen lassen, um alle Eindrücke auszuschalten, doch es gelang ihm nicht. Bei seinem ersten bewussten Atemzug zuckte er vor Schmerz zusammen.
    »Adam? Bist du wach?« Er lauschte auf die leise, weiche Stimme. »Hörst du mich?«
    Zaghaft hob er die Lider und starrte in die Augen einer jungen Frau, die sich mit ernster Miene über ihn beugte. Sie war schmal und trug ein stramm gebundenes Kopftuch.
    »Adam, kannst du mich verstehen?«
    Adam. Er öffnete den Mund, aber seine Worte glichen mehr dem Krächzen eines Raben als der Stimme eines Mannes. »Wer … wer bist du?«
    Die Frau schwieg einen Moment lang.
    Im Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr, dann eine dunkle Stimme. »Ist er wach?«
    »Ja.« Sie flüsterte an seinem Ohr. »Ich bin es, Agnes. Deine Schwester. Verstehst du mich?«
    Er nickte schwach. Sein Name war Adam. Er hatte eine Schwester.
    »Wir sind in einer Kate, bei einem Bader. Ludewig wird dich gesund machen.«
    »Wie … wieso?« Er forschte in seinem Gedächtnis, aber da war nichts außer einer vagen Erinnerung an das Plätschern von Wasser und dem Grün eines dichten Waldes. »Was ist geschehen?«
    »Eine Wildsau hat dich angegriffen. Du bist schwer verletzt, Adam. Der Bader wird dir helfen.«
    Forschend betrachtete er ihre Gestalt, das schmale Gesicht und die dunkel umränderten Augen. »Aber … was wollte ich in dem Wald? Wohin wollten wir gehen … Agnes?«
    »Sprich nicht so viel. Es strengt dich zu sehr an. Ich werde dir später alles erklären.«
    Der Fremde trat näher und beugte sich über ihn. »Du bist also wach, das ist gut.« Er lachte breit, sodass seine Zahlücken deutlich zu sehen waren. »Du wirst Durst haben. Deine Schwester hat dir einen Kräuteraufguss gemacht.« Der Mann prüfte den Herzschlag und fühlte seine Stirn. »Alles in allem hast du noch mal Glück gehabt, Junge. Wenn deine Schwester nicht gewesen wäre … Ich bin übrigens Ludewig.« Er klopfte ihm auf die Wange. »Wenn die Schmerzen zu stark werden, sag uns Bescheid, dann gebe ich dir Mohnsamen. Aber du bist noch ein junger Hüpfer und wirst das schon schaffen, nicht wahr, Agnes?« Mit diesen Worten entfernte Ludewig sich, nahm den Wassersack vom Boden auf und ging zur Tür hinaus.
    »Warum … was suchen wir hier? Ich … ich kann mich nicht erinnern.« Trotz der Schmerzwellen, die durch seinen Leib jagten, registrierte er, wie das Gesicht seiner Schwester sich verdüsterte.
    Sie berichtete ihm mit ruhigen Worten, dass Ludewig sich angeboten hatte, sie zunächst mit nach Hamburg zu nehmen. »Er lebt dort, Adam. Und wir müssen hier weg, bevor uns jemand findet.«
    »Warum? Warum darf uns niemand finden? Haben wir etwas Schlimmes getan?« Auf einmal erschien ihm alles düster und voller Rätsel. Dieser Mann, die Kate – und die Frau. Das Einzige, was er spürte, waren sein geschundener Körper und die zunehmenden Schmerzen.
    »Nein. Aber das ist jetzt nicht so wichtig«, wich sie aus. »Du musst dich schonen. Alles Weitere wird sich finden.« Die Frau, die sich Agnes nannte, tupfte ihm die Stirn mit einem kalten Lappen ab und gab ihm zu trinken. Er suchte in ihrer Miene nach einem Anker, an dem er sich festhalten konnte, nach dem Hauch von Erinnerung oder einer Vertrautheit. Doch alles in ihm blieb still.
     
    Ihre Gedanken arbeiteten fieberhaft. Baldo hatte also tatsächlich vergessen, was geschehen war. Mein Gott! Sie hatte schon von solchen Fällen gehört: Gedächtnisverlust. Meist ging das nach wenigen Tagen vorüber. Vermutlich war es besser, ihn noch eine Zeit lang in dem Glauben zu lassen, sie wären Bruder

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