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Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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den Lauf der Dinge nicht zu verändern«, fuhr Piet fort. »Sie glaubte an den Lauf der Sterne und die Kräfte der Natur, weißt du? Nach einer schlaflos verbrachten Nacht schüttete sie letztlich den Aufguss weg. Sie fragte sich wieder und wieder, wie sie zwei Kinder durchbringen sollte, wenn sie selbst gerade genug hatte, um zu überleben.
    Es war ein stürmischer Frühlingstag, als wir zur Welt kamen. Nur die alte Wehfrau aus der Engelsche Grove sei bei ihr gewesen, als Mama uns aus dem Schoß presste. Viel später berichtete sie mir, wie erschöpft sie gewesen war. Trotzdem sei dies der glücklichste Moment ihres Lebens gewesen. Mama meinte, der dünne Flaum auf meinem Kopf wäre etwas heller als deiner gewesen. Wir sollen uns überhaupt nicht ähnlich gesehen haben. Während ich viel schlief, hast du oft aus Leibeskräften geschrien, obwohl du kleiner und schwächlicher warst als ich.«
    »Was geschah dann?«, wollte Cristin wissen.
    Piet fuhr sich über das Gesicht und schürzte die Lippen. »Ich erinnere mich noch genau an Mutters Worte, als sie erzählte, was sich an jenem Tag ereignete. Etwa zwei Wochen, nachdem wir geboren worden waren, klopfte es an der Tür. Mama stillte mich gerade. Eine Frau in einem gut geschnittenen Mantel betrat die Hütte und setzte sich neben sie. Unsere Mutter kannte diese Frau gut.«
    Cristin schloss die Augen. Während Piet weitersprach und schilderte, was nun geschehen war, sah sie alles vor sich.
    »›Gott zum Gruße, Sybil.‹
    ›Was kann ich für Euch tun, Frau Weber?‹
    Diese biss sich auf die Lippen. Ihr Gesicht war verquollen, als ob sie viel geweint hätte. ›Deine Mittel haben mir nicht geholfen, Sybil. Selbst die Zaubertränke der alten Johanna habe ich probiert. Alles vergebens.‹
    Mutter war wohl aufgebracht und schimpfte. ›Zaubertränke sind Teufelswerk, Frau Weber! Es beschwört den Leibhaftigen persönlich!‹
    ›Glaube mir, Sybil‹, erwiderte die andere Frau mit einem sehnsüchtigen Blick auf mich. ›Für ein Kindchen wie dieses würde ich selbst meine Seele opfern.‹
    ›Sagt nicht so etwas!‹ Unsere Mutter muss entsetzt gewesen sein.
    ›Ich kann Euch nicht mehr helfen, Frau Weber. Ich habe alles versucht. Es tut mir leid.‹
    Zwischen den beiden Frauen soll sich Schweigen ausgebreitet haben. Aus einer Ecke der Kammer erklang jämmerliches Weinen. ›Die beiden haben ständig Hunger‹, erklärte Mutter. Wie ich sie kannte, hatte sie gewiss dieses dünne Lächeln im Gesicht, das zeigte sie immer, um ihre Gefühle vor anderen zu verbergen. Gesche Weber beobachtete, wie Mutter mich in ein Bett legte und zu dir hinüberging, denn deine Stimme wurde fordernder. ›Darf ich sie mal halten, Sybil?‹
    Nach kurzem Zögern legte Mama dich in ihre Arme.
    ›Sie ist hübsch‹, soll die Besucherin gemurmelt haben, während sie dir zart über die rosigen Wangen strich. Das Schreien schien sie nicht zu stören, zu sehr war sie in deinen Anblick versunken. Mit deinen winzigen Fingern umklammertest du ihren Daumen und hieltest sie fest. Gesche Weber hob den Kopf. ›Gib mir dieses Mädchen, Sybil. Ich werde für sie sorgen und sie lieben, als wäre es mein eigenes.‹
    Mutter wich zurück. ›Das kann nicht Euer Ernst …‹
    ›Es soll dein Schaden nicht sein, Sybil. Ich habe Geld genug, um für beide Kinder aufkommen zu können.‹
    Mama riss dich aus den Armen der Frau, bebte am ganzen Leib. ›Wer denkt Ihr, wer ich bin? Nur weil Ihr reich seid und ich arm, glaubt Ihr, mein Kind kaufen zu können?‹
    Gesche Weber legte ihr eine Hand auf den Arm. ›So ein Unfug. Setz dich zu mir, Sybil.‹
    Das Schreien hörte schlagartig auf, als Mutter neben ihr Platz nahm und dich an die Brust legte. Bis auf die leisen, schmatzenden Geräusche soll es still in der Hütte gewesen sein.
    ›Denk nach, Sybil.‹ Sie machte eine ausholende Handbewegung. ›Schau dich um. Wie willst du arbeiten, wenn du zwei Säuglinge zu versorgen hast?‹
    ›Es wird schon gehen‹, beeilte sich Mutter zu versichern. ›Wenn sie schlafen, kann ich Tinkturen und Salben herstellen. ‹
    Gesche nickte gemächlich. ›Sicher, das kannst du. Aber was willst du tun, wenn ein Kranker dringend deine Hilfe benötigt? Willst du ihm sagen, er soll wiederkommen, wenn die Kinder satt und zufrieden sind?‹
    Mutter erhob sich hastig, drückte dich an sich und ging, um nach mir zu schauen. Ich schlief. ›Was geht es Euch an? Lasst das nur meine Sorge sein.‹
    Kopfschüttelnd betrachtete Gesche Weber ihr

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