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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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ein bemerkenswertes Abenteuer antreten …« Bei den Sternen! Das war noch
schlimmer.
»Hört mir mal zu«, sagte er schließlich mit normaler
Stimme und ohne väterlich strengen Unterton, »dem
Krallenturm droht eine große Gefahr.«
»Die Greifen!« rief sofort ein Kind in der ersten Reihe
mit heller Stimme.
»Ganz recht, die Greifen. Gorgrael, der Zerstörer, von
dem habt Ihr doch sicher schon gehört?«
Hunderte Köpfe nickten.
»Also, dieser Gorgrael hat Tausende von Greifen beisammen, und viele befürchten, daß er mit ihnen den
Krallenturm angreifen will.«
»Wir würden alle umkommen, wenn wir hierblieben«,
bemerkte ein rothaariges Mädchen nüchtern, und Dornfeder betrachtete sie.
»Ja, wir alle würden hier den Tod finden. Deswegen
will ich jeden Ikarier in Sicherheit bringen. Und weil es
viel zu gefährlich wäre, Euch hier über die Eisflächen
zum Nordra zu führen, will ich etwas ganz anderes versuchen.«
»Feinauge hat gesagt«, rief ein besonders aufgeregtes
Kind, »daß wir zu den unterirdischen Kanälen aufbrechen! Was sind eigentlich Kanäle? Wo liegen sie? Und
wie kommen wir alle dorthin?«
Zehn Minuten lang erklärte der Offizier ihnen nun so
kindgerecht, wie ihm das möglich war, was es mit der
Unterwelt und den Charoniten auf sich habe. Er berichtete ihnen auch, wie er selbst vor zwei Jahren in Begleitung
von Rivkah, der Zauberin und Sternenströmer über die
Wasserwege gefahren sei. Und die Reise sei rasch und
ohne irgendwelche Schwierigkeiten verlaufen.
»Also«, schloß er dann, »glaubt Ihr, daß Ihr eine Fahrt
auf den Kanälen versuchen wollt?«
Ein Chor von lauten und hellen Stimmen versicherte
ihm, daß sie es wagen wollten. Dornfeder entdeckte kein
einziges Kind, das vor dieser Reise zurückschreckte. Die
Gebrechlichen lächelten freundlich, weil er alles den
Kindern so schön dargelegt hatte. Der Geschwaderführer
forderte nun die Größeren auf, jeweils ein kleines Kind
an die Hand zu nehmen, und versammelte sie dann am
Eingang zum ersten Tunnel.
Der junge Mann führte die Schar an, denn er allein
kannte den Weg nach unten. Er mußte sich eben darauf
verlassen, daß alle Kinder ihm gehorsam folgten. Was,
wenn eines falsch abbog und Dutzende ihm brav hinterherliefen? Und wenn sie dann in Panik gerieten? Oder
wenn eines der Kleinkinder es unterwegs mit der Angst
zu tun bekam und nicht mehr weiterwollte? Aber er
machte sich umsonst Sorgen, denn die Alten und Schwachen bildeten das Ende des fröhlichen Zuges und sorgten
dafür, daß kein Kind in die Irre lief.
Und so folgten sie Dornfeder in die Tiefe, und niemand bekam Angst oder fand sich nicht mehr zurecht.
Nach ungefähr zehn Minuten stimmten einige Kinder
sogar ein Lied an, in das rasch alle anderen einfielen. Das
wärmte dem Geschwaderführer das Herz und schenkte
ihm Zuversicht. Komme, was da wolle, für sein Volk
würde es eine Zukunft geben.
Sie brauchten anderthalb Stunden, um den Eingang
zur Unterwelt zu erreichen.
Viele Kinder staunten sehr über den riesigen Brunnenschacht, der tief in die Erde hinabführte, und bewunderten auch die eingemeißelten Tänzer an den Wänden. Einige fuhren sogar mit den Fingerspitzen deren Formen
nach. Kein einziges weigerte sich dann, die leuchtenden
Marmorstufen zu betreten, die in den Schacht gehauen
waren.
Und so stiegen die jüngsten Ikarier mit Gesang und
munterem Sinn hinab in die Unterwelt.
Damals, vor zwei Jahren, hatte Sternenströmer etliche
verwundete Vogelmenschen dabeigehabt und war, wie
Dornfeder sich erinnerte, nur langsam vorangekommen.
Mit den Kindern ging es jetzt doch etwas schneller.
Wenn die Gebrechlichen nicht gewesen wären, hätten sie
sicher noch rascher ihr Ziel erreicht. Anscheinend
brauchte niemand eine Rast.
Jedesmal, wenn der junge Mann stehenblieb, um nach
oben zu schauen und festzustellen, ob alle mitkamen, sah
er die lange Reihe der Kinder, die zu zweien oder dreien,
sich an den Händen haltend und singend, die Treppe herabkamen.
»Wenn das Leben nichts Großes mehr für mich bereithalten sollte«, murmelte er bei einer solchen Gelegenheit,
»so will ich es doch als erfüllt bezeichnen, allein wegen
dieses wunderbaren Anblicks. Mögen die Götter mir beistehen, daß ich die Kinder nicht in den Untergang führe.«
Nach einigen Stunden erreichten sie die graue Kammer
am Grund des Brunnenschachts. Dornfeder achtete darauf,
daß kein Kind sich zu nah an den Kanalrand stellte. Sie
schwiegen jetzt, doch nicht aus Erschöpfung,

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