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Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition)

Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition)

Titel: Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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gesagt“, teilte er ihr mit. „Ich tue Frauen nichts.“
    „Sie sind schwerlich für meine Gegenwart hier verantwortlich. Ich bin hier aufgrund meiner eigensinnigen Sturheit.“ Sie nahm noch einen Schluck Tee.
    „Wortklauberei“, entgegnete er. „Sie sind hier. Wer ist daran schuld, wenn nicht ich?“
    „Der Duke of Clermont kommt mir da in den Sinn. Sie sind sein Angestellter, nicht anders herum.“
    Mr. Marshall schnaubte abfällig. „Glauben Sie das?“
    Sie nahm einen weiteren Schluck Tee, statt die Frage zu beantworten. „Das hier ist der beste Tee, den ich je getrunken habe“, sagte sie. „Danke.“
    „Danken Sie mir nicht.“
    Ihr Blick fand seinen, verfing sich in ihm, sodass sie feststellen musste, sie konnte nicht wegschauen. Seine Augen waren braun – hell, wie die Farbe des Sonnenlichts, das durch das Herbstlaub fiel. Er war ganz auf sie konzentriert, und die Welt um sie herum schien sich aufzulösen – die dunklen Wolken über ihr, die Pfützen zu ihren Füßen. Es gab nichts als ihn.
    Es war mehr als drei Monate her, seit sie auch nur den mildesten Anflug sexueller Anziehung verspürt hatte. Sie hatte gedacht, sie hätte die Fähigkeit dazu für immer verloren, als sei sie ihr geraubt worden durch Furcht und die kalten klammernden Hände dunkler Erinnerungen. Doch dem schien nicht so zu sein. Ihre Vernunft ließ sich durch drei Schluck Tee und einen Regenschirm umstimmen.
    Sicher. Er ist sicher.
    Aber auch wenn er ihr Schutz vor dem Wetter und Wärme gebracht hatte, war da nichts Sicheres an ihm.
    Mr. Marshall lächelte sie an – nicht das unverbindliche Lächeln eines entfernten Bekannten, sondern ein Lächeln mit scharfen Kanten. Dennoch blieb er auf seiner Hälfte der Bank. Regen sammelte sich auf der Krempe seines Hutes und tropfte über den Rand, aber er sah dadurch nicht im Geringsten unordentlich aus.
    „Sie hätte auch einen Diener mit einem Regenschirm herschicken können. Sie hätten nicht selbst kommen müssen.“
    „Ich habe mir gedacht, es würde sie weitaus mehr aus dem Gleichgewicht bringen, wenn ich Sie persönlich füttere“, antwortete er.
    „Füttern? Sie haben mich nicht …“
    „Ah. Danke für die Gedächtnisstütze.“ Er wickelte das Päckchen aus dem Wachspapier aus, woraufhin zwei leicht zusammengedrückte Sandwiches zum Vorschein kamen, die mit einer seltsamen grün-rosa Mischung gefüllt waren.
    „Das sollte ich nicht annehmen.“
    Er schnaubte. „Sie sollten jedenfalls nicht im Regen auf einem Platz stehen. Ihre Hände sollten nicht so kalt sein, dass sie damit keine Teetasse mehr halten können. Ich hasse die Vorstellung, was Sie dabei Ihren Lungen antun, wenn Sie stundenlang diese kalte feuchte Luft einatmen. Sie setzen Ihre Gesundheit aufs Spiel. In welcher Welt nur können Sie all das tun, aber kein Sandwich annehmen?“ Er hielt ihr das aufgeschlagene Wachspapier hin. „Essen Sie.“
    „Sie versuchen wieder, mich einzuschüchtern.“ Dennoch nahm sie eines der angebotenen Sandwiches und knabberte vorsichtig am Rand. Sie war sich nicht sicher, was genau der Belag war – irgendeine Art Räucherschinken vielleicht. Gewürfelte Gurken waren leichter zu identifizieren. Auf jeden Fall schmeckte es köstlich, auch wenn sie vermutete, dass das mehr mit ihrem Hunger und der Kälte zu tun hatte als mit dem tatsächlichen Sandwich.
    Er füllte ihre Teetasse erneut.
    Sie schluckte. „Sie sind zu freundlich.“
    „Nein, bin ich nicht“, widersprach er ihr. „Ich versuchte hier absichtlich, Sie zu verwirren, aus dem Verlangen heraus, mein nicht vorhandenes Gewissen zu beschwichtigen. Zusätzlich zu meinen Sünden und allen Regeln der Gesellschaft zum Trotz wünsche ich, besser mit Ihnen bekannt zu werden. Bilden Sie sich bloß nicht ein, dass hinter meinem selbstsüchtigen Verhalten irgendetwas steckt, was auch nur entfernt mit Freundlichkeit zu tun hat.“
    Der Regenschirm war langsam seitlich verrutscht, sodass die Regentropfen auf das Handtuch zu tropfen begannen – plopp, plopp, plopp, langsam und gleichmäßig.
    „Die Regeln der Gesellschaft?“, wiederholte sie. „Wenn ein Gentleman sich herablässt, nett zu einer ruinierten Frau zu sein, nennt man das Freundlichkeit. Gleichgültig, was seine Motive sein mögen.“
    Er richtete den Regenschirm wieder auf. „Ich bin kein Gentleman.“
    Sie starrte ihn an – seinen solide gearbeiteten Rock und die andere Sandwichhälfte, noch halb in das Wachspapier gewickelt, in seiner anderen Hand. „Sie

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