Die Gouvernante und ihr geliebtes Ungeheuer („Geliebte Widersacher“) (German Edition)
Kette los; unten platschte es, als der Eimer auf dem Wasser aufschlug.
„Gütiger Himmel“, rief sie. „Hugo. Was, um alles in der Welt, tust du hier?"
Er schaute ihr in die Augen. „Was denkst du denn?"
„Ich … ich denke …“
„Ich bin hier, um dich zu erschrecken“, erklärte er. Und dann, weil er es anders nicht länger aushielt, streckte er die Hände aus und zog sie an sich. Sie war so warm und weich in seinen Armen und sie roch so herrlich richtig . Er hätte ihren Duft stundenlang einatmen mögen.
„Hugo …“
Er wollte nicht reden. Er wollte keine Fragen beantworten. Er wusste nicht, wer er war oder was er wollte oder welche Träume wahr werden und sein Herz froh machen würden. Er wusste nur, wenn er sie nicht haben konnte, würde nichts je wieder richtig sein. Und daher küsste er sie. Er schmeckte sie, süß und beständig und bei ihm; er legte seine Hand in ihr Kreuz und zog sie fester an sich.
Sie erwiderte seinen Kuss.
„Ich liebe dich“, sagte er. Die Wahrheit schlug Wurzeln in ihm. Zum ersten Mal in Jahren verzogen sich die finsteren Worte seiner Vergangenheit in den Hintergrund.
„Aber Hugo …“
Er legte ihr zwei Finger über die Lippen. „Lass mich das hier tun“, sagte er. „Ich dachte, ich müsste mir selbst etwas beweisen mit Geld und Erfolg. Aber das wird immer hohl sein, sinnlos. Es wird nie genug sein. Ich möchte jemand sein – lass mich dein Ehemann sein. Lass mich der Vater deines Kindes sein – all deiner Kinder. Es hat mir mehr Befriedigung verschafft, Clermont zu schlagen, als ich je darin gefunden habe, irgendein erfolgreiches Geschäft abzuschließen.“
Sie lehnte sich in seinen Armen zurück. „Du hast Clermont geschlagen?“
„Zweimal. Und – das erinnert mich wieder daran – ich habe ihm das Versprechen abgepresst, dein Kind nach Eton zu schicken.“ Hugo drückte sie fester an sich. „Ich habe nie vorgegeben, ein guter Mann zu sein, weißt du. Es ist nur, dass … ich bin dein.“ Er lehnte seinen Kopf gegen ihren.
Ihr Atem strich warm über sein Gesicht. „Hast du ihn hart geschlagen?“
„Ich fürchte ja.“
„So ist es recht.“ In ihrer Stimme schwang grimmige Befriedigung mit. „Ich liebe dich, weißt du? Wenn du nicht gekommen wärst, war ich fest entschlossen, sobald der Winter angebrochen ist und der Boden zu hart gefroren, als dass man ihn bearbeiten kann, zu dir zu fahren und dich zu holen.“
„Nun, ich bin froh, dass ich allein Vernunft angenommen habe“, erwiderte Hugo. „Du hättest nicht reisen sollen, nicht in deinem Zustand. Aber die Neugier treibt mich zu der Frage: Was hattest du vor zu tun, wenn du erst einmal bei mir angekommen warst?“
„Gestatte mir, es dir zu zeigen.“ Sie hob ihm ihr Gesicht entgegen, fuhr ihm mit dem Finger übers Kinn. „Das hier.“ Sie drückte einen Kuss auf einen seiner Mundwinkel. „Und das hier.“ Sie küsste die andere Seite. „Und …“ Sie küsste ihn auf den Mund; ihre Lippen waren so wunderbar weich auf seinen und schmeckten nach all den Dingen, nach denen er sich am meisten sehnte.
„Das würde ich tun“, flüsterte sie, „bis du nicht umhin kannst zuzugeben, dass du mich liebst.“
„Ich liebe dich.“
„So macht es keinen Spaß.“ Sie küsste ihn erneut. „Welchen Vorwand habe ich jetzt noch?“
Er atmete zitternd ein und zog sie dichter an sich. „Du könntest mich dazu bringen, es noch einmal zu sagen“, flüsterte er. „Bring mich dazu, es immer zu sagen. Bring mich dazu, es so oft zu sagen, dass du nie Grund hast, daran zu zweifeln. Ich liebe dich.“
Nachspiel und Neuanfang
Eton, nicht ganz zwölf Jahre später
„ D ER F RIEDE WIRD ZU DEN T ÜRKEN und Ungläubigen schlafen gehen, und in diesem Sitz des Friedens, aufrührerischer Krieg, Brüder gegen Brüder, und Bürger gegen Bürger erhitzen …“
Robert Blaisdell, der Marquis of Waring und elfjähriger Erbe des Duke of Clermont blickte von seinem Platz am Fenster auf. Sein Cousin Sebastian Malheur unterbrach sich beim lauten Vorlesen einer Szene von Shakespeare.
Der Junge betrachtete stirnrunzelnd sein Buch. „Was bedeutet ‚aufrührerisch‘?“
Was Robert bei der Frage durch den Kopf schoss, war keine Definition, sondern eine Abfolge von Geräuschen: das Zerbrechen von Porzellan an einer Wand; gebrüllte Worte seines Vaters, die durch die Wände gedämpft nicht zu verstehen waren, deren Sinngehalt aber dennoch unmissverständlich war. Aufrührerisch bedeutete das Knallen von Türen
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