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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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bemerkte, dass die beiden Indios, passiv und undurchschaubar, Falmer ebenfalls beobachteten, als hegten sie eine dunkle Erwartung.
    Thone konnte sich einfach keinen Reim darauf machen. Wenig später wurde er des Rätselns müde und sank in einen unruhigen, fiebergebeutelten Schlummer, aus dem er ab und an aufschreckte. Erneut fand er das erstarrte Antlitz Falmers vor Augen, das im langsam ersterbenden Feuerschein mit jedem Mal düsterer und entstellter wirkte. Zum Schluss war es eine kaum mehr menschenähnliche Maske, zernagt von unmenschlichen Schatten und verzerrt von den stetig wechselnden Albdrücken jener fiebergetränkten Träume.
    Bei Tagesanbruch fühlte Thone sich gekräftigt: Sein Kopf war klar und sein Puls ging wieder ruhig. Mit wachsender Sorge bemerkte er das rätselhafte Missbefinden Falmers, der sich offenkundig nur unter großen Mühen vom Schlaflager erhob und lediglich die nötigsten Handgriffe verrichte. Dabei brachte er kaum ein Wort über die Lippen und seinen Bewegungen haftete eine eigentümliche Steifheit und Trägheit an. Anscheinend hatte Falmer seine Ankündigung vergessen, zum Orinoko zurückkehren zu wollen, sodass Thone die Vorbereitungen zum Aufbruch alleine traf. Was mit seinem Gefährten vorging, erschien ihm immer geheimnisvoller: Die Symptome passten zu keiner ihm bekannten Krankheit. Fieber hatte Falmer nicht und die äußerliche Veränderung seines Körpers ließ keine eindeutigen Rückschlüsse zu. Doch verabreichte er Falmer für alle Fälle eine starke Dosis Chinin, ehe sie losfuhren.
    Gefiltert durch das Laubdach des Dschungels, sickerte das aufklarende, safranrote Zwielicht einer schwülheißen Morgendämmerung auf die Männer hernieder, während sie ihre Habseligkeiten in den Booten verstauten und deren Rumpf stromabwärts in den trägen Fluss abstießen. Thone saß am Bug des einen Kanus, Farmer besetzte das Heck, während ein großes Bündel Orchideenwurzeln sowie ein Teil ihrer Ausrüstung den dazwischenliegenden Raum beanspruchten. Schweigsam und teilnahmslos bemannten die beiden Indios mit dem restlichen Gepäck das zweite Gefährt.
    Es war eine eintönige Flussfahrt. Gleich einer schwerfälligen, olivfarbenen Schlange wand sich der Strom zwischen den beiden dunklen, endlosen Mauern dahin, zu denen das Urwalddickicht zusammenwuchs, aus dem zuweilen Orchideenblüten wie hämische Koboldgesichter hervorlugten. Kein Laut erklang, sah man vom Klatschen der Paddel, dem wütenden Geschnatter von Affen und den protestierenden Schreien fremdartiger, flammend-grell gefiederter Vögel ab. Die Sonne stieg über dem Urwald auf und goss eine wogenlose Flut gleißender Helligkeit über allem aus.
    Thone bewegte das Paddel im Gleichmaß und unermüdlich. Ab und zu blickte er über die Schulter nach hinten und warf Falmer eine beiläufige Bemerkung oder freundlich gestellte Frage zu. Letzterer saß mit verwirrtem Blick und verstörten Gesichtszügen, die im Sonnenlicht sonderbar bleich und verhärmt anmuteten, stumpfsinnig und steif auf seinem Platz und unternahm keine Anstalten, sein Paddel zu ergreifen, da ihm zum Rudern offenbar sowohl die Kraft als auch der Wille fehlten. Er gab keine Antwort auf Thones besorgte Fragen, sondern schüttelte zuweilen wie von einem Schauder erfasst seinen Kopf – eine rein mechanische, unabsichtliche Bewegung und keine übliche Geste der Verneinung. Nach einiger Zeit begann er heftig zu stöhnen, wie unter Schmerzen oder im Delirium.
    In dieser Weise setzten sie ihre Flussreise mehrere Stunden lang fort. Immer drückender wurde die Hitze zwischen den beengten, erstickenden Mauern aus Urwaldgehölz und Dschungelgestrüpp. Bald bemerkte Thone einen schrilleren Beiklang im Stöhnen seines kranken Gefährten. Er blickte zum Heck des Bootes zurück und erkannte, dass Falmer ungeachtet der mörderischen Hitze seinen Tropenhelm abgenommen hatte und mit zu Klauen gekrümmten Fingern wie rasend die Oberseite seines Kopfes umkrallte. Sein ganzer Körper bebte unter Krämpfen, und das Kanu begann gefährlich zu schwanken, als Falmer sich in einem lange währenden Anfall sichtlicher Höllenqualen hin und her warf. Dabei schwoll sein Stöhnen zu einem endlos gellenden, wahrhaft unmenschlichen Kreischen an.
    Thone traf eine spontane Entscheidung. In der beidseitig vorüberziehenden Palisade aus düster zusammenstehenden Urwaldbäumen öffnete sich eine Lücke und er hielt mit dem Kanu direkt darauf zu. Die Indios taten es ihm nach, wobei sie miteinander

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