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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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und die Augen, beraubte mich beinah des Atems und der Sicht. Ich versuchte es abzuschütteln, so gut ich konnte. Dann kletterte ich vollends hinauf und zog mich durch die Öffnung ins Freie …«
    Die Anstrengung, zusammenhängend zu berichten, hatte Falmers Kräfte offenbar erschöpft, denn an dieser Stelle verloren seine Worte sich erneut in wirrem, zum Teil unhörbarem Gebrabbel. Die geheimnisvolle Krankheit, worum auch immer es sich handelte, ergriff wieder Besitz von ihm. Unter seine fiebrig-irren Redefetzen mischten sich gequälte Stöhnlaute. Dazwischen jedoch gewann er die Fähigkeit, verständliche Sätze zu artikulieren, immer wieder kurz zurück.
    »Mein Kopf! Mein Kopf!«, nuschelte er. »Etwas muss mir im Gehirn stecken … etwas, das wächst und sich immer weiter ausbreitet; ich sag’s dir, ich spür’s da drin! Seit ich aus der Knochenhöhle draußen bin, ging’s mir keinen Moment lang mehr gut … Von da ab war ich völlig daneben im Kopf … Das muss von den Sporen dieser uralten Teufelspflanze kommen … die haben Wurzeln geschlagen … Das Ding knackt meinen Schädel, frisst sich in mein Hirn – eine Pflanze, die aus einem Menschenschädel sprießt, so als wär’s ein Blumentopf!«
    Die schrecklichen Zuckungen setzten wieder ein. Falmer krümmte sich in den Armen seines Gefährten, sodass er kaum zu bändigen war, und heulte und brüllte seine Folter hinaus. Thone, den rasendes Entsetzen gepackt hatte und dem Falmers Qualen schier das Herz zerrissen, gab alle Versuche auf, seinen Freund niederzuhalten, und griff stattdessen zur Spritze. Unter beträchtlichen Schwierigkeiten gelang es ihm, dem Tobenden eine dreifache Dosis in einen der wild um sich schlagenden Arme zu injizieren.
    Nach und nach wurde Falmer ruhiger, bis er unter röchelnden Atemzügen, mit weit geöffneten, glasigen Augen vor ihm lag. Jetzt fiel Thone zum ersten Mal auf, dass Falmers Augäpfel eigenartig hervorquollen und geradezu aus den Höhen zu springen schienen, wodurch sich die Lider nicht mehr über ihnen zu schließen vermochten. Das verlieh dem verhärmten, verzerrten Gesicht einen Ausdruck irrwitzigen Grauens und äußerster Grässlichkeit. Es war, als würde etwas Falmers Augen von innen aus dem Schädel pressen.
    Thone, der unter einer plötzlichen Anwandlung der Schwäche und des Grauens erbebte, beschlich das Gefühl, in einem widernatürlichen Gespinst von Albträumen gefangen zu sein. Er vermochte es nicht, ja wagte es nicht, die Geschichte, die Falmer ihm erzählt hatte, mitsamt den daraus erwachsenden Schlussfolgerungen ernst zu nehmen. Die Sache war gar zu ungeheuerlich, gar zu fantastisch. Und während er sich selbst einredete, sein Kamerad habe sich alles nur eingebildet und schon seit geraumer Zeit ein fremdartiges, sinnverwirrendes Fieber ausgebrütet, beugte er sich vor und gewahrte, dass die hornförmige Beule auf Falmers Schädeldach nunmehr durch die Kopfhaut gebrochen war.
    Mit Augen, die sich mehr und mehr weiteten, und mit dem Gefühl, zu träumen, starrte er auf das Gebilde, das seine forschenden Finger ertastet und unter den verfilzten Haaren freigelegt hatten. Kein Zweifel, es handelte sich um irgendeine Pflanzenknospe, die kurz davor schien, sich zu öffnen. Sie war umschlossen von knittrigen, blassgrünen und fleischfarbenen Blütenblättern und mit Blut besprenkelt. Das seltsame Objekt entsprang oberhalb der mittleren Schädelnaht, und den von Grauen gepackten Betrachter beschlich der Verdacht, dass das Gewächs irgendwie im Knochen selbst Wurzeln geschlagen hatte; dass es, wie von Falmer befürchtet, abwärts gewuchert war, bis ins Gehirn.
    Eine Woge der Übelkeit überschwemmte Thone, und er prallte vor diesem schlaff herabhängenden Haupt und dessen unheilvollem Auswuchs zurück, mied den starrenden Blick der vorquellenden Augen. Er spürte, wie sein Fieber zurückkehrte; eine elende Schlaffheit bemächtigte sich sämtlicher Glieder und durch das vom Chinin verursachte Klingen seiner Ohren drang das Stimmengewirr des nahenden Deliriums zu ihm heran. Ein todesartiger Nebel trübte seinen Blick, als sei der Pestdunst eines tropischen Sumpfes sichtbar vor ihm aufgestiegen.
    Gewaltsam versuchte er seine Krankheit und Kraftlosigkeit zu bezwingen. Er durfte sich ihnen nicht vollends ausliefern – er musste die Fahrt gemeinsam mit Falmer und den Indios fortsetzen und die nächstgelegene Handelsstation erreichen, die viele Reisetage auf dem Orinoko entfernt lag. Hier würde Falmer Hilfe

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