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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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gelungen war, unseren verschollenen Expeditionsleiter ausfindig zu machen.
    Es wäre zwecklos, ausführlich unsere abermals stundenlang währende Durchforstung der unzähligen Katakomben zu schildern, einschließlich vieler, die wir bislang noch nicht betreten hatten. Keine einzige wies das geringste Anzeichen von Leben auf. Ich erinnere mich, wie ich erneut das Gewölbe durchquerte, an dessen Decke ich den dunklen, runden Fleck wahrgenommen hatte. Schaudernd stellte ich fest, dass jener Fleck nunmehr verschwunden war … Es glich einem Wunder, dass wir uns in jenem unterweltlichen Labyrinth nicht hoffnungslos verirrten. Doch am Ende gelangten wir wieder zu jener blind endenden Katakombe, in der wir die festgekettete Mumie vorgefunden hatten.
    Schon beim Näherkommen hörten wir ein anhaltendes, rhythmisch im Takt erklingendes Klirren – unter den obwaltenden Umständen ein höchst rätselhaftes, ja beunruhigendes Geräusch. Es war, als hämmerten Ghoule auf ein vergessenes Grabhaus ein. Als wir hinzutraten, enthüllten die Strahlen unserer Stablampen einen Anblick, der ebenso unerklärlich wie unerwartet war: Eine menschliche Gestalt, deren Haupt unter einem aufgeblähten, schwarzen Gebilde von der Größe und Form eines Sofakissens verborgen war, stand neben den Überresten der Mumie mit dem Rücken zu uns gewandt. Sie hieb mit einer spitzen Eisenstange auf die abschließende Mauer ein.
    Wie lange Octave hier schon zu Werke ging und wie er an die Eisenstange gelangt war, entzog sich unserer Kenntnis. Doch die nackte Mauer hatte unter seinen blindwütigen Hieben nachgegeben und einen Haufen mörtelartiger Trümmerstücke auf dem Steinboden hinterlassen – an ihrer Stelle war eine niedrige, schmale Pforte aus dem gleichen undefinierbaren Material wie die Urnen und das Räucherbecken zum Vorschein gekommen.
    Was sich vor unseren Augen abspielte, erstaunte und bestürzte uns – ja, es raubte uns dermaßen die Fassung, dass wir im ersten Moment zu keiner Handlung und keinem Entschluss fähig waren. Der ganze Vorgang war gar zu fantastisch, gar zu schrecklich, und es schien klar, dass irgendein Wahnsinn von Octave Besitz ergriffen hatte. Ich jedenfalls fühlte auf einmal würgende Übelkeit in mir aufsteigen, als ich das widerwärtig angeschwollene Etwas wiedererkannte, das Octaves Kopf umschmiegte und in obszöner Gedunsenheit auf seinen Nacken herabfiel. Die Ursache für diese Schwellung wagte ich noch nicht einmal zu vermuten.
    Noch ehe einer von uns sich gefasst hatte und reagieren konnte, schleuderte Octave die Eisenstange von sich und begann, in dem Mauerloch nach etwas zu tasten. Offenbar hatte er einen verborgenen Federmechanismus gesucht, wenngleich völlig unbegreiflich ist, woher er wusste, dass eine solche Vorrichtung überhaupt existierte und wo sie zu finden war. Jedenfalls folgte ein dumpfes, scheußliches Knirschen und die freigelegte Pforte begann einwärts zu schwingen, so langsam und schwerfällig wie die Steinplatte einer Gruft. Vor uns aber klaffte eine Öffnung, aus der abgründige Finsternis quoll gleich einer Flut äonenalter Fäulnis. Sogleich schienen die Strahlen unserer Stablampen zu flackern und an Kraft zu verlieren … und wir alle inhalierten einen würgenden Pestgeruch, als wär’s ein Luftzug aus abgrundtiefen Welten unvordenklicher Verwesung.
    Jetzt hatte Octave sich uns zugewandt und verharrte in müßiger Haltung vor der offenen Pforte wie jemand, der eine befohlene Arbeit erfolgreich zum Abschluss gebracht hat. Ich war der erste aus unserer Gruppe, der den lähmenden Bann zu durchbrechen vermochte. Mein Klappmesser zückend – den einzigen Waffenersatz, den ich bei mir hatte –, stürzte ich auf Octave zu. Er sprang zurück, doch nicht schnell genug, um dem Hieb zu entgehen, den ich mit der zehn Zentimeter langen Klinge nach der schwarzen, quellenden Masse führte, die den gesamten oberen Teil seines Kopfes umschloss und über seine Augen hinabhing.
    Worum es sich bei dem Ding handelte, will ich mir gar nicht erst vorstellen – falls es überhaupt vorstellbar ist. Es war formlos wie eine Riesenschnecke, besaß weder Vorder- noch Hinterteil noch erkennbare Körperorgane – ein unreines, aufgedunsenes, lederartiges Etwas, bedeckt von jenem zarten, mehltauartigen Pelz, den ich bereits erwähnte. Meine Klinge fuhr der Länge nach hindurch, schlitzte es auf wie spröde gewordenes Pergament, und das grauenvolle Ding fiel in sich zusammen wie eine angestochene Schweinsblase. Der

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