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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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halbmenschlich, übermenschlich. Behäbig-plump … durchtrieben-teuflisch … stumpfsinnig-zufrieden … finster … übelwollend. Ich sah Ganzkörperfiguren, Büsten und bloße Köpfe. Als ich mich zu Clark umwandte, sah ich, wie sehr er meine Verblüffung genoss.
    »Wo ist Pickmans Modell? Ich wusste gar nicht, dass du bildhauerst.«
    »Die Modelle? Die halte ich in einem verlassenen Minenschacht gefangen.«
    Mrs. Smith übernahm wieder das Kommando: »Ich muss Ihnen ein paar von Clarks Zeichnungen zeigen …«
    Bleistiftbilder – Kreidezeichnungen – Aquarelle – zahlreiche mehrfarbige Tuschezeichnungen, die bis in die kleinsten Einzelheiten ausgearbeitet waren. Bei einigen handelte es sich um zweidimensionale Entsprechungen seiner Bildhauerwerke. Andere stellten ornamentale und stark stilisierte Wiedergaben pflanzlichen Lebens dar, das mit dem Tierreich zu verschmelzen schien.
    »Die letzte Meerjungfrau?«, kommentierte ich. Und: »Ist dies die Saturnienne?« Ihm gefiel meine Anspielung auf seine beiden Veröffentlichungen in Weird Tales , die mich dazu veranlasst hatten, ihm erstmals zu schreiben.
    »Manchmal inspiriert eine Erzählung die Skulptur oder die Zeichnung. Dann wiederum verhält es sich genau umgekehrt.«
    Nach dem Ende des Rundgangs wandte sich Mrs. Smith den unmittelbar anstehenden praktischen Fragen zu. »Clark, bevor du dich dem Besuch widmest, möchte ich, dass du einen Eimer voll Wasser holst und mir ein paar Sachen aus dem Eiskeller bringst.«
    Ich folgte Clark den Hang hinauf und erblickte etwa zwanzig Schritte von der Hütte entfernt etwas, das mir anfangs entgangen war: eine niedrige Umfriedung mit einer Abdeckung aus Brettern.
    »Das ist ein Minenschacht«, erklärte Clark. »Komm mit hinunter.«
    Eine Leiter führte schräg hinab zu einem gegenüberliegenden Sims. Von diesem unsicheren Stand aus führte eine weitere Leiter bis ganz nach unten.
    »Wir haben den Schacht 13 Meter hoch aufgefüllt, bis zum Austritt der Quelle.«
    Das Rinnsal, das dem Fels entsprang, sammelte sich in einem Wasserreservoir, in dem Smith seinen Eimer füllte. Daneben, im kühlen Halbdunkel, lagerten Eier und Butter, Obst und Milch.
    »Diese Hügel sind gespickt mit Schächten und Stollen«, fuhr Clark fort. »Die meisten davon sind offen zugänglich und unbewacht.«
    Wir kletterten die Leitern wieder hinauf, lieferten die Vorräte ab und brachen zum Waldsaum von Timeus Smiths Stück Land auf. Dort standen neben einer vom Sturm gefällten Eiche, die noch immer ihr üppiges Laubwerk trug, Feldbetten, ein Tisch und Campingstühle.
    »Ich arbeite immer hier draußen, bis der Winter mich ins Haus treibt«, sagte Clark. »Ich übernachte sogar hier. Du kannst ebenfalls hier draußen nächtigen – oder schläfst du lieber in meinem Zimmer mit einem Dach über dem Kopf?«
    »Es wäre schade, sich das entgehen zu lassen! Sollte ich jemals meine Honorare von Weird Tales eintreiben, würde ich gern aus Oakland fortziehen und mich in den Bergen niederlassen!«
    Am Spätnachmittag, als wir etwas Abwechslung von meinen Berichten über die Besuche brauchten, die ich Lovecraft in Providence, Robert E. Howard in Cross Plains, Texas, und zahlreichen anderen Autoren der Weird Tales -Schule abgestattet hatte, schlug Clark vor, einen Spaziergang nach Auburn zu unternehmen, um mit Jackson Gregory zu plaudern, dem Romanschriftsteller. (Jackson Gregory, 1882-1943, verfasste hauptsächlich Westerngeschichten, die in den Pioniertagen des Kinos vielfach verfilmt wurden.)
    Ich merkte schnell, dass dieser zart gebaute, zerbrechlich wirkende Einsiedler tüchtig ausschreiten und beim Marsch über die Anhöhen ein ordentliches Tempo vorlegen konnte, das er auch mühelos durchhielt. Dabei hatte er noch jede Menge Puste übrig, um über die Nebentätigkeiten zu berichten, mit denen er sein Einkommen aus den Storyverkäufen aufzubessern gezwungen war, und über den Verkauf seiner Bildhauerarbeiten.
    Er grub Brunnen. Er arbeitete in den Obstgärten, die die Hanglagen unterhalb von Auburn sprenkelten. Er sägte und spaltete Holz. Indem er alles anpackte, was sich ihm anbot, war er in der Lage, zu schreiben was ihm passte und wie es ihm passte und sich einen Teufel um Redakteure zu scheren, denen das nicht passte! Weder beneidete Clark die unter Hochdruck arbeitenden Fließbandautoren noch verachtete er die Vorzüge eines hübschen, regelmäßigen Einkommens. Doch genügsam und mit sich selbst zufrieden, wie er es war, hatte er nicht das

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