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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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spendeten, erinnerte an die Annehmlichkeiten eines Maiabends. Doch hier war es fast schon zu ruhig und zu kühl. An diesem seltsamen Ort der Erde schien alles im Schlaf zu liegen. Falls Smith hier nicht lebte, hätte er hier leben sollen. Es erinnerte allzu sehr an den Schauplatz einer Geschichte von Lovecraft.
    Dann erblickte ich das Schild, vor langer Zeit in Schwarz beschriftet, mit unsicherer Hand und verwackeltem Pinselstrich: Timeus Smith.
    Aus dem düsteren Tunnel hinaus gelangte ich auf einen Flecken harter Erde, dessen Grasbewuchs von der Sonne zum Braunton kalifornischer Berghänge ausgedörrt worden war. Nahebei hockte eine grau verwitterte Hütte auf Timeus Smiths 39 Morgen Land. Kein Brunnenhaus, keine Quelle, kein Fluss, keine Regentonne. Hier wohnte niemand, und zwar schon seit langer Zeit nicht mehr. Oder doch? Nun, immerhin hatte der Indianer mir die Richtung zum Grundbesitz eines Mannes namens Smith gewiesen.
    Bei meiner Ankunft an der Pazifikküste Mitte April 1934 hatte Clark Ashton Smith mir geschrieben und versichert, dass ich ihn zu Hause antreffen würde, wann immer ich die 260 Kilometer lange Autofahrt von Oakland nach Auburn unternahm. Es gab zwei Auburns, die neue und die alte Stadt. Der historische Teil war die ursprüngliche Goldgräbersiedlung. Ein oder zwei Kilometer dahinter und nur ein Stück jenseits der Bahnstrecke verlief die Straße zu Smiths Haus.
    Das Motorengeräusch des Ford und das Knallen der Wagentür veranlassten Smith, aus der Hütte zu treten und den Abhang herunterzukommen. Hochgewachsen, hager und zerbrechlich wirkend, glich er jenem Mann auf dem Schnappschuss, den er mir vor meiner Abreise nach New Orleans geschickt hatte, und doch auch wieder nicht. Ich erblickte gewissermaßen zwei Smiths zugleich.
    Einerseits einen überaus alten Smith, müde und nicht allzu kräftig, ein wenig gebeugt. Mich anblickend mit ernster und altväterlicher Miene, nervös, empfindsam und mit einem leichten Zucken um die Mundwinkel. Davor jedoch – oder dahinter? Oder hindurchschimmernd? Es war nicht zu entscheiden! – kam ein grinsender, jungenhafter Smith zum Vorschein. In seinen Augen lag ein Zwinkern und in seinem Blick ein Funkeln, als verbringe er den größten Teil seiner Zeit damit, sich über den Aberwitz und die Absurdität des Daseins zu belustigen; als würde er die Oberfläche und das Wesen der Dinge gleichermaßen durchschauen und über das meiste von dem lachen, was er sah. All dies trat in einem einzigen Moment hervor, während meine eigenen Gemütsregungen in der Schwebe verharrten – einfach deshalb, weil ich mich mit meinen Empfindungen nicht in zwei oder drei Richtungen zugleich bewegen konnte.
    Dann verschmolzen Smiths Gegenwart, Smiths Briefe und Smiths zwiespältiges Wesen zu einem einzigen festen Händedruck, einer herzlichen Begrüßung. Ich fühlte mich ganz wie zu Hause und war froh, den Weg hierher angetreten zu haben.
    Clark lebte mit seinen Eltern zusammen. Beide waren jenseits der Achtzig und wirkten auf den ersten Blick unglaublich alt. Die Regenbogenhäute der Augen von Mr. Smith senior waren bis zur Farblosigkeit verblichen und ließen ihn noch älter erscheinen. Obwohl keineswegs unfreundlich, war sein Benehmen doch zurückhaltend, irgendwo in der Mitte zwischen Unverbindlichkeit und Unnahbarkeit.
    Mrs. Smith, weißhaarig, klein, mit scharf geschnittenen Gesichtszügen, bewegte sich flink, unterhielt sich lebhaft und intelligent und stellte augenblicklich den Ausgleich her. Auch bot sie mir sofort einen Rundgang durch die Hütte an.
    Zu meiner Rechten befand sich eine gemütliche, einladende Küche von der Art, wie ich mich an sie aus alten Zeiten erinnerte, mit dem holzbefeuerten Herd, dem Esstisch und einer separaten Arbeitsfläche für die Zubereitung. Linkerhand spähte ich ins Zwielicht von Clarks Arbeitszimmer, das einen geräumigen Eindruck erweckte, obwohl es nicht mehr als ein Viertel des Hauses in Anspruch nahm. Die verbleibende Hälfte nahmen die Schlafzimmer ein.
    Mrs. Smith betrat das Arbeitszimmer ihres Sohnes und lenkte meine Aufmerksamkeit auf die Schnitzfiguren aus Speckstein. »Das Rohmaterial bezieht Clark aus der Mine meines Bruders«, erklärte sie und nahm ein Miniaturmonster aus der Sippschaft des Cthulhu vom obersten Bord des Bücherregals herunter, das die gesamte Wand einnahm. »Sobald er eine Figur fertiggestellt hat, gibt er sie zum Brennen in den Küchenherd.«
    Viele der Skulpturen waren menschenähnlich: untermenschlich,

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