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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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er. »Meinen Nieren zuliebe.«
    »Hmm … Sie meinen diese Flaschen in Clarks Arbeitszimmer, die grünen, die wie Särge aussehen?«
    Er nickte. »Leergut. A.V.K.-Gin. Ich musste ihn aufgeben.«
    »Auf ärztlichen Rat?«
    Die Besorgnis in meiner Frage amüsierte ihn. »Durchaus nicht. Es war einfach im ganzen Landkreis kein A.V.K. und auch sonst kein Holland-Gin mehr aufzutreiben.«
    »Üble Sache, Mr. Smith. Apropos: Ihr Glas ist leer.« Daraufhin teilte ich den spärlichen Sherry-Rest unter uns auf und versprach: »Wenn ich das nächste Mal herkomme, bringe ich eine Flasche Holland-Gin mit.« (Im Original: »›Next time I come up, I’ll bring a square-face of gin.‹« Gin aus Holland, besser bekannt als Genever, wurde in Flaschen mit quadratischer Grundform abgefüllt, da die Stapeleigenschaften der so geformten Flaschen den Export erleichterten. Deshalb hießen die Genever-Flaschen im englischsprachigen Raum »square-face«, der darin abgefüllte Genever wurde auch »Old Square Face« genannt.)
    Unsere Unterhaltung drehte sich wieder ums Goldschürfen – wie es früher war, nicht heute. Mr. Smith förderte eine Schachtel mit Proben zutage, um seine Erklärungen zu veranschaulichen. Ein Erzbrocken von der Gestalt und der Größe eines kleinen Stückes Seife, dessen Form und Struktur auf seinen Fundort, ein Flussbett, hinwiesen, besaß weizenfarbene Goldeinsprengsel.
    »Mit meinen besten Wünschen!«, sagte Mr. Smith. »Behalten Sie es als Andenken.«
    Das war im September.
    Wann immer ich mich der Erinnerung an jenen Besuch erfreute, fiel mir mein Versprechen ein und eine zudringliche Stimme zischelte mir ins Ohr: ›Schick dem alten Burschen eine Flasche Bols Gin zu, der tut’s genauso gut wie der A.V.K., der nirgends aufzutreiben ist.‹
    Meine Antwort lautete: ›Ich habe versprochen, dass ich A.V.K. mitbringe, wenn ich das nächste Mal hinfahre.‹
    Beruflich durchlief ich eine der regelmäßigen Durststrecken und mein Pierce-Arrow, der so lang war wie ein Opiumtraum, hätte auf der Fahrt nach Auburn 155 Liter Kraftstoff geschluckt. Aus Sentimentalität brachte ich es auch nicht über mich, den geschenkten Erzbrocken einzuschmelzen, um Benzin dafür zu kaufen.
    Das stumme Zwiegespräch wiederholte sich im Oktober.
    Im November wies ich die Einflüsterung gleich mehrmals von mir.
    Als der Dezember kam, wurde die Sache langsam ungemütlich.
    ›Schick ihm eine Flasche – per Eilboten – innerhalb der Staatsgrenzen ist das völlig legal.‹ Mit eherner Unbeugsamkeit entgegnete ich: ›Ich habe versprochen, sie persönlich mitzubringen, wenn ich das nächste Mal zu Besuch komme.‹
    Am Tag nach Heiligabend starb Timeus Smith.
    Erst Mitte des Jahres 1939 fuhr ich wieder nach Auburn.
    Clark und ich gingen nicht sofort ins Haus, wie wir es früher getan hatten. Ich holte drei Flaschen aus dem Kofferraum hervor, folgte Clark zu der umgestürzten Eiche und stellte das Trio auf den Tisch.
    »Ich habe zu lange gewartet. Jetzt, da es zu spät ist, soll es keinen Aufschub geben.«
    Clark ging und holte Gläser. Ich machte mich mit meinem Schlüsselanhänger, der zugleich ein Korkenzieher war, ans Werk. Bols, Gin-Produzent seit 1575, hatte noch keine Schraub- oder Bügelverschlüsse eingeführt.
    Das Zeug war ölig wie Glyzerin. Wacholderaroma stieg auf, als ich jedes Glas drei Fingerbreit füllte.
    Wir erhoben uns. »Dieses Glas leere ich auf Timeus Smith …«
    Prosit! Süffig, aber scheußlich …
    »Fast ist es ein Glück, dass dein Vater diese Plörre nicht mehr zu schmecken bekam.«
    Clark verzog zustimmend das Gesicht. »Ziemlich ekelhaft. Ich weiß dein Feingefühl zu schätzen.«
    Ich griff nach der Dreiviertel-Liter-Flasche mit Weinbrand. »Der wird den üblen Geschmack vertreiben. Oder wäre dir Demerara-Rum lieber?«
    Ein Schuss Weinbrand entschärfte das Wacholderöl. Wir öffneten den Rum und tranken abermals auf das Andenken von Timeus Smith … Merkwürdig, aber auf Clarks Mutter leerten wir kein Glas. Ich habe mich danach oft gefragt, warum nicht.
    Bevor Sentimentalität und Hochprozentiges restlos die Oberhand gewinnen konnten, sagte Clark: »Du hast nie meinen Onkel Ed kennengelernt. Hättest du Lust, zu seinem Anwesen bei Kilaga Springs hinauszufahren? – Es ist sehr interessant.«
    »Ist das der Ort, wo du deinen Speckstein herbekommst?«
    »Ebender.«
    »Sollen wir deinem Onkel was Trinkbares mitbringen?«
    »Er hat selbst was auf Lager.«
    Wir fuhren los, vorbei an der Old Golconda und anderen

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