Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2
restlos, übergingen, welche Erfahrungen sie auch immer im Leben gesammelt haben mochten.
Zudem gibt es unvermeidliche Anspielungen, obwohl Clark und ich niemals irgendwelche Neugier auf das Privatleben des jeweils anderen an den Tag gelegt hatten. Es existieren Zitate und zweifellos auch falsche Zitate von jenen, die etwas wussten, wissen konnten oder auch nur vermuteten. Und doch passten diese unbestimmten, vereinzelten Bruchstücke mit Umständen zusammen, denen, für sich allein genommen, keine Aussagekraft zukam. Zusammengefügt besagen diese Bruchstücke, dass Clarks Leben in Bezug auf Frauen nicht unerfüllt war und es mindestens eine Langzeitbeziehung von großer Bedeutung gegeben hat.
Und es gab eine weitere Frau, eine Schriftstellerkollegin, mit der ich dank Clarks Empfehlungsschreiben bekannt wurde. Ich weiß nur, dass sie einander in Auburn gekannt hatten. Wann immer sie und ich zusammenkamen, zeigte sie dieses gedämpfte, beiläufig-eifrige Verlangen nach Neuigkeiten über Clark. Ebenso reagierte sie, wenn ich von ihm erzählte. Einst musste mehr zwischen ihnen gewesen sein als zu der Zeit, da sie und ich einander kennenlernten. Was sonst hätte zum Abbruch der Verbindung zwischen Freunden führen können? Ich habe sie nie danach gefragt. Sie starb einige Zeit vor ihm.
Manche alte Freundschaft geht zu Bruch, wenn einer der Gefährten heiratet. In dieser Hinsicht hegte ich keine Befürchtungen. Mein zweiter Besuch Mitte des Jahres 1955 bestärkte meine Empfindung, dass Carol Clarks Leben bereicherte, es aber nicht beschnitt. So temperamentvoll, leidenschaftlich und voller Überschwang sie auch war, erdrückte sie ihn doch nicht. Sie lockte ihn aus der Reserve, baute ihn auf, sodass er ausdrucksvoller war denn je. Und als ich mich verabschiedete, wiederholte ich mir selbst gegenüber, was ich zu Clark und Carol gesagt hatte: »Das ist ja wundervoll! Wir sind jetzt Nachbarn, wir werden so manchen Humpen heben und uns daran erfreuen, alte Zeiten auferstehen zu lassen, und zwar noch schöner als früher!«
Einige Monate später erhielt ich eine Postkarte von Carol. Vandalen hatten Clarks Hütte niedergebrannt. »Wir brauchen Dich. Das Telefon ist abgestellt. Wir ziehen nach Lima in Peru …«
Eine verwirrende Mitteilung und noch verwirrender in ihrer Gänze. Ich schrieb zurück, bat um Aufklärung. Ich teilte den beiden mit, dass ich zwar am nächsten Wochenende absolut unabkömmlich wäre, sie aber gerne sehen würde, bevor sie nach Lima abreisten, wo auch immer sie gerade weilten.
Ich erhielt keine Antwort. Der Brief kam nie als unzustellbar zurück. Ich fragte mich, ob Clark mir verübelte, dass ich nicht sofort nach Pacific Grove gefahren war – fragte mich, ob Carol es mir übel nahm und ihn gegen mich eingenommen hatte.
Immer, wenn ich auf einer meiner verschiedenen Besucherrundfahrten zur Monterey-Halbinsel auch bei den Smiths vorbeischauen wollte, kam in letzter Minute irgendetwas dazwischen. Mein eigenes Leben war immer komplizierter und arbeitsreicher geworden, sodass ich nicht so beharrlich in meinen Bemühungen war, wie ich es hätte sein können. Dann erfolgte die Sanierung meines Hauses, das nach 13 Junggesellenjahren stark in Verfall geraten war, und bald darauf meine dritte Eheschließung.
Im August 1961 erfuhr ich in Texas von Glenn Lord, dass Clark im Alter von 68 Jahren gestorben war. Während der folgenden beiden Monate versuchte ich ständig, mich selbst davon zu überzeugen, dass ich Clark oder unsere Freundschaft nicht vernachlässigt hatte. Ich rief mir in Erinnerung, dass ich ihn über all die Jahre immer wieder besucht hatte. Ein einziges Mal nur war er bei mir zu Gast gewesen. Meine innere Auseinandersetzung endete stets zu meinen Gunsten, und doch blieb ich verunsichert.
Meine Frau – Loriena – und ich fuhren nach Pacific Grove. Der Empfang, den Carol uns bereitete, bewirkte, dass ich mich besser fühlte. Ich kam umgehend auf ihre rätselhafte Nachricht zu sprechen. Carol erwiderte: »Er hatte nie das Gefühl, dass Sie ihn im Stich gelassen haben. Als er Ihren Brief erhielt, lächelte er nur und sagte ›Verbindungsausfall‹. Er sprach sehr oft von Ihnen, so herzlich wie stets.«
Ihre Ernsthaftigkeit überzeugte mich, aber sie tröstete mich nicht.
Ich hörte einiges über die 39 Morgen Land, die ein Grundstücksspekulant für eine Trabantenstadt begehrte. Carol war davon überzeugt, dass die Brandstiftung an der Hütte nur der letzte einer Reihe vandalischer Akte
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