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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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Rätsel überaus lächerlich und verfehlt anmutete. Dennoch durchstöberte er das Herrenhaus in der Hoffnung, irgendeine verborgene Aufzeichnung zu entdecken, und er fragte die Dienerschaft, die Pächter und die Bewohner der Pfarrgemeinde danach aus, ob sein Namensvetter in irgendwelchen lokalen Legenden vorkam. Das Haus belohnte seinen Eifer nicht mit neuen Funden – und seine Erkundigungen ernteten nur ratlose Gesichter und bedauerndes Schulterzucken. Niemand schien von dem geheimnisvollen Baronet aus dem siebzehnten Jahrhundert gehört zu haben.
    Schließlich brachte der alte Butler, James Wharton, ein Greis in den hohen Achtzigern, welcher der Familie Hagdon über drei Generationen treu gedient hatte, Sir Roderick auf die ersehnte Spur. Wharton, der fast schon senil und dessen Gedächtnis ebenso unwillig geworden war wie seine Zunge, schien nicht mehr zu wissen als all die anderen. Doch eines Tages entsann er sich auf mehrmalige Befragung hin, in seiner Jugend gehört zu haben, dass einer der Bücherschränke ein Geheimkabinett verbarg, worin einige Jahrhunderte zuvor gewisse Manuskripte und Familienerbstücke weggesperrt worden waren – und das aus unbekannten Gründen seit jener Zeit kein Hagdon jemals wieder aufgeschlossen hatte. Dort, so mutmaßte er, mochte etwas zu finden sein, das diesen dunklen Winkel in der Familiengeschichte zu erhellen half.
    Ein hämisches, durchtriebenes Funkeln trat in seine wässrigen Augen, als er endlich mit diesem verspäteten Hinweis herausrückte, und Sir Roderick fragte sich, ob der alte Mann womöglich mehr Wissen über die Familiengeschichte seiner Herrschaft besaß, als er bereit war zuzugeben. Mit einem Mal beschlich ihn die beunruhigende Vorstellung, dass er kurz vor einer furchtbaren Enthüllung stand, an der Schwelle von Dingen, die man in Vergessenheit hatte fallen lassen, weil sie zu schrecklich waren, um in Erinnerung zu bleiben.
    Dennoch haderte er nicht. Zu bewusst war er sich eines unwiderstehlichen inneren Dranges, alles in Erfahrung zu bringen, was in Erfahrung zu bringen war. Der vom halb senilen Hausdiener benannte Bücherschrank enthielt den Großteil der dämonologischen und magischen Werke aus der Bibliothek. Jetzt rückte man ihn ab und Sir Roderick unterzog die freigelegte Wand Quadratzentimeter für Quadratzentimeter einer genauen Untersuchung. Nach langem vergeblichem Tasten entdeckte er schließlich einen verborgenen Federmechanismus. Er betätigte ihn und die Tür der Geheimkammer schwang auf.
    Die Kammer war wenig größer als das Innere eines Schrankes, reichte aber aus, um einem Mann im Notfall als Versteck zu dienen. Ohne Zweifel war sie ursprünglich zu diesem Zweck angelegt worden. Aus ihrer finsteren Enge heraus blies Sir Roderick der Moder versunkener Jahrhunderte entgegen, zusammen mit verblichenen, exotischen Gerüchen, die einstmals während satanischer Kulthandlungen aus unheiligen Weihrauchgefäßen aufgestiegen sein mochten. Es war ein Ausfluss des Geheimnisvollen und des Bösen. Die Geheimkammer enthielt mehrere schwere, mit Metallbeschlägen versehene Bücher aus mittelalterlicher Zeit, ein dünnes, auf vergilbtes Pergament geschriebenes Manuskript und zwei Bildnisse in Öl, deren Porträtgesichter der Wand zugekehrt waren, so als wäre es selbst der Dunkelheit hinter der versiegelten Geheimtür verboten, sie anzuschauen. Sir Roderick beförderte die Bücher, das Manuskript und die Gemälde ans Tageslicht. Die Porträts, die er als Erstes in Augenschein nahm, zeigten einen Mann und eine Frau, die beide in der Blüte ihrer Jahre standen. Beide trugen Kleidung nach der Mode des siebzehnten Jahrhunderts – und der gegenwärtige Sir Roderick zweifelte nicht eine Sekunde lang daran, jenes geheimnisumwitterte Ehepaar vor sich zu haben, über das die Familienchroniken sich so beharrlich ausschwiegen.
    Der Schauder einer seltsamen Erregung durchströmte ihn, als er die Bildnisse betrachtete, das Gefühl einer folgenschweren Offenbarung, die er noch nicht gänzlich begriff. Schon auf den ersten Blick fiel ihm die einzigartige Ähnlichkeit des ersten Sir Roderick mit sich selbst auf – eine Ähnlichkeit, die in der Familie, deren Mitglieder äußerlich eher den entgegengesetzten Typus verkörperten, kein zweites Mal vorkam. Die beiden Rodericks besaßen die gleichen raubvogelartigen Gesichtszüge, die gleiche Blässe auf Stirn und Wangen, den gleichen, etwas krankhaften Glanz des Auges und die gleichen blutlosen Lippen, die aus einem Marmor

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