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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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verführerischen Macht zu, die so verderblich für ihn gewesen war. In seinem wiedererlangten doppelten Ich-Bewusstsein kam es ihm so vor, als wisse sie um sein Vorhaben und habe beschlossen, ihn davon abzuhalten. Die Pein und die Qual einer tödlichen Verlockung erfüllten ihn, als er die Augen schloss und mit aller Macht versuchte, sich die alte Bibliothek und ebenjene Pergamentseite vorzustellen, die sein jüngeres Selbst in dieser Minute studierte. Wenn ihm dies gelänge, würde das gesamte teuflische Trugbild sich auflösen – würden die heraufbeschworene Vision längst vergangener Ereignisse und die Identifikation mit einem anderen Ich, die das Ausmaß einer hyperrealistischen Halluzination angenommen hatten, wieder zu dem werden, was der Leser einer packenden Erzählung normalerweise empfindet.
    Zu seinen Füßen vernahm er ein Knistern, denn jemand hatte das Reisig angezündet. Sir Roderick öffnete die Augen einen Spaltbreit und sah, dass der Reisighaufen zu Lady Elinors Füßen ebenfalls in Brand gesetzt worden war. Von jedem Pfahl stiegen Rauchsäulen empor und winzige Flammenzungen leckten immer höher hinauf. Doch hob er den Blick nicht bis zu Lady Elinors Gesicht. Eisern schloss er wieder die Augen und versuchte erneut, die beschriebene Seite heraufzubeschwören.
    Er bemerkte eine zunehmende Wärme unter den Sohlen, schon verspürte er mit einem Auflodern qualvollen Schmerzes, wie die Flammen an seinen Fußgelenken leckten. Doch irgendwie tauchten dank einer verzweifelten Willensanstrengung – gleich jemandem, der sich aus eigener Kraft den Klauen eines Albtraums entreißt –, die geschriebenen Worte vor seinem geistigen Auge auf, die er sich zu vergegenwärtigen versucht hatte:
    Und all=beide wurden auf dem Marktplatz zu Hagdonne lebendigen Leibes verbrannt, als Strafe für ihre Frevel gegen GOtt und die Menschen.
    Die Worte flackerten, sie wichen zurück und rückten heran auf einem Pergamentbogen, der noch immer vage und riesenhaft schien. Doch das Knistern zu Sir Rodericks Füßen war verstummt, die Luft war nicht länger klamm und kalt, nicht mehr durchtränkt von beißendem Qualm. Einen Augenblick lang befielen ihn irrwitziger Schwindel und Benommenheit – und dann verschmolzen Sir Rodericks zwei Ichs wieder miteinander. Ihm wurde gewahr, dass er im Lesesessel der Bibliothek in Hagdon saß und mit aufgerissenen Augen auf die abschließenden Sätze des Manuskriptes starrte, welches er in Händen hielt.
    Er fühlte sich, als habe er eine höllische Prüfung durchlitten, die viele Jahre angedauert hatte. Und noch immer wurde er zur Hälfte gequält von Empfindungen des Grams und der Reue und des Grauens, die nur zu einem toten Vorfahren gehören konnten. Doch war die ganze Angelegenheit offenbar ein Traum gewesen, wenn auch ein schrecklicher Traum und in einer Weise real, wie er es nie zuvor erlebt hatte. Er musste über der Lektüre des alten Berichtes eingenickt sein … Doch warum, wenn doch alles nur ein Traum gewesen war, verspürte er noch immer solch furchtbare Schmerzen an den Fußgelenken, als hätten Flammen sie versengt?
    Sir Roderick beugte sich vor und nahm seine Knöchel in Augenschein. Unter den Socken aus dem 20. Jahrhundert, die sie umschlossen, entdeckte er frische, aufwärtsleckende Brandwunden!

Die Unsterblichen des Merkur
    I
    Cliff Howards erste Empfindung, als er wieder zu Bewusstsein kam, war die einer nahezu unerträglichen Hitze. Wie der Feueratem eines Hochofens schien sie von allen Seiten auf ihn einzuströmen und mit dem Gewicht geschmolzenen Metalls auf seinem Gesicht, seinen Gliedmaßen und seinem Körper zu lasten. Dann, noch ehe er die Augen aufschlug, bemerkte er das sengende Licht, das auf seine Lider prallte und sie in einen flammend roten Vorhang verwandelte. Seine Augäpfel schmerzten unter der gedämpften Strahlung. Jeder seiner Nerven zuckte zurück vor der weiß glühenden Sturzflut. Unter seiner Schädeldecke spürte er ein dumpfes Hämmern; einen Kopfschmerz, der entweder von der Hitze herrührte oder von einem kürzlich erlittenen Hieb.
    Sehr dunkel erinnerte er sich daran, dass eine Expedition stattgefunden hatte – irgendwohin – und dass er einer der Teilnehmer gewesen war. Doch wurde er bei seinem Bemühen, sich die Einzelheiten ins Gedächtnis zu rufen, augenblicklich von neuen und unerklärlichen Empfindungen abgelenkt. Er spürte jetzt, dass er sich schnell fortbewegte, getragen von etwas, das schaukelnd und wogend gegen einen starken Wind

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