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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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das Land meiner Väter zu besuchen und seine Provinzidylle zu erkunden.
    Bei meiner Abreise haftete die Geschichte nur noch sehr vage in meinem Gedächtnis, und als ich eine Motorradtour durch die englischen Grafschaften antrat, war Tremoth Hall nicht auf meiner Route eingeplant. In keinem Fall hätte es mich aus einer morbiden Neugier heraus in jene Gegend verschlagen, wie sie durch die schreckliche Geschichte vielleicht in anderen Menschen geweckt worden wäre. Als es dann doch zu dem Besuch kam, spielte der Zufall eine tragende Rolle. Ich hatte die genaue Lage des Anwesens vergessen und noch nicht einmal im Traum vermutet, dass ich mich in seiner Nähe befand. Andernfalls hätte ich trotz der Umstände, die mich zwangen, eine Unterkunft zu suchen, wohl lieber kehrtgemacht statt in das geradezu dämonisch kummervolle Dasein des Hausherren hineinzudrängen.
    Bevor ich nach Tremoth Hall kam, war ich einen ganzen frühherbstlichen Tag lang durch eine hügelige Landschaft mit ruhigen, kurvenreichen Straßen und Wegen gefahren. Ein schöner Tag mit hellblauem Himmel über herrschaftlichen Parks, gefärbt von den ersten Gelb- und Rottönen des ausklingenden Jahres. Doch als der Nachmittag voranschritt, kroch von der unsichtbaren See her ein Nebel über die niedrigen Höhen heran und umfing mich mit seinem wirbelnden Gespensterreigen. Irgendwie kam ich in diesem trügerischen Dunst vom Pfad ab und verpasste das Schild, das mir die Richtung zu dem Dorf gewiesen hätte, wo ich die kommende Nacht hatte verbringen wollen.
    Auf gut Glück fuhr ich noch eine Zeit lang weiter, denn ich hoffte, schon bald zur nächsten Abzweigung zu gelangen. Der Weg, dem ich folgte, war kaum mehr als ein Holperpfad und bemerkenswert verlassen. Der Nebel war dunkler und dichter geworden und verschluckte die Landschaft. Soweit ich es überhaupt noch erkennen konnte, bestand die Gegend aus Heideland, durchsetzt mit Felsbrocken, ohne jegliches Anzeichen von Bebauung. Ich erreichte eine flache Hügelkuppe und fuhr einen langen, einförmigen Hang hinab, während der Nebel zunehmend mit dem dichter werdenden Zwielicht verschmolz. Ich meinte, in westlicher Richtung zu fahren – doch vor mir in der fahlen Dämmerung kündete nicht der geringste rötliche Glanz oder Schimmer von der erloschenen Glut des Sonnenuntergangs. Ein dumpfer Geruch mit salzigem Beigeschmack gleich der Ausdünstung meernaher Moore schlug mir ins Gesicht entgegen.
    Die Route beschrieb eine scharfe Kurve und es schien, als trüge mein Motorrad mich zwischen Hügelland und Sumpfland dahin. Die Nacht breitete sich fast schon widernatürlich schnell aus, als wollte sie mich einholen, bevor ich ihr entkam. In mir keimten vage Besorgnis und Furcht auf, denn ich schien mich in Gefilde verirrt zu haben, die weitaus unheimlicher waren als eine englische Grafschaft. Der Nebel und das Abendgrauen schienen eine stumme Landschaft kalten, tödlichen, beklemmenden Geheimnisses zu verbergen.
    Schließlich erblickte ich rechts des Fahrwegs und ein Stück voraus ein Licht, das irgendwie an ein trauriges, von Tränen getrübtes Auge gemahnte. Es leuchtete inmitten verschwommener, undeutlicher Zusammenballungen auf, als handele es sich um Bäume eines Geisterwaldes. Eine näher gelegene dunkle Masse löste sich, während ich darauf zufuhr, in ein kleines Pförtnerhaus auf, wie es über die Auffahrt zu einem herrschaftlichen Anwesen wachen mochte. Es lag im Dunkeln und war offenbar unbewohnt. Ich hielt an und strengte meine Augen an. Vor mir zeichnete sich ein gusseisernes Tor inmitten einer wild wuchernden Eibenhecke ab.
    All dies besaß eine trostlose und abschreckende Aura. Tief im Mark verspürte ich die beklemmende Kälte, die jene düsteren, beständig wirbelnden Nebelschwaden von den unsichtbaren Sümpfen mitgebracht hatten. Doch das Licht versprach menschliche Nähe in dem einsamen Hügelland. Und vielleicht fände ich ein Dach für die Nacht oder würde wenigstens jemanden antreffen, der mir den Weg zu einem Dorf oder einem Gasthof in der Nähe weisen konnte.
    Ich war ein wenig überrascht, das Tor unverschlossen vorzufinden. Beim Zurückschwingen gab es ein rostraues Knirschen von sich, als sei es schon seit langer Zeit nicht mehr geöffnet worden. Das Motorrad vor mir herschiebend, folgte ich einer von Unkraut überwucherten Zufahrt in jene Richtung, die mir das Licht wies. Die weitläufige Masse eines großen Gutshauses schälte sich aus der Dunkelheit, umgeben von Bäumen und Büschen,

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