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Die Grabräuber

Die Grabräuber

Titel: Die Grabräuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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später über den Brunnenrand gedrückt hatte und von diesem Augenblick an verschwunden war. Als hätte er sich in Luft aufgelöst und wäre vom Wind fortgetragen worden.
    So hatte es wirklich ausgesehen.
    Der Inspektor wartete. John ließ sich Zeit Zudem durchsuchte er das kleine Haus ziemlich gründlich, hatte die Bleistiftleuchte zu Hilfe genommen, denn Suko sah den schwachen Strahl hin und wieder durch die kleinen Fenster.
    Die Ruhe im Ort lag über ihm wie ein Kissen. Es gab keinerlei Geräusche, nur eben die, die der Wind verursachte, wenn er sich manchmal in den Sparren der weit vorgebauten, flachen Dächer verfing und dort sein häusliches Lied sang.
    Der gesamte Himmel war dunkel geworden. Das dunkle Blau schien sich von einem Ende der Welt bis zum anderen zu spannen. Eine einzige Fläche, die in die Unendlichkeit hineinführte, wobei sie hin und wieder kleine Löcher aufwies, so dass ein Rest Helligkeit durchschimmerte. Es waren die vereinzelt am Himmel verteilten Sterne.
    Suko konzentrierte sich wieder auf dieses von seinen Besuchern verlassene geisterhafte Dorf. Lag es in Shanghai? Gehörte es noch zu dieser gewaltigen Stadt, oder befand es sich schon außerhalb? Suko wusste es nicht.
    Manchmal drehte auch der Wind. Dann vernahm der Inspektor das Rauschen des nahen Flusses deutlicher.
    Wieder musste er an die Soldaten denken Dabei hatte er das Gefühl, als würden sie in unmittelbarer Nähe lauern. Aber wo gab es Verstecke für sie?
    Sukos Blicke glitten an den schlichten Fronten der gegenüberliegenden Häuser entlang. Die Bauten standen nicht direkt nebeneinander. Es gab Zwischenräume, wo sich die tiefblaue tintige Dunkelheit ballte. Da konnte sich schon jemand verbergen, ohne dass er gesehen wurde. Auch die Soldaten.
    Suko besaß sehr scharfe Augen. Er sah die Bewegung ihm gegenüber und etwa um vier Häuser versetzt. Dort löste sich eine Gestalt aus dem dunklen Zwischenraum und betrat etwa eine Beinlänge weit die Straße. Suko spannte und entspannte sich wieder, denn er hatte erkannt, dass es sich nicht um einen der Soldaten handelte. Es war Hiatu! Er hatte seinen rechten Arm halb erhoben, winkte Suko zu, und als dieser nicht auf das Zeichen reagierte, wehte Hiatus scharfes Flüstern quer über die Straße und dem Chinesen entgegen. »Komm her!«
    Suko zögerte noch, weil er dem anderen nicht traute. Allerdings hatte er bisher keine anderen Gegner gesehen. Hiatu schien allein zu sein, und mit ihm glaubte Suko, schon fertig werden zu können. Deshalb folgte er dem Wunsch des anderen.
    Hiatu erwartete ihn. Auf seinem Mund lag ein Lächeln. Er hob auch die Schultern, es sollte wohl eine entschuldigende Geste sein, auf die Suko allerdings nicht hereinfiel.
    »Wo haben Sie gesteckt?« fragte er.
    »Ich schaute mich nur um.«
    »Und?«
    »Das Dorf ist verlassen.«
    »Das habe ich mittlerweile selbst bemerkt. Weshalb sind die Bewohner geflohen?«
    »Kannst du dir das nicht denken?«
    »Hatten sie Angst vor den Soldaten?«
    »Ja.«
    »Und wo stecken sie?«
    Hiatu schaute Suko sehr ernst an. Seine Stimme klang rauh, als er fragte: »Willst du sie tatsächlich sehen?«
    »Natürlich.«
    »Dann komm mit.«
    »Nicht jetzt«, sagte Suko. »Ich muss noch auf meinen Freund warten.«
    »Es ist nicht sehr weit«, flüsterte Hiatu, »und es dauert auch nicht lange. Du sollst dir nur ein Bild machen können, mehr will ich gar nicht. Ich weiß ja, dass ihr mir mit Misstrauen begegnet, doch das will ich endlich aus der Welt schaffen.«
    Mit den letzten Worten hatte Hiatu den Inspektor überredet, und Suko folgte dem Mann.
    »Wo sind wir eigentlich hier?« fragte er, als sie sich in Bewegung setzten. »Noch in Shanghai?«
    »Eigentlich nicht«, lautete die Antwort.
    »Mehr in einem Randbezirk dieser Stadt.«
    Suko war erstaunt. »Dann sind wir so lange gelaufen?«
    »Scheint so. Aber das Hotel lag schon ein wenig außerhalb.«
    Hiatu wusste auf jede Frage eine passende Antwort, und das beunruhigte Suko. Sie hatten mittlerweile den unmittelbaren Bereich der Häuser verlassen und erreichten das offene Gelände. Es lag vor ihnen und war mit hohem Gras bewachsen, das sich im Nachtwind bog.
    »Wo sind die Soldaten?« wollte Suko wissen.
    Plötzlich war Misstrauen in ihm hochgekeimt »Dort!«
    Hiatus Antwort war kaum zu verstehen. Dafür streckte er seinen Arm aus und deutete nach vorn.
    Als hätten die lebenden Figuren nur auf dieses Zeichen gewartet, erhoben sie sich aus der dunklen Grasebene. Da es finster war, konnte Suko

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