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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Jahren meine Freundin, ich habe sie schon als Fräulein von Favernay gekannt. Glauben Sie nicht, daß es gut sei, den Grafen bei unserer Ankunft in Paris zu beurlauben? Es wäre grausam gegen die Gräfin, Charnys Dienste länger in Anspruch zu nehmen.«
    Barnave, der in der größten Spannung zugehört hatte, machte große Augen. »Sie haben recht, Madame«, antwortete der König; »aber ich zweifle, daß der Graf den Urlaub annehmen wird.«
    Die Königin merkte, daß Barnave ruhiger wurde; er schämte sich, daß er ihr in Gedanken Unrecht getan.
    Oh, wie konnte er diesen unwürdigen Verdacht wieder gutmachen? Da erschien plötzlich ein armer Priester am Wagen, hob seine mit Tränen gefüllten Augen und seine bittenden Hände zum Himmel und sagte:
    »Sire, Gott behüte Eure Majestät!«
    Das Voll hatte lange keinen Vorwand gehabt, in Zorn zu geraten; endlich wurde ihm eine Gelegenheit geboten; den frommen Wunsch des Greises beantwortete die wütende Rotte mit lautem Geschrei. Sie fiel über den Priester her; – in einem Augenblicke war der Priester zur Erde geworfen.
    »Mein Herr,« rief die Königin dem Deputierten zu, »sehen Sie nicht, was vorgeht?«
    Barnave schaute zum Wagen hinaus.
    »Ihr Elenden!« rief er, mit solcher Heftigkeit auffahrend, daß die Wagentür aufging, »ihr Unmenschen, seid ihr Franzosen, oder ist Frankreich ein Volk von Meuchlern geworden?«
    Das Volk wich zurück, der alte Priester war gerettet. Er stand auf und sagte zu dem Deputierten:
    »Sie haben wohlgetan, mich zu retten ... ein Greis wird für Sie beten.«
    Als der alte Mann fort war, nahm der junge Deputierte seinen Platz wieder ein, als ob er gar nicht wüßte, daß er ein Menschenleben gerettet habe.
    »Ich danke Ihnen«, sagte die Königin.
    Diese Worte durchzuckten Barnave wie ein elektrischer Schlag.
    Er betrachtete die wahrhaft königliche Anmut und Schönheit der Königin und fühlte sich in seiner Begeisterung versucht, dieser sterbenden Majestät zu Füßen zu fallen, als der Dauphin vor Schmerz aufschrie.
    Der Knabe hatte dem tugendhaften Pétion irgendeinen mutwilligen Streich gespielt, wofür ihm dieser zur Strafe das Ohr lang zog.
    Barnave nahm den Dauphin auf den Schoß; Marie Antoinette wollte ihn selbst nehmen, aber der Dauphin sagte: »Ich sitze hier gut.«
    Marie Antoinette ließ den kleinen Prinzen, wo er war. Barnave war stolz und glücklich.
    Der Knabe spielte mit den Rockknöpfen des Deputierten, die eine Inschrift trugen.
    Der Dauphin fing an zu buchstabieren und brachte mit einiger Mühe die vier Worte heraus: »Frei leben oder sterben.«
    »Was heißt das?« fragte er.
    »Ich will dir's sagen, Kleiner«, versetzte Pétion; »die Franzosen haben geschworen, keinen Herrn mehr zu haben ... Verstehst du das?«
    »Pétion!« sagte Barnave verweisend.
    »Erkläre die Devise anders, wenn du kannst«, antwortete Pétion mit dem natürlichsten Tone der Welt.
    Barnave schwieg, er faßte die Hand des Dauphin und zog sie ehrerbietig an seine Lippen.
    Die Königin wischte verstohlen eine Träne ab.
    Der Wagen rollte in die Ortschaft Dormans ein, wo Keine Vorbereitungen zum Empfange getroffen waren. Vor einem Gasthofe machte der Wagen halt.
    Beim Aussteigen wollte sich Charny, seiner Gewohnheit gemäß, dem Könige und der Königin nähern, um ihre Befehle zu empfangen, aber Marie Antoinette gab ihm einen Wink, sich entfernt zu halten. – Der Graf gehorchte, ohne die Ursache dieses Winkes zu erraten.
    Pétion war inzwischen in den Gasthof getreten und hatte das Amt des Quartiermeisters übernommen. Er gab sich nicht einmal die Mühe, wieder herunterzukommen; ein Kellner meldete, daß die Zimmer der königlichen Familie bereit seien.
    Der König stieg zuerst aus, dann die Königin; sie wollte sich den Dauphin reichen lassen, aber der Knabe sagte:
    »Nein, ich will bei meinem Freunde Barnave bleiben.«
    Marie Antoinette nickte zustimmend und lächelte.
    Auf den Arm ihres Gemahls gestützt, stieg sie die schmutzige Wendeltreppe hinauf. Im ersten Stock blieb sie stehen; aber der Kellner rief ihr zu:
    »Nur weiter hinauf! Hier ist der Speisesaal und die Wohnung der Herren von der Nationalversammlung.«
    Barnave war außer sich. – Pétion hatte diese Zimmer für sich genommen, und die königliche Familie in die Dachstuben gewiesen.
    Man speiste im Kreise der Familie zu nacht.
    Die beiden Leibgardisten warteten wie gewöhnlich bei Tische auf. – Charny erschien nicht; als der König eben vom Tische aufstehen wollte, erschien

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