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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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erschienen, sagte der König:
    »Heute machte mir Herr Pétion einen Vorschlag. ›Sire‹, sagte er, ›die drei Offiziere, die Sie begleiten, sind in Paris nicht sicher; weder ich noch meine Begleiter vermögen sie zu retten, selbst nicht mit Gefahr unseres Lebens.‹«
    Charny sah seine beiden Kameraden an. Ein Lächeln der Verachtung umzog seinen Mund.
    »Und was weiter, Sire?« fragte er.
    »Herr Pétion,« fuhr der König fort, »erbietet sich, Ihnen drei Nationalgardeuniformen zu verschaffen, Ihnen diese Nacht die Türen des bischöflichen Palastes zu öffnen und jedem von Ihnen unbeschränkte Freiheit zur Flucht zu lassen.«
    Charny sah seine beiden Kameraden fragend an, aber man antwortete ihm mit dem gleichen Lächeln.
    »Sire,« erwiderte er, »unser Leben ist Euren Majestäten geweiht; es wird uns leichter sein, für Sie zu sterben, als uns von Ihnen zu trennen. Von Ihrem ganzen Hofe bleiben Ihnen drei Getreue; nehmen Sie ihnen nicht den einzigen Ruhm, treu bis ans Ende zu sein.«
    »Es ist gut, meine Herren,« sagte die Königin, »wir nehmen es an ... aber Sie sehen wohl ein, daß von diesem Augenblick an alles unter uns gemeinsam sein muß: Sie sind fortan unsere Freunde, unsere Brüder ... nennen Sie mir die Namen Ihrer Eltern und Geschwister; wir könnten das Unglück haben, einander zu verlieren; dann würde es uns zukommen, diesen geliebten Wesen ihr Unglück anzuzeigen und dasselbe nach Kräften zu mildern ...«
    Malden empfahl seine Mutter, eine alte, kränkliche Dame, Valory seine Schwester, eine junge Waise.
    Dann wandte sich die Königin an Charny.
    »Ach, Herr Graf,« sagte sie, »ich weiß, daß Sie mir niemand zu empfehlen haben ... Ihre Eltern sind tot, und Ihre beiden Brüder ...«
    »Meine beiden Brüder hatten das Glück, für Eure Majestät das Leben zu lassen«, erwiderte Charny. »Aber der zuletzt Gefallene hat eine unglückliche Liebe hinterlassen. Madame, haben Sie die Gnade, den Namen eines unglücklichen Landmädchens zu notieren; und wenn ich, wie meine beiden Brüder, das Glück hätte, für meinen erhabenen Herrn zu sterben, so geruhen Sie für Katharina Billot und ihr Kind zu sorgen; man wird sie in dem Dorfe Ville-d'Avray finden.«
    Das Bild des sterbenden Charny mochte für die Phantasie der Königin wohl zu schrecklich sein; sie wankte auf einen Armsessel zu, doch faßte sie sich wieder und schrieb als letztes den Namen und die Adresse von Katharina Billot auf.
    »Meine Herren,« sagte sie, »ich hoffe, Sie werden mich nicht verlassen, ohne mir die Hand zu küssen.«
    Charny näherte sich zuletzt; die Hand der Königin zitterte, als sie diesen Kuß erwartete; aber kaum berührten die Lippen des Grafen diese schöne Hand, seufzte Marie Antoinette auf. Dieser Klageton bewies, daß sie jetzt den Abgrund erkannte, der sich mit jedem Tag zwischen ihr und dem Grafen erweiterte.
    Die erlauchten Gefangenen waren nun fünf Tage von Paris abwesend; heute sollten sie wieder in der Hauptstadt eintreffen. Welch ein bodenloser Abgrund hatte sich in diesen fünf Tagen aufgetan!
    Die ganze Bevölkerung der Umgegend von Paris strömte herbei. Bald war das Gedränge so stark, daß die Pferde kaum im Schritt gehen konnten. Es war außerordentlich heiß. – Die unverschämte Neugier des Volkes verfolgte den König und die Königin bis in die beiden Ecken des Wagens, in die sie sich zurückgelehnt hatten. Einige Leute stellten sich auf den Tritt und schauten in die Kutsche hinein; andere kletterten auf den Reisewagen oder hingen sich an die Pferde.
    Es war ein Wunder, daß Charny und seine beiden Kameraden nicht ums Leben kamen. Eine Vorhut von mehr als zweitausend Personen zog vor dem Wagen her; mehr als viertausend folgten. Zu beiden Seiten wälzte sich eine unaufhörlich zunehmende Menschenmasse langsam fort.
    In der Nähe von Paris vermochte man kaum noch zu atmen; der Wagen ächzte inmitten einer dichten Staubwolke; ein paarmal sank die Königin, dem Ersticken nahe, halb bewußtlos zurück. In Bourget verlangte der König ein Glas Wein. – Es fehlte wenig, so hätte man ihm einen mit Galle und Essig getränkten Schwamm gereicht.
    Der Zug kam nach la Villette. Es dauerte länger als eine Stunde, bis die Menschenmenge sich zwischen beiden Häuserreihen hindurchwand, deren weiße Wände die Sonnenstrahlen zurückwarfen und die Hitze verdoppelten.
    Man beschloß, den Umweg über die äußeren Boulevards und die Champs-Elysées zu machen. – Dadurch wurde die Qual um drei Stunden

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