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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Kameraden ... einem Meister ... solchen Krätzer vorzusetzen ... Ich sage zu seinem fuchsschwänzenden Lehrburschen, der mir durchgegangen ist: Prosit Mahlzeit, Sire! ... Bessern Sie Ihre Schlösser nur selbst aus! ... Oh, es ist himmelschreiend ... Ihr habt mich vergiftet!«
    Das Gift mochte wohl sehr stark wirken, denn das unglückliche Opfer fiel zum dritten Male der Länge nach auf die gepflasterte Landstraße, die zum Glück mit einer dicken Kotschicht bedeckt war, und konnte dieses Mal nicht mehr aufstehen.
    Der Unbekannte, der ihm mit großer Beharrlichkeit gefolgt war, hielt einen zufällig vorüberfahrenden Fiaker an.
    »Hört, Freund,« sagte er zu dem Kutscher, »meinem Kameraden ist unwohl geworden, bringt den armen Teufel in das Wirtshaus an der Brücke zu Sèvres,– ich setze mich neben Euch auf den Bock.«
    In einer Stunde hielt der Fiaker vor dem Wirtshause an der Brücke zu Sèvres.
    Das Ausladen des Gamain nahm wohl zehn Minuten in Anspruch. Dann finden wir den würdigen Meister an demselben Tische und demselben Büchsenmacher gegenüber, wie im ersten Kapitel dieser Geschichte.
    Meister Gamain saß bereits in der steifen Haltung einer Wachsfigur auf einem Sessel, den Kopf an die Wand gelehnt. Der Unbekannte bestellte sogleich zwei Flaschen Wein und eine Flasche Wasser und hielt dem Schlossermeister ein Riechfläschchen unter die Nase.
    Als sein durchdringender Geruch dem Schlosser in die Nase stieg, riß er die Augen auf und begann stark zu niesen.
    »Er ... er hat mich vergiftet!« lallte er.
    Der Büchsenmacher schien mit Vergnügen zu bemerken, daß Meister Gamain noch immer von derselben fixen Idee verfolgt wurde.
    »Einen Freund ... einen Freund zu vergiften! ...«
    »Es ist fürchterlich!« sagte der Büchsenmacher.
    »Fürchterlich! ...« lallte Gamain.
    »Schändlich!« sagte Numero eins.
    »Schä ...ändlich!« wiederholte Numero zwei.
    »Zum Glück«, erwiderte der Büchsenmacher, »war ich da, um Euch Gegengift zu geben.«
    »Ja ... zum Glück«, stammelte Gamain.
    Gamain hatte inzwischen die Augen zum zweiten und dritten Male aufgerissen und mit jener innigen Dankbarkeit, die jeder Trunkenbold innerhalb der vier Wände eines Wirtshauses empfindet, das trauliche Gastzimmer erkannt.
    »Aha! Jetzt weiß ich, wo ich bin,« sagte er, »den halben Weg habe ich gemacht.«
    »Jawohl, das habt Ihr mir zu danken«, sagte der Büchsenmacher.
    »Wie, Euch?« fragte Gamain erstaunt. »Wer seid Ihr denn?«
    »Lieber Meister Gamain,« erwiderte der Unbekannte, »diese Frage beweist, daß Ihr ein kurzes Gedächtnis habt.«
    Gamain sah den andern noch aufmerksamer an als das erstemal.
    »Ja, richtig,« sagte er, »es ist mir wirklich, als ob ich Euch schon gesehen hätte ... hier habe ich Euch gesehen!«
    »Richtig. Schlosser und Büchsenmacher sind ja Geschwisterkinder.«
    »Aha, jetzt erinnere ich mich! ... Es war am 6. Oktober, als der König nach Paris fuhr. Wir sprachen noch von ihm ...«
    »Und ich fand so viel Vergnügen an dem Gespräch, Meister Gamain, daß ich jetzt wieder ein Stündchen mit Euch plaudern möchte ... Jetzt werdet Ihr mir vielleicht sagen können, was Ihr vor einer Stunde mitten auf der Landstraße machtet.«
    »Wißt Ihr gewiß, daß ich auf der Landstraße lag?«
    »Seht Euch nur einmal an.«
    »Oho, meine Alte wird böse werden«, sagte er; »sie sagte gestern zu mir: ›Zieh deinen Sonntagsrock nicht an; deine alte Jacke ist gut genug für die Tuilerien.‹«
    »Wie, für die Tuilerien?«
    Gamain kratzte sich den Kopf und suchte seine noch ganz zerstreuten Gedanken zu sammeln.
    »Ja, ja ... richtig«, sagte er; »ich war in den Tuilerien ... warum nicht? Es ist ja kein Geheimnis, daß ich der Schlossermeister des Herrn Veto war.«
    »Wie, Herr Veto? Wen nennt Ihr denn Herrn Veto?«
    »Was! Ihr wißt nicht, daß man den König so nennt? Kommt Ihr denn aus China?«
    »Ihr dürft Euch darüber nicht wundern; ich treibe mein Geschäft und kümmere mich nicht um Politik.«
    »Da seid Ihr glücklich ... mich zwingt man dazu ... und das wird mein Unglück sein!«
    »Ihr habt mit dem König gearbeitet?« fuhr der Unbekannte fort. »Er hat Euch fünfundzwanzig Louisdor gegeben ...«
    »Ja, richtig!« sagte Gamain; »ich hatte wirklich fünfundzwanzig Louisdor in der Tasche ...«
    Gamain griff hastig in die Tasche.
    »Wartet nur«, sagte er; »fünf, sechs, sieben ... wie konnte ich das auch vergessen! zwölf, dreizehn, vierzehn ... fünfundzwanzig Louisdor sind wahrhaft keine

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