Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
sagte Monsieur, »der König wünscht eine Partie Whist zu vieren zu machen. Wir vereinigen uns gegen Sie, und er überläßt Ihnen die Wahl Ihres Partners.«
    »Nun, meine Wahl ist getroffen«, erwiderte die Königin, die wohl merkte, daß die Whistpartie nur ein Vorwand war; – »Herr Baron von Charny, Sie werden mit von der Partie sein, und beim Spielen können Sie uns von Turin erzählen.«
    »So! Sie kommen von Turin, Baron?« sagte Monsieur.
    »Ja, gnädigster Herr.«
    Monsieur errötete, hustete und entfernte sich.
    Unterdessen begrüßte der König die Gesellschaft und ging dann mit der Königin zum Spiel. Er sah sich nach dem vierten Spieler um. »Aha! Herr von Charny, Sie wollen die Stelle Ihres Bruders vertreten? ... Er hätte keinen besseren Ersatzmann finden können; seien Sie willkommen.«
    Als die Königin bemerkte, daß der Respekt die Gesellschaft von dem königlichen Tische entfernt hielt und nichts zu befürchten war, sagte sie zu Monsieur, ohne das Spiel zu unterbrechen:
    »Herr Bruder, der Baron hat Ihnen also gesagt, daß er von Turin gekommen ist?«
    »Jawohl«, erwiderte Monsieur.
    »Er hat Ihnen gesagt, daß der Graf von Artois und der Prinz von Condé uns dringend einladen, nach dort zu kommen?«
    »Ich habe sogar hinzugesetzt,« mischte sich Isidor jetzt ein, »daß ich bei einem Edelmann war, der Eurer Majestät, wie wir alle, treu ergeben und bereit ist, für Sie zu sterben; aber er ist unternehmender als wir alle, und er hat einen Plan entworfen ... es ist der Marquis von Favras.«
    »Wirklich?« sagte die Königin. »Wir kennen ihn! ... Und Sie glauben an seine Ergebenheit, Herr Baron?«
    »Ja, Eure Majestät, ich bin derselben gewiß.«
    »Und wie weit ist der Plan gediehen?« fragte die Königin.
    »Wenn Seine Majestät heute abend ein Wort zu sagen geruht, so können Sie morgen um diese Zeit in Peronne sein.«
    Der König schwieg; Monsieur zerknitterte einen Coeurbuben in der Hand.
    »Sire,« sagte die Königin zu ihrem Gemahl, »hören Sie, was der Baron sagt?«
    »Jawohl, ich habe es gehört«, antwortete Ludwig XVI. mit Unmut.
    »Und Sie, Herr Bruder?« fragte die Königin ihren Schwager.
    »Ich bin ebensowenig taub wie der König«, erwiderte Monsieur. »Das ist allerdings ein Vorschlag ...«
    Der König wandte sich hastig an seinen Bruder und sah ihn scharf an.
    »Und wenn ich abreise,« sagte er, »wirst du mich begleiten?«
    Monsieur wechselte die Farbe. »Ich habe noch keine Vorkehrungen getroffen ...«
    »Wie! Du warst nicht darauf vorbereitet?« sagte der König; »und du beschaffst dem Marquis von Favras das Geld? Du hast keine Vorkehrungen getroffen, und erhältst jede Stunde Nachricht über das Komplott? ...«
    »Komplott?« wiederholte Monsieur erblassend.
    »Allerdings, denn es ist ein Komplott ... ein so wirkliches Komplott, daß der Marquis, wenn es an den Tag kommt, zum Tode verurteilt wird, wenn du ihn nicht rettest, wie wir Herrn von Bezenval gerettet haben.«
    Der König stand auf.
    »Sire,« sagte die Königin, »Sie mögen den Vorschlag nun annehmen oder nicht, so sind Sie dem Marquis eine Antwort schuldig.«
    »Charny soll antworten,« sagte Ludwig XVI., »daß der König in eine Entführung nicht einwilligen kann.«
    Dann entfernte er sich.
    »Ich verstehe,« sagte Monsieur, »wenn der Marquis von Favras den König ohne seine Erlaubnis entführt, so wird er sehr willkommen sein, – vorausgesetzt, daß es ihm gelingt.«
    »Herr Baron,« sagte die Königin, »eilen Sie sofort zu dem Marquis von Favras, und sagen Sie ihm die Worte Seiner Majestät: ›Der König kann in eine Entführung nicht einwilligen.‹ Er mag die Worte verstehen, wie er will, oder Sie mögen sie ihm erklären.«
    Der König, der sich so plötzlich vom Spieltisch entfernt hatte, war auf die jungen Kavaliere zugegangen, deren laute Heiterkeit seine Aufmerksamkeit erregte.
    Als der König herzutrat, trat tiefe Stille ein.
    »Wie, meine Herren,« fragte er, »ist denn der König so unglücklich, daß er die Freude verstummen macht, wenn er sich zeigt?«
    »Sire, es wurde über die Nationalversammlung gelacht. Wissen Eure Majestät, wovon in der ganzen heutigen Sitzung der Nationalversammlung die Rede gewesen ist?«
    »Ja, und es hat mich sehr interessiert ... Die Verhandlung betraf eine neue Maschine zur Hinrichtung der Verbrecher.«
    »Ja, Sire«, sagte Suleau; »der Doktor Guillotin bietet seine Erfindung der Nation an, ich habe vorgeschlagen, wir wollen die Maschine zu Ehren des Erfinders

Weitere Kostenlose Bücher