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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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ergriff die Hand der Zofe, überlegte, wie sie trösten konnte.
    »Weißt du noch, wie herrlich Krystas Kaffee geschmeckt hat?«
    Marijke nickte unter Tränen.
    »Ich habe lange keinen mehr getrunken, so lange schon nicht mehr. Glaubst du, wir haben noch welchen?«
    Unter Lachen und Weinen nickte Marijke erneut. »Ich denke schon. Krysta hatte immer welchen auf Vorrat. Doch seit sie und Marthe nicht mehr da sind, weiß niemand, wie man das Getränk zubereitet. Ach …«, ein schelmisches Grinsen schlich sich in ihre Mundwinkel, »so schwer kann das doch nicht sein.« Nahezu beschwingt verabschiedete sie sich in Richtung Küche.
    Amalia blieb lächelnd zurück. Es tat gut, für andere da zu sein.
     
    *
     
    Wenig später stand Marijke mit Lucia vor dem großen Sack mit Bohnen. »Sie müssen geröstet werden.«
    Lucia blickte nachdenklich auf die grünen Bohnen. »Hm, weißt du, wie das geht?«
    »Das werde ich schon schaffen, doch fürs Erste gibt es bestimmt noch ein paar geröstete Bohnen im Schrank. Marthe hatte immer welche auf Vorrat.« Behände stieg Lucia auf einen Schemel und griff nach einem Gefäß mit Deckel, das auf einem Bord hoch über ihnen stand. »Ich wusste doch, dass die immer auf Vorrat geröstet wurden. Die hier reichen noch für ein paar Tassen von dem Zeug.«
    »Wir müssen sie zerkleinern. Ich weiß, wenn wir die Tasse ausgetrunken hatten, blieb ein Satz aus schwarzem Pulver übrig.«
    Lucia griff sich einen Mörser und begann, die Bohnen zu zerdrücken.
    Es war viel leichter, als sie gedacht hatte. In der Zeit, die sie für zwei Ave Maria brauchte, hatte Lucia das dunkle Pulver hergestellt. Der wunderbare Duft stieg Marijke wohltuend in die Nase. Auf einem Bord in Krystas ehemaliger Kammer entdeckte sie das kleine Kupfergefäß, aus dem ihr die Hausdame so manche Tasse des kräftigen Gebräus angeboten hatte.
    Zweifelnd tat Lucia eine kleine Menge von dem schwarzen Pulver hinein und goss Wasser darüber.
    »Es muss Zucker dazu«, erinnerte sich Marijke. »Das Getränk ist süß.«
    Lucia setzte das Gefäß auf den Herd und sie sahen gemeinsam zu, wie die Flüssigkeit aufkochte. Bräunlicher Schaum blubberte auf. Lucia schenkte ein wenig in eine Tasse und beobachtete skeptisch, wie Marijke probierte.
    »Er ist zu schwach«, befand sie. »Ansonsten ist er gut.«
    Ein zweites Mal füllte Lucia das Gefäß mit Pulver und Wasser. Diesmal hatte sie zu viel Pulver genommen. Die dritte Mischung schmeckte. Vielleicht nicht so gut wie der Kaffee von Krysta, aber sie hatten schon so lange keinen mehr getrunken, dass sie froh waren, überhaupt welchen zu bekommen. Guter Dinge trugen sie gemeinsam das duftende Gefäß zu der Kranken.
    Marijke hatte sich längst mit der widerspenstigen Magd ausgesöhnt. Die gemeinsame Sorge um die Gräfin und die zupackende Freundlichkeit Lucias hatten sie einander sehr nahegebracht. Jetzt standen sie Seite an Seite und beobachteten, wie Amalia auf das Getränk reagierte.
    Die Gräfin schnupperte, kaum dass sie den Duft des Kaffees in die Nase bekommen hatte. Mit gespreizten Fingern ergriff sie das zierliche Tässchen aus echtem Porzellan. Es war ein Geschenk des Grafen, der es auf einer Reise ins Kurfürstentum Sachsen erworben hatte. Die Gräfin schloss die Augen und führte die Tasse an den Mund.
    Marijke beobachtete gebannt, wie sie schluckte. Erst nach einer Weile öffnete Amalia die Augen wieder.
    »Wunderbar«, hauchte sie. »Das ist einfach wunderbar.« Sie lächelte verzückt und blickte aus dem Fenster. »Es erinnert mich an Wien.«
    Lucia und Marijke tauschten stolze Blicke.
    »Nehmt euch auch eine Tasse, es schmeckt köstlich.«
    Amalia lächelte.
    Dankbar schenkte sich Marijke ein.
    »Du auch, Lucia!« Amalias Stimme klang ungewöhnlich fest und ein Lächeln schwang darin.
    Lucia blickte ungläubig, konnte aber ihrer Dienstherrin diese Freundlichkeit nicht abschlagen. Also ergriff sie das Kännchen und füllte die restliche Flüssigkeit mitsamt dem schwarzen Satz in eine Tasse. Sie schien genau darauf geachtet zu haben, wie Amalia und Marijke das zierliche Gefäß mit zwei Fingern festhielten, den kleinsten etwas abgespreizt. Nun tat sie es ihnen gleich. Es sah ein wenig seltsam aus, das zierliche Gefäß aus Porzellan in den schwieligen Händen der Magd. Marijke lächelte, es tat so gut. Als die Magd vorsichtig von der Flüssigkeit kostete und angewidert das Gesicht verzog, konnte sich Marijke ein Lachen nicht verkneifen. Auch Amalia grinste breit, während

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