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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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Finger, berührte sie sanft mit den Lippen. Dann legte sie das Knäblein an ihre Brust. Allein, es hatte keinen Mund und vor allem keinen Gaumen, mit dem es die rettende Milch hätte saugen können.
    Viel später kam der Priester, sprach trostreiche Worte und brachte keinen Trost. Er salbte den Kopf des Kindes, berührte die Stirn mit dem Kreuz und taufte den Jungen auf den Namen Nepomuk.
     
    Am nächsten Morgen fand Margeth Libuse bei dem Versuch, dem Säugling Ziegenmilch einzuflößen. Nepomuk hustete und weinte, und es war mehr Zufall denn willentliches Schlucken, wenn einiges von der Milch in den kleinen Magen gelangte.
    Sie versuchte zu helfen, so gut es ging, doch am frühen Nachmittag musste sie das Haus des Schusters verlassen. Noch andere Schwangere warteten auf ihren Beistand.
    Margeth war froh, wieder unter der hellen Sonne zu stehen und genoss die wärmenden Strahlen nach der Düsternis des Schusterhauses. An dem Flüsschen Mâlse erblickte sie schon von Weitem Dagomar, Smarula und Bertha.
    »Guten Tag Margeth, wie geht es der Libuse? Stimmt es, dass sie einen Knaben mit einem Wolfsgesicht geboren hat?«
    Mit dieser Frage hatte Margeth gerechnet. »Sie hat einem verkrüppelten Jungen das Leben gegeben. Er hat keinen richtigen Mund, mit dem er saugen kann. Das Kind wird bald sterben, und das ist auch gut so.«
    »Sie ist jung, sie kann noch viele Kinder bekommen«, sagte Smarula, Juris Frau und ihre Worte klangen sehr nach dem besonnenen Bauern, der sie sicherlich so zu trösten versucht hatte. Margeth entgingen nicht Smarulas verweinte Augen.
    »Mein Gawril hat gesagt, das Kind sei verhext«, erklärte Dagomar, die älteste der Frauen und winkte alle anderen zu sich. Die vier steckten die Köpfe dicht zusammen und Dagomar fuhr leise fort. »Als Gawril gestern aus dem Wirtshaus kam, hat er’s mir erzählt. Er hat es vom alten Zdenko.«
    »Aber der ist nicht mehr ganz richtig im Kopf seit der Sache mit seiner Frau«, unterbrach Bertha, doch die Bäuerin ließ sich nicht beirren.
    »Ihr wisst, dass die Verrückten das Zweite Gesicht haben. Der alte Zdenko ist sich sicher, dass die neue Gräfin das Kind verhext hat.« Die Frauen rückten noch näher. Gawrils Weib stemmte triumphierend die Hände in die Hüften. »Wer hat denn auch so was schon mal gesehen? Eine Gräfin, die hoch zu Ross einen Wolf spazieren führt. Ich will nicht wissen, was die noch für Unheil über uns bringen wird«, beendete sie düster ihre Rede.
    »Was redest du für einen Unfug? Ich jedenfalls habe keinen Wolf gesehen, sondern einen Hund.« Bertha schüttelte energisch den Kopf.
    »Ich habe mich auch vor dem Tier erschreckt«, gab Smarula zu und blickte mit großen, hellblauen Augen unsicher zu Margeth auf.
    »Nun, du bist ja auch ein allzu schreckhaftes Kaninchen.« Margeth machte der Freundin hinter deren Kopf ein paar Hasenohren. Zögerliches Lachen erklang.
    Margeth machte sich bald darauf wieder auf den Weg. Die Gestalt, die von Westen her auf das Dorf zuwanderte, beachtete sie nur am Rande.
     
    *
     
    Erasmus hätte nicht zufriedener mit sich sein können. Sein Weg führte ihn von Linz aus nach Falkenfried, eine Strecke, für die er gute drei Tage gebraucht hatte.
    Selbstverständlich hätte er die Möglichkeit gehabt, in einer Kutsche zu reisen, aber das entsprach nicht seiner Gewohnheit. Schließlich war auch der Herr zu Fuß durch ganz Galiläa gewandert. Da sollte es ihm, Erasmus Martin von Spießen, zuzumuten sein, seine Wege soweit möglich per pedes apostolorum zurückzulegen.
    Bei aller Zufriedenheit vergaß er den Grund seiner Reise zu keinem Augenblick. Sein Freund Graf Wenzel hatte ihn vor wenigen Tagen schriftlich über seine Vermählung unterrichtet und das, obwohl Erasmus ihn dringend vor übereilten Schritten gewarnt hatte. Der Graf hatte wie meist nicht auf ihn gehört. Der Fürst sei ein Ehrenmann, und wenn er das Mädchen für geeignet halte, dann gebe es nichts zu befürchten, hatte Wenzel auf seine Einwände erwidert und lachend abgewinkt.
    Er war anderer Ansicht. Kein Fürst verheiratete seine Tochter an einen einfachen Landgrafen ohne Grund und diesen würde er aufdecken.
    Seine erste Station hatte er in Wien gemacht, allerdings ohne Erfolg. Die üblicherweise geschwätzige Kaiserstadt gab sich in Sachen Fürst von Torgelow reserviert. Selbst mit Geld konnte er die Mauer des Schweigens nicht durchbrechen. Einzig ein Torwächter, ein unangenehmer Bursche namens Maximilian, hatte sich aufgebläht. Sein

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