Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
Vom Netzwerk:
Aussage.
    Es musste einen Grund geben, warum der Fürst diese Ehe arrangiert hatte und wie es schien, lag dieser Grund nicht in Fürst Alexejs Person, sonst hätte Erasmus etwas darüber erfahren. Es musste also etwas mit dem Mädchen zu tun haben. Verbarg sich der Grund hinter dem ewig Weiblichen? Auch dass der Graf so schnell geheiratet hatte, war sicherlich auf die Verführungskunst des Weibes zurückzuführen. Der Wolf rundete das Bild nur ab. Die Kreatur als Begleiterin der Begierde.
    Erasmus beherrschte sich, um nicht aufzustehen und mit weit ausladenden Schritten auf und ab zu gehen, wie es seine Art war, wenn er nachdachte. Im Sitzen fiel ihm das Überlegen schwerer. Dennoch, er musste besonnen und logisch vorgehen. Die junge Braut war offensichtlich mit einem Wolf, oder zumindest mit einem furchterregenden Hund, ins Dorf hineingeritten. Gleichzeitig hatte eine andere Frau ein entstelltes Kind geboren. So etwas kam vor, doch durfte er außer Acht lassen, dass es am selben Ort zur selben Zeit geschah? Der Teufel bediente sich vieler Mittel, um sein zerstörerisches Werk zu vollbringen. Meist richtete er es ein, dass es wie Zufall aussah, manchmal schien die namenlose Natur am Werke zu sein.
    Jeder wusste, dass sich Hagel bildete, wenn Luftschichten unterschiedlicher Temperatur aufeinanderprallten, doch über wessen Land würde er seine zerstörerische Macht ausleben? Der Teufel nutzte diese einfachen, physikalischen Gesetze, um über die Menschen zu triumphieren, um Armut, Hunger und Tod zu bringen.
    Sicher, es brauchte mehr als ein sündiges Weib, um Naturgewalten zu entfesseln, doch der Teufel nutzte die Hand des Weibes seit Evas Zeiten. Erasmus hatte Ehemänner gesehen, die angeblich von ihren Frauen verhext worden waren. Selbstverständlich war keine Hexerei im Spiel gewesen. Die Frevlerinnen hatten sich einzig eines Suds aus Digitalis purpurea bedient, eines Mittels, mit dem ein jeder töten konnte. War ihr Verhalten deshalb weniger teuflisch? Wenngleich diese Weiber keine Hexen waren, so waren sie doch vom Teufel verführte Sünderinnen und brannten zu Recht. Schließlich hatte selbst Martin Luther gesagt: »Es ist ein überaus gerechtes Gesetz, dass Zauberinnen getötet werden.«
    Es war an der Zeit, dass er sich den Dorfklatsch genauer erzählen ließ.
    Erasmus trat aus seinem Versteck und musterte die Frauen eingehend. Diejenige, die sie Dagomar nannten, war eine würdige Matrone in einem dunklen, aus guter Wolle gewebten Rock und einem Mieder von gleicher Farbe. Über den Rock hatte sie eine dunkelrote, gewaltige Schürze gebunden. Sie trug ihr Haar züchtig unter einem weißen Kopftuch verborgen, dessen Spitzen hinter ihrem Kopf an beiden Seiten abstanden. Das Gesicht der Bäuerin drückte eine gewisse Schläue aus, wie sie häufig bei Frauen aus dem einfachen Volk anzutreffen war. Sie musterte ihn mit einem Ausdruck des Erkennens. Wahrscheinlich erinnerte sie sich, dass er als Graf Wenzels Leibarzt mehrfach das Dorf besucht hatte.
    Auch die beiden anderen Weiber trugen bäuerliche Kleidung. Die Dickere blinzelte mit listigen Äuglein und zeigte ein verschmitztes Lächeln, die andere fand er trotz ihrer Blässe auf eine unauffällige Weise hübsch. Mit fahrigen Bewegungen machte sie sich daran, den fadenscheinigen Rock, den sie gegen die Nässe hochgebunden hatte, wieder hinunterzulassen.
    »Verzeiht, ihr guten Frauen, dass ich euer Gespräch mit angehört habe«, hob er zu sprechen an. »Ich bin gerade hier vorbeigekommen und wollte mich im Schatten dieses wunderbaren Baumes ausruhen, als ich euch plaudern hörte.« Er trat näher an die Gruppe heran. »Mir scheint, es ist ein Kind in eurem Dorf geboren, das der Hilfe eines guten Arztes bedarf?«
    »Das Kind braucht keinen Arzt, Euer Gnaden, auch wenn Ihr Eure Kunst sicherlich beherrscht wie kein Zweiter. Das Kind braucht einen Teufelsaustreiber«, sagte die Matrone.
    Erasmus freute sich im Stillen, dass sein Eindruck ihn nicht täuschte. Die Zungen saßen locker. »Warum glaubt Ihr das?«
    Das Weib ließ sich nicht zweimal bitten. Stolz warf sie sich in die Brust und berichtete. »Ich war sehr in Sorge wegen Libuses Kind, konnte ich doch deutlich erkennen, wie sich die Arme vor dem schrecklichen Untier erschrak. Deshalb lag ich noch wach, als mein Mann Gawril aus dem Wirtshaus kam. Ich bestürmte ihn um gute Nachrichten, allein, er brachte schlechte.« Während sie sprach, tauschten die beiden anderen Frauen staunende Blicke und die Dicke behielt

Weitere Kostenlose Bücher