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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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(genaue Adresse im Info-Teil). Ich saß auf der nicht einsehbaren Dachterrasse des Hauses auf einem hölzernen Scherenstuhl und wartete auf meinen Begleiter. Es war das Haus eines Mannes, dessen Familie eindeutig der Opposition zuzuordnen ist. Der erwachsene Sohn des Hausbesitzers sollte mich in der Nacht in ein anderes Haus bringen und mir dort die Möglichkeit geben, mit einem hochrangigen Offizier zu sprechen, der die Situation der Streitkräfte des Landes erläutern konnte. Die Streitkräfte stehen fraglos unter starkem Stress, weil viele von ihnen die Freiheitsliebe der Menschen teilen (siehe Erläuterung in Teil IV ). Die Bevölkerung erlebt ständig, dass Soldaten unter diesem hohen Druck desertieren. Dann erschien ein Mann, dessen vollständiger Name mir nicht bekannt ist, die Familie nannte ihn nur Onkel Gi. Offensichtlich gehörte er der Familie des Hausbesitzers an. Er war etwa vierzig Jahre alt, circa eins fünfundachtzig groß und von kräftiger Statur. Er schien betrunken zu sein und begann ein Gespräch mit der Bemerkung, ich sei eine sehr schöne Frau (wörtlich: eine schöne Kriegerin) und habe zuweilen sicherlich Lust auf intime Nähe und bestimmt auch Verständnis für ihn, denn er sei verwitwet und einsam. Er stand über mich gebeugt und begann mich zu betasten. Ich erklärte ihm, dass ich das nicht wolle. Dann wurde er heftiger, und ich griff nach seinem Kopf und zog ihn zu mir herunter. Er war überrascht, und ich konnte ihn mit einer Doublette an den Kopf bewusstlos schlagen (wie im Lehrgang VII geübt). Der Scherenstuhl ging dabei zu Bruch. Ich trug eine Waffe, brauchte sie jedoch nicht einzusetzen. Das Ereignis hatte keinerlei Auswirkungen auf meine Recherchen. Der Sohn des Hausbesitzers deutete später an, dieser Mann bringe dauernd Schande über das Haus.«
    Sie beendete die Serie ihrer Memos über ihren Einsatz in Syrien. Dauer: elf Tage. Schlaf insgesamt: nicht mehr als dreißig Stunden. Einreise: über die türkisch-syrische Grenze bei Jarabulus, als Beifahrerin in einem türkischen Truck. Ladung: Mehl. Ausreise: mit einem Jet der UNO als diplomatischer Kurier nach Rom. Ergebnisse insgesamt: zufriedenstellend, siehe Memos.
    Unterschrift: Svenja Takamoto.
    Ihr Festnetzanschluss meldete sich. Sie hoffte inständig auf Müller, aber es war Esser.
    Er fragte: »Wenn Sie mit Oppositionellen in Berührung kamen, wie haben diese Leute Assads Position beschrieben?«
    »Als ziemlich aussichtslos. Sie sagten, er stehe unter extremem Stress und es müsse als sicher angenommen werden, dass er seine Flucht inklusive Familie bereits geplant habe. Er kann die Uhr nicht mehr zurückdrehen, spätestens seit er den Westen gewarnt hat, sich einzumischen. Aber bis dahin wird auf alles geschossen, was sich bewegt. Sie wissen, dass die Opposition immer wieder skandiert hat, Assad solle aufhören zu bellen. Das sagt alles. Sie sprechen von einem räudigen Köter.«
    »Was sagen die Kreativen?«
    »Ich habe einen Mann getroffen, der ein Bühnenstück geschrieben hat, das davon ausgeht, dass Präsident Assad von CIA -Leuten nach Pakistan ausgeflogen wird, weil das das einzige Land ist, in dem man ihn noch erfolgreich verstecken kann. Es gibt in diesem Bühnenstück auch die Figur eines Erzählers, der beschreibt, dass Assads Armee während des Beschusses der rebellischen Städte durch Panzerartillerie ungefähr siebentausend Leute getötet hat, nicht dreitausend, wie die Regierung eingestanden hat. Und dieser Bühnenautor rechnet damit, dass Assads Geheimdienst zu jeder Tages- und Nachtzeit aufkreuzen könnte, um ihn einzulochen und zu foltern. Im sechsten Teil meiner Memos können Sie das lesen.«
    »Was glauben Sie: Hat die Dame ein paar Urlaubstage verdient?«
    »Ich wäre schon froh, wenn ich schlafen könnte.«
    »Und Schlafmittel als Anschub?«
    »Da sage ich Nein. Nehmen Sie welche?«
    Esser lachte. »Das steht hier nicht zur Debatte. Es kann sein, dass der Chef mit der Perle unseres Berufsstandes sprechen möchte. Heute, gegen Abend.«
    Svenja lachte, sie mochte seine sprachlichen Schleifen. »Sie sollen einfach durchrufen, dann komme ich. Was ist mit meinem Müller?«
    »Alles klar, keine Schwierigkeiten. Einsatz in Tripolis, Treffen einer alten Quelle.«
    »Ist das ein XXL ?«
    »Selbstverständlich. Die Gegend ist ja nicht gerade berühmt für ihre provinzielle Ruhe. Wollen Sie die Festnetznummer des Hotels?« Das verstieß gegen jede Regel, aber er dachte: Man muss es ihnen zuweilen leicht machen,

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