Die groeßten Faelschungen der Geschichte
Zugang zu den Originalquellen finden, sind sie doch durch ihre Meinungen und politischen, religiösen oder weltanschaulichen Ansichten meist schon bestochen – ganz abgesehen davon, dass das Selbstwertgefühl litte, wenn man den Wert seiner eigenen Nation schmälern würde, und von den bescheidenen Karrieremöglichkeiten von Nestbeschmutzern. Umgekehrt winken dem Historiografen, der die eigene Nation als leuchtendes Beispiel darstellt, gewöhnlich schöne Pöstchen, Geld, Ruhm, Beifall und Ehre. Machen wir die Probe aufs Exempel!
TEIL 1: DIE GESCHICHTE ATHENS
Athen beherrschte im Altertum die halbe bekannte Welt, niemand kam ehemals den alten Griechen gleich. Sie verfügten mit Sokrates, Platon und Aristoteles über die größten Philosophen; hier sprühte der Geist, hier wurden die scharfsinnigsten mathematischen und naturwissenschaftlichen Überlegungen angestellt und die Grundlagen einiger Wissenschaften erstmals formuliert; hier wurde die Demokratie erfunden und hier blühten die Kunst, die Architektur und die Skulptur, von der Komödie und Tragödie ganz zu schweigen.
Eines Tages standen die Athener vor dem Problem, ihre Geschichte aufzuschreiben und über die Gründung ihrer Stadt nachzudenken, die heute rund 5.000 Jahre alt ist. Der Sage nach buhlten am Anfang, bei der Stadtgründung, die Göttin Athene und der Gott Poseidon um die Gunst, zum Schutzgott erhoben zu werden und damit der Stadt ihren Namen zu geben. Der Legende nach entschieden die Athener, dem Gott die Siegespalme zuzusprechen, der ihnen das beste Geschenk machen würde. Keine unkluge Art, mit Göttern umzugehen! Poseidon, der Meeresgott, bedachte Athen mit einem Brunnen, der jedoch nur Salzwasser ausspuckte. Athene dagegen, die Göttin der Weisheit, schenkte den Athenern einen Olivenbaum, der Nahrung, Holz und Olivenöl lieferte, also vielseitig verwendbar war. Die Athener überlegten nicht lange und sprachen der Göttin Athene die Siegespalme zu. Das göttliche Duell endete also damit, der Klugheit und dem Nutzen
einer Sache den Vorrang einzuräumen – wenn man so will, eine hoch intelligente politische Richtlinie!
Aufgrund der Tatsache, dass sich die Götter um dieses herrliche Athen gebalgt hatten, besang man sich natürlich selbst, beweihräucherte man sich und tat kund, dass sogar die höchsten und mächtigsten Götter Athen bewunderten. Etwas unfeiner ausgedrückt, log man wie ein orientalischer Märchenerzähler, um sich selbst ins rechte Licht zu rücken. Aber es sollte noch dicker kommen!
KÖNIG KEKROPS I.
Eines Tages erblickte auch eine weltliche Geschichtsschreibung das Licht der Welt. Man einigte sich darauf, einst habe ein sagenhafter König Kekrops I. das wunderbare Athen gegründet. Im Altgriechischen bedeutet Kekrops so viel wie der Geschwänzte. Angeblich hatte er keine Eltern (ein echter Selfmademan!) und war aus der Erde geboren. Er sah halb wie ein Mann, halb wie ein Drache aus.
Bild 1
So zeigt ihn jedenfalls ein Vasenbild, das im sizilianischen Palermo gefunden wurde.
Diesem Kekrops wurden alle möglichen und unmöglichen Heldentaten angedichtet. Angeblich führte er die Ehe ein, sorgte für die ersten staatlichen Einrichtungen, betonte das Recht auf Eigentum und achtete darauf, dass den Göttern nur noch unblutige Opfer dargebracht wurden. Ein Zivilisationsbringer, verklärt durch die Historienschreiber selbst! Übertroffen wurde dieser König nur von einem einzigen Mann: von Theseus.
THESEUS
Athen sah in der Folge verschiedene Könige, unter denen vor allem der Held Theseus hervorstach. Theseus wird als ein Mann von unglaublicher Stärke beschrieben, ähnlich wie Herakles; gleichzeitig war er mit hoher und höchster Intelligenz begabt. Er liebte Recht und Gesetz und half anderen, wann immer er konnte. Eine edle Seele, unvorstellbar stark, mutig, klug und rechtschaffen!
Hinter vorgehaltener Hand flüsterte man, der Meeresgott Poseidon sei sein wahrer Vater, aber fest stand offenbar, dass Theseus riesige Felsbrocken mit Leichtigkeit bewegen konnte, zahlreiche gefährliche Räuber mit eigener Hand erschlagen und selbst Riesen besiegt hatte. Er hatte sogar dem Fichtenbeuger Sinis ein Ende bereitet. Sinis? Dieser Unmensch hatte Spaß daran, Menschen zu fangen, zwei Fichten zu beugen, sie an den beiden Bäumen zu befestigen und die Fichten dann an ihren ursprünglichen Ort zurückschnellen zu lassen. Dadurch wurde das Opfer zerrissen. Selbst ein brandgefährliches, wildes Schwein hatte Theseus besiegt, wobei der
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