Die grosse Fahrt der Sable Keech
streckte die Hand aus. »John Styx.«
Nach kurzem Zögern ergriff sie die Hand. »Santen Marcollian.« Sie drehte seine Hand mit ihrer und betrachtete sie forschend. »Bist du noch neu?«
»Relativ.« Er deutete ein Achselzucken an. »Und ich verwende rekonstruktive Kosmetika.«
Sie ließ seine Hand los und starrte auf die eigene. »Ich hatte mir das auch überlegt, habe aber nie einen Sinn darin gesehen. Ich bin eine Leiche; wieso mir die Mühe machen und eine hübsche Leiche sein?«
Derzeit fuhr die Menge rings um Bloc und seine Mitarbeiter fort, ihm ihre Litanei aus Klagen vorzutragen, während Ellanc mit gesenktem Kopf und verschränkten Armen dastand. Hätte der Reifi einen Gesichtsausdruck bilden können, dann hätte er wohl inzwischen gelächelt, vermutete Styx.
»Genug!« Bloc drehte seine Lautstärke hoch. Er hielt jetzt beide Hände erhoben und wartete in dieser Haltung ab, bis das Gemecker ringsherum auf ein akzeptables Niveau zurückgegangen war.
»Die Kabinen sind zufällig verteilt worden. Falls jemand von euch umziehen möchte, schlage ich vor, dass er entsprechende Absprachen mit seinen Reisegefährten trifft.«
»Ja, aber ich hätte dafür bezahlt, dass …«, legte einer der Beschwerdeführer los.
»Bitte!«
Blocs Augenbefeuchter schienen eine Störung zu haben, vermutete Styx. Die Augen brauchten doch bestimmt nicht so viel Feuchtigkeit!
Bloc fuhr fort: »Ich habe euch diese Gelegenheit zur Auferstehung verschafft, und ihr beklagt euch?« Obwohl der Tonfall aus dem Stimmsynthesizer stammte, war die Ungläubigkeit darin unüberhörbar. »Wir sind Reifikationen …«
»Na, zur Hölle mit ihnen und Ihren Plattitüden!«, unterbrach ihn Ellanc. »Wir sind keine Kladiten, die Ihnen auf das Versprechen der Auferstehung hin folgen; wir sind zahlende Kunden!«
Jemand anderes warf ein: »Er hat Recht. Wir haben gutes Geld bezahlt und werden seit unserer Ankunft hier betrogen und ausgeplündert!«
Ein weiterer sagte: »Jawohl – fünfhundert Shilling für einen Austauschgelenkmotor.«
Und noch einer: »Zuletzt hieß es, es wäre nur eine kurze Fahrt von der Insel Chel aus.«
Und der ganze Tumult brach erneut los.
»Ein paar Vorwürfe treffen ins Schwarze«, fand Santen, »und einige andere sind ziemlich unfair.«
»Die Leute sollten lieber vorsichtig sein«, sagte Styx. »Sie scheinen zu vergessen, dass sie hier nicht mehr unter dem Schutz der Polisgesetze stehen.«
»Könnte sich das als Problem erweisen?«, fragte sie und sah ihn an.
»Erinnerst du dich an den Kapuzler? Hast du anschließend irgendwelche ECS-Monitoren gesehen oder irgendeine Drohne des Hüters? Blocs Kladiten sind inzwischen bewaffnet, und sie werden nur Blocs Gesetze durchsetzen.«
»Ich schätze, das stimmt.«
Styx fuhr unerbittlich fort: »Wenn man in einer Gesellschaft lebt, die von stabilen Gesetzen regiert wird, begeht man leicht den Fehler anzunehmen, man nähme diese Gesetze mit, sobald man die sicheren Grenzen dieser Gesellschaft verlässt.«
Bloc drehte erneut seine Lautstärke hoch und verlangte brüllend nach Ruhe. Als er sie schließlich erhielt, musterte er die verschiedenen Spaltungen, die sich durch die Versammlung zogen.
»Offenkundig müssen einige Anliegen angesprochen werden«, sagte er und ignorierte ein gebrummtes »Verdammt richtig!« von Ellanc.
Er fuhr fort: »Ich werde einige Gesprächstermine bekannt geben, sodass ihr eure Klagen auf manierliche Art vortragen könnt. Ihr könnt euch per Kabinenmonitor über diese Termine informieren. So, dies ist ein Schiff, auf dem eine Mannschaft ihrer Arbeit nachgehen muss, sodass eure Anwesenheit auf den Decks nicht hilfreich ist. Falls ihr bitte in eure Kabinen zurückkehrt, werdet ihr in angemessener Frist informiert.«
Aber die Menge lief nicht auseinander. Die Klagen wurden erneut angestimmt. Bloc zog sich zurück, aber die übrigen Reifis folgten ihm übers Achterdeck und neben das Achterdeckshaus. Dort hielten Aesop und Bones die Leute plötzlich auf, während die vier Kladiten Bloc wegführten. Einiges Drängen und Schubsen schloss sich an, führte aber nur dazu, dass die beiden Mitarbeiter Blocs Ellanc Strone und ein paar weitere zu Boden warfen.
»Seid lieber vorsichtig«, schlug Aesop den daliegenden Gestalten gelassen vor. »Ihr könntet sonst einen Unfall erleiden und dabei über Bord gehen, und das Gewicht der internen Hardware würde euch in die Tiefe ziehen.«
In der Folge versuchte niemand mehr, Bloc zu folgen.
»So beginnt es«,
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