Die grosse Fahrt der Sable Keech
über Sicherungsmöglichkeiten für jeden, der im Zuge seiner Auferstehung einen kybernetisch-motorischen Nervenkonflikt erleidet.« Blocs Befeuchterbrille sprühte die Augen ein.
»Ich verstehe.« Janer dachte daran zurück, wie er und Erlin Sable Keech betreut hatten, als dieser, damals noch eine Reifikation, stinkend, halb verwest und halb lebendig auf dem Deck von Rons Segelschiff, der Ahab, auftauchte. Keechs Krämpfe kurz nach seiner Rückkehr ins Leben waren auf einen solchen kybernetisch-motorischen Nervenkonflikt zurückgegangen. Und jenes Ereignis war der Grund, warum Bloc ihn, Janer, und Erlin mitnehmen wollte. Das war der Grund für all diese Kettenglastanks an Bord. Das war der ganze Grund für diese Fahrt. Janer hatte hier kein Freiticket als Star, sondern war dabei, um zu arbeiten. Wenn er Erlins Zustand bedachte, fragte er sich, inwieweit sie freiwillig hier war.
Bloc gab zwei Kladiten einen Wink. »Ihr beide bringt sie an Bord.« Er wandte sich an das Golemsegel. »Zephir, lass sie jetzt los.«
Janer, der das ganz und gar nicht für eine gute Idee hielt, wich zurück. Das Segel ließ den Griff los, mit dessen Hilfe es Erlin auf den Boden gedrückt hatte, und schlurfte zur Seite. Erlin stockte erst, ehe sie sich auf die Beine stemmte.
»Jannersss!«, zischte sie, und die Egelzunge wedelte dabei obszön. »Llliebsser!« Sie ging auf ihn los, die blauen Krallen der Hände geöffnet. Die beiden Kladiten versuchten sie zu packen, aber sie schüttelte sie ab, als wären sie gar nicht vorhanden. Bones trat vor und legte eine Waffe mit flacher Mündung an. Janer zuckte beim ersten Betäubungsschuss zusammen – und dem danach. Erlin knallte direkt vor ihm auf die Nase und verlor seufzend das Bewusstsein.
»Man sollte nie vergessen, wie stark Hooper sind«, sagte Bloc, und die Befeuchter arbeiteten erneut heftig.
Verdammt richtig!, dachte Janer.
Schnaufs Erinnerungen an die Zeit, ehe er an Bord von Kapitän Drums Cohorn schwere Verletzungen erlitt, waren nicht besonders deutlich. Der entsetzliche Zwischenfall jedoch, wie er diese Wunden tatsächlich erhielt, war ihm noch immer in grellstem Detail gegenwärtig. Zugegeben, das Gedächtnis wäre nie dermaßen klar gewesen, wäre das fasergebannte Gehirn nicht von seinem Polisverstärker unterstützt worden, aber diesen Vorfall hätte er auch ohne das gewiss nie vergessen. Wenn er daran zurückdachte, wie die verrückte Rebecca Frisk seinen Kopf mit einem Laser kochte, schmerzten ihm manchmal immer noch die Augenhöhlen, aber sie in ihrer Röhre in Olians Museum zu sehen, das erwies sich immer als angenehmes Heilmittel. Ein Geschmack, der für immer in seine Zunge eingebrannt war, ging auf die beiden Leermenschen zurück, denen er die Köpfe abbiss, als er entkam und Kapitän Drum an Land trug, um dort Jagd auf diesen heranwachsenden Prador zu machen. Die Erinnerung daran, wie der batianische Söldner Shib ihm den Hals an den Mast nagelte, löste nach wie vor ein psychosomatisches Würgen aus. Diese letztgenannte Erinnerung war jedoch der Anlass, warum Schnauf inzwischen überraschenderweise fröhlich war. Per Verstärker hatte er von den kürzlichen Ereignissen auf dieser Insel erfahren. Und zu erfahren, dass etliche batianische Söldner zerfetzt worden waren, munterte ihn richtig auf.
Während er zufrieden vor sich hinknurrte, breitete Schnauf die Flügel aus und packte mit den Spornklauen die Steuerspieren. Die Körperhaltung mit dem Kopf oben, die er hier einnahm, fühlte sich seltsam an, war aber nicht gänzlich unangenehm. Er verlagerte das Gewicht und spürte, wie sich die Hilfsmotoren einschalteten, wie sie die Spieren über und unter ihm bewegten sowie die an den Fockmasten hinter und vor ihm. Er drehte den Kopf und warf einen forschenden Blick auf die Mastkonsole, und indem er das Programm in seinem Verstärker online brachte, verstand er sie völlig: die Justierung der Segelstellung, das Verschieben der Steuerung auf einer Prozentskala, um präzise die gewünschte Segelfläche in den Wind zu bringen, die Kabelmotoren, um den Winkel der übrigen Stoffsegel im Vergleich zur eigenen Position einzustellen – all dies jedoch innerhalb von Parametern, die Zephir eingestellt hatte, der den mittleren der drei Hauptmasten besetzen und die beiden anderen vor und hinter ihm von dort aus steuern würde. Keuch arbeitete achtern und steuerte die drei Besanmasten.
Beim Studium der Konsole stieß Schnauf allerdings auf viele Begriffe, die er nicht
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