Die grosse Fahrt der Sable Keech
und alles Mögliche transportiert, von Bauteilen für die Cassius-Dysonsphäre bis zu gentechnisch erzeugten Ersatzkörpern in Gestalt mythischer Tiere. Rons besonderer Liebling war eine lebende Fracht gewesen, eine Kreatur mit der Bezeichnung »Schnatterente«, die man mit Kompositketten gefesselt hatte, ebenso stark wie das Material dieser Drohnenhülse, damit sie sich nicht befreien und die Mannschaft fressen konnte. Sie tat allerdings nicht mehr, als nur im Laderaum zu hocken: eine riesige Fleischpyramide mit zu vielen Armen, gekrönt von einem kuppelförmigen Kopf, seinerseits umhüllt von einer Tiara grünlicher Augen und ausgestattet mit einem großen Entenschnabel; sie fraß das bereitgestellte Futter und plapperte dummes Zeug, wobei man immer das Gefühl hatte, dass es nahe daran war, doch einen Sinn zu ergeben. Ron wusste, dass es noch viel mehr Kuriositäten zu sehen gab und noch mehr interessante Frachten zu befördern, aber es war ein gutes Gefühl, nach Hause zu kommen. Er ging weiter durch den Laderaum, gefolgt von Forlam.
»Was haben wir sonst noch hier?«, fragte er und blickte auf die im Notebook dargestellte Ladeliste.
»Ein richtig großes Stück Holz«, antwortete Forlam. »Ich denke, du wirst wissen, was es ist, sobald du es siehst.«
»Da laus mich doch der Affe«, sagte Ron später, während er forschend den gewaltigen Schiffskiel betrachtete, den sie nach Spatterjay transportiert hatten.
Nach allen Polis-Definitionen war Taylor Bloc, wie er wusste, eine KI: die Memoaufzeichnung eines Menschen, die vollständig auf Kristallbasis lief. Dass kybernetische Mechanismen den toten und chemisch konservierten Körper bewegten, das war für diese Definition irrelevant. Er bewahrte sich jedoch sein Fleisch, sein Skelett und den ihm eigenen Glauben an die Auferstehung. Blocs Glaube widersprach dem anderer, und wie immer versuchten sie, seine Pläne zu vereiteln. Er war wütend; er war immer wütend.
In der Passagier-Lounge auf Coram, dem Mond von Spatterjay, umging er ruckhaft einen torkelnden Käferbot, der mit peinlicher Sorgfalt den Fußboden polierte, und betrat eine private Konferenzkabine, wo er die Maske absetzte und die Kapuze zurückklappte.
»Ich muss mit dem Hüter reden«, sagte er knapp, sobald er sah, dass sich das Abschirmfeld aufgebaut hatte.
»Hallo, toter Mann«, sagte eine Sub-KI.
Bloc war einen Augenblick lang verblüfft. Nach kurzer Pause fuhr er fort: »Ich sagte, dass ich mit dem Hüter reden möchte.«
»Kann ich machen, aber ich warne Sie: Er ist heutzutage nicht mehr die Seele der Geduld – nicht, dass er es je gewesen wäre.«
»Okay, ich hab’s gehört, Sieben. Was möchten Sie, Bloc?«
»Man hat mich darüber informiert, dass meine Fracht nicht an den vorgesehenen Bestimmungsort geliefert wird.«
»Yeah, kein Scheiß?«, fragte eine gelangweilte Stimme.
»Das ist ein Bruch des Vertrages.«
»Spatterjay ist kein Polis-Planet, Reifi. Sie müssen nicht mit mir reden, sondern mit dem Boss.«
»Boss?« Bloc legte eine Pause ein, fuhr dann aber fort: »Die Vereinbarung lautet, dass wir den Kiel auf Chel legen, der Botschaftsinsel.« Er blinzelte, und die Befeuchterbrille machte sich ans Werk. Er schaltete sie ab, und die konstant arbeitende Interndiagnose meldete sofort im visuellen Kortex: BEFEUCHT @@#*AB??GESCHALTET. Solche Verfallserscheinungen waren die unausweichliche Folge der zusätzlichen Hardware, die der tote Körper inzwischen enthielt, aber Bloc brauchte trotzdem einen Augenblick, um die nächsten Worte des Hüters zu registrieren.
»Was?«
»Ich sagte: Haben Sie das schriftlich?«, wiederholte der Hüter.
»Ich kann Ihnen das Datenpaket sofort schicken.«
»Ich meine: Haben Sie das schriftlich auf Papier, unterschrieben von beiden Parteien?«
»Papier?«
»So macht man das unten auf dem Planeten. Warum schaffen Sie jetzt nicht sich selbst und Ihre Freunde hinunter – Sie stinken mir die Basis voll.«
Bloc wich einen Schritt weit zurück. Noch nie hatte eine KI so mit ihm geredet, obwohl er zugeben musste, dass er seine entsprechenden Erfahrungen mit Absicht begrenzt hatte, gab es doch gewisse Dinge über ihn und seine Begleiter zu erfahren, die er lieber vor den künstlichen Intelligenzen geheim hielt, den Herrschern über die Menschen-Polis.
»Ich … stinke nicht«, sagte er vorsichtig. »Meine anosmischen Rezeptoren sind die fortschrittlichsten dieser Art, und ich hätte es bemerkt, wenn …«
»Zu spät, Blockyboy. Der gute alte
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