Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
Vom Netzwerk:
richtig«, brummte Peck unmittelbar links hinter Ambel.
    »Ich denke, ich hatte dich gewarnt«, entgegnete Ambel sanft.
    »Verzeihung«, sagte der Schiffsmechaniker.
    Ambel sah ihn an. Der Mann hatte sich äußerlich nicht verändert: glatzköpfig, seltsame grüne Augen in der Tönung des Himmels, der lange Fellmantel, den er so gern hatte, und eine schmutzige Segeltuchhose. In anderer Hinsicht wurde Peck jedoch mit zunehmendem Alter immer seltsamer. Seine neueste komische Angewohnheit war es, sich leise von hinten an Leute anzuschleichen und dann unvermittelt sein Gemecker zum Besten zu geben. Viele ärgerte das, was auch der Grund war, warum Ambel ihn zuvor gewarnt hatte. Der Kapitän selbst war über solch kleinliche Erwägungen hinaus. Man erholt sich sozusagen nicht davon, wie ein Fisch ausgenommen zu werden, und lässt sich dann noch von jemandem wie Peck nerven.
    »Geh deine Ratschen schmieren«, setzte Ambel hinzu und wandte sich wieder dem Segel zu. »Dein Name lautet Sturmgreifer, falls du dich erinnerst.«
    Das Segel blinzelte ihn an und nuschelte etwas auf entschieden peckische Art.
    Ambel ließ es ihm durchgehen. »Wie weit noch bis zu Olian, was denkst du?«, fragte er stattdessen.
    Das Segel hob den Kopf an, bis dieser fast über dem Rumpf aufragte, spähte eine Zeit lang in die Ferne und senkte sich wieder auf Ambels Höhe hinab.
    »Zweiundzwanzig Komma sechs fünf Kilometer.«
    Ambel musterte die Kreatur und wandte sich ab, um in seine Kabine zurückzukehren. Konnte sich den eigenen Namen nicht merken, und zugleich besaß Sturmgreifer einen Verstand wie ein Computer, wenn es um Zahlen ging. Aber andererseits war vielleicht auch der kleine schwarze Verstärker hinter seinem Ohrloch entsprechend konfiguriert. Ambel öffnete die Kabinentür und trat ein.
    Nachdem sie die Treader aus dem Dschungel der Skinner-Insel gezogen hatten – hineingeschleudert von der Explosion, die die Alten Kapitäne hatte töten sollen, waren sie doch Zeugen der lange zurückliegenden Verbrechen des Pradors Ebulan geworden –, brauchte Ambel ein paar Jahre, um ein Gefühl des Unheimlichen abzuschütteln, das jedes Mal auftrat, wenn er die eigene Kabine betrat. Seine Seekiste stand immer noch dort an der Wand, ein wenig ramponiert, aber intakt. Sie enthielt jedoch nichts Widerwärtiges mehr. Der lebendige Kopf des Skinners, der einst in einer Box innerhalb der Truhe lag, war ebenso tot wie der Rest des Monsters, in das sich der frühere Pirat Jay Hoop verwandelt hatte.
    Ambel seufzte und plumpste in den verstärkten Sessel. So viel war damals geschehen, und doch verschwanden die Ereignisse schon unter der Last der Jahre. Das Verständnis, dass dies nun einmal der natürliche Weg der Dinge war, hatte er auch Erlin zu vermitteln versucht, um ihr aus der Krise des Überdrusses zu helfen – einer Krise, mit der alle, die womöglich ewig lebten, etwa um ihr zweihundertstes Jahr zu kämpfen hatten. Er hoffte, dass er Erfolg gehabt hatte und dass sie sich nicht aus Langeweile umbrachte. Er liebte sie immer noch, obwohl er sie für recht impulsiv hielt und fand, dass sie zu dramatischen Reaktionen neigte. Die jungen Leute!
    Erlinsjüngste Expedition war wieder mal ein Zeichen dessen, was Ambel für ihren Mangel an Reife hielt. Er hatte sie auf einer Insel abgesetzt, wo sie angeblich einige der einheimischen mörderischen Mollusken erforschen wollte, aber im Grunde musste sie einfach »nachdenken«. Vielleicht wollte sie ja Selbstmord begehen, aber falls das ihre Absicht war, würde Ambel sie nicht aufhalten – er hatte nicht das Recht dazu –, und womöglich hätte er das auch gar nicht tun können, falls ihre Absicht wirklich ernst war. Er würde es ja bald erfahren. Nachdem er seine Einlage bei Olian getätigt hatte, gedachte er zu Erlin zurückzukehren. Sie war seit etwa einem Jahr auf dieser Insel; somit musste ihr Vorrat an Kuppelnahrung zur Neige gehen, und er wollte nicht riskieren, dass sie sich in einen weiteren Skinner verwandelte. Kopfschüttelnd widmete er sich wieder seinen Karten.
    Eine Stunde später klopfte jemand auf charakteristisch melodische Weise an die Kabinentür.
    »Was ist, Sprout?«, fragte er.
    Eine Pause trat ein, in deren Verlauf Sprout, nicht gerade messerscharf im Denken, daraus schlau zu werden versuchte, woran Ambel ihn erkannt hatte. Dann sagte er: »Wir nähern uns der Insel, Käpten.«
    Ambel verließ die Kabine und warf dabei einen Blick auf Sprout – einen kleinen, stämmigen Mann mit

Weitere Kostenlose Bücher