Die grosse Fahrt der Sable Keech
hier wohl an Prill gegeben hatte, war zweifellos von Drums Mannschaft erledigt worden, denn die Moby lag an dem Ding vertäut. Ambel stieg aufs Deck hinab und ging zum Bug. Dort packte er einen schweren Eisenhaken an einer langen Rolle eines dicken, eingefetteten Taus. Das Meer war hier zu tief für Grundanker, und somit bot sich nur diese Möglichkeit. Ambel wirbelte den Haken über dem Kopf und ließ ihn los. Das Ding flog in hohem Bogen hinüber und zog dabei Tau nach, bis es sich direkt neben den Hammerschnecken ins Kraut bohrte, was diese Kreaturen veranlasste, ins Meer zu hoppeln. Dann zog Ambel das Tau ein, und die Treader bohrte sich ins Kraut, während der Kapitän den Halt des Enterhakens prüfte und das Tau festband.
»Heda, Drum!«, brüllte Ambel. »Irgendwas auf dem Herd?«
»Prill!«, brüllte Drum zur Antwort. »Ich habe heute Prill auf dem Speiseplan!«
Ambel wandte sich seiner Mannschaft zu, die sich allmählich versammelte. »Wir bleiben nicht allzu lange hier. Ihr zwei …« Er deutete auf Davy-bronte und Silister, die sich unsicher im Hintergrund hielten. »Hier könnte sich euch eine Möglichkeit bieten, nach Chel zurückzukehren. Drum hat vielleicht noch eine längere Reise vor sich, aber er wird sicherlich dorthin zurückfahren, bevor wir es tun.« Er wandte sich den Übrigen zu. »Anne und Boris begleiten mich hinüber. Anne, suche uns ein Fass Seerohr-Rum. Ihr anderen, senkt das Beiboot ins Wasser!«
»Aye Käpten«, sagte Anne und entfernte sich. Silister und Davy-bronte machten sich mit Hilfe Pillows und eines weiteren Juniors daran, das Boot hinabzulassen, während sich Ambel Peck zuwandte.
»Du übernimmst das Kommando, Peck. Ich weiß, dass du ein bisschen nervös bist …« Ambel blickte dabei auf die Schrotflinte, die Peck fest umklammert hielt. »… also ist es wohl am besten, wenn du bleibst und die Dinge im Auge behältst.«
Peck tat genau das und hielt mit enervierender Konzentration Ausschau, während die fünf ins Boot hinabstiegen und zur Moby hinüberruderten.
Wie die meisten Alten Kapitäne war Drum einem Kampfpanzer ähnlich gebaut, aber anders als viele anderen waren ihm die Kopfhaare verblieben, die er zu einem Pferdeschwanz gebunden trug. Er war eine Person mit breitem Gesicht, die für ihre Freunde stets ein freundliches Begrüßungslächeln parat hielt. Er zeigte es auch jetzt wieder, aber es hatte auch etwas Beunruhigendes an sich.
»Wie geht’s dir, Mann?«, fragte Ambel, schüttelte Drum die Hand und blickte sich um.
Drums Besatzung war relativ neu, da die vorherige Mannschaft von batianischen Söldnern und dem heranwachsenden Prador Vrell zum größten Teil ermordet worden war. Einige von ihnen stammten, wie Ambel bemerkte, von Rons altem Schiff. Dort stand der passend nach der Küchenschabe benannte Roach, ein verlottertes Wiesel von einem Mann, der ehrlich war, weil niemand ihm die Chance bot, es nicht zu sein – sah er doch noch weniger vertrauenswürdig aus, als er es tatsächlich war. Andere hatten sich um ein paar Kohlenpfannen versammelt, in denen sie Prill rösteten. Einige aßen schon, hielten die Prill umgedreht auf dem Schoß fest, die Bauchplatten aufgeklappt, und löffelten den duftenden Inhalt. Viele wiesen, wie Ambel ebenfalls auffiel, heilende Prillwunden auf.
»Es kann verdammt schwierig sein, sie intakt zu fangen«, stellte Ambel fest.
»Man braucht dazu nur Ausdauer«, sagte Drum und rieb sich die Hände. »Was haben wir denn dort?« Er deutete mit dem Kopf auf das Fass, das Anne auf der Schulter trug.
»Ein kleines Geschenk«, antwortete Ambel.
»Dann öffnen wir es doch am besten! Ich schätze, du möchtest nicht allzu lange bei uns herumhängen.«
Ambel zog eine Braue hoch. »Kapitän Sprage?«
»Oh ja, wir alle sind über deine Rettungsmission im Bilde.«
»Kennst du diese beiden Jungs?« Ambel deutete auf die beiden Mannschaftsmitglieder von der Vignette.
Drum musterte die beiden Männer und kratzte sich dabei nachdenklich den Nacken – eine Gewohnheit, von der er sich anscheinend nicht mehr befreien konnte, seitdem er dort einen Spinnenregler herausgezogen hatte. »Ich kenne sie vom Sehen …« Dann schweifte seine Aufmerksamkeit zu der Stelle ab, wo Anne und einer seiner Seeleute gerade einen Zapfhahn ins Rumfass trieben. Er bemerkte auf einmal, was er mit der Hand tat, nahm sie ruckartig vom Nacken und legte sie auf die Reling.
»Mehr sind von der Besatzung der Vignette nicht übrig geblieben.« Ambel behielt den
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