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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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folgten und dabei zweifellos andere Kreaturen verschlangen, die vom leviathanhaften Wirken der gewaltigen Schaufelräder betäubt worden waren. Er verfolgte, wie einer seiner Artgenossen einen Rhinowurm aufschnappte und davonflog, während sich die Beute noch in seinem Maul wand. Windtäuscher konzentrierte sich jetzt auf die Decks der Fähre, aber die Leute dort blieben undeutlich, sodass er die visuelle Wahrnehmung durch den Verstärker leitete und das Bild darin vergrößerte und von Störsignalen reinigte. Das Individuum, das am Bug stand und einen langen schwarzen Mantel trug, musste die Reifikation sein. Windtäuscher knurrte. Zweifellos war Taylor Bloc gekommen, um sich über die Einmischung in seine Pläne zu beschweren. Das Segel hob jetzt den Kopf und blickte voraus zum Zielort der Fähre.
    Der Große Flint – ein gewaltiger Kieselpfeiler, der einen Kilometer hoch aus dem Meer ragte – war mit Gerüsten eingehüllt, die Halt boten für Plattformen, Treppen, die abgeflachten Konstruktionen leicht herzustellender Unterkünfte sowie für Sende- und Empfangsanlagen, die eine Verbindung zwischen den Bewohnern und den KI-Netzwerken der Polis herstellten. Hooper und einige Polisbürger lebten in den Unterkünften, aber Windtäuschers Artgenossen beschränkten sich auf die Plattformen und die flache Oberseite des Flints. Windtäuscher hatte für kurze Zeit ausprobiert, wie er und seine Leute sich in geschlossenen Unterkünften fühlten, aber die daraus entstandene Klaustrophobie war für fliegende Kreaturen, die an ein Leben im Freien gewöhnt waren, nur schwer zu überwinden. Irgendwann entschloss er sich dann zum Erwerb von Polis-Schimmerfeldern, denn mal abgesehen von der Klaustrophobie hatte er manche Wettererscheinungen, mit denen der Planet über den Großen Flint herfiel, noch nie geschätzt.
    »Verstehe ich es also richtig, dass die Gurnard eingetroffen ist?«, fragte er über den Verstärker.
    »Sie befindet sich in einer Umlaufbahn, und Taylor Blocs Fracht wird derzeit mit dem Shuttle zur Insel der Toten gebracht«, antwortete sofort Sniper, der faktische Hüter.
    Windtäuscher legte sich schräg, spürte die warme Luft über die Flügel streichen – und fand einen Aufwind, der ihn höher trug.
    »Was ist mit den Reifikationen?«
    »Ich habe die in der Kuppel angerufen. Sie werden mit der Fähre zur Insel gebracht. Ich sorge auch für ein Spezialshuttle, das diejenigen direkt ans Ziel bringt, die noch nicht die Fähre genommen haben. Es wird verdammt noch mal Zeit! Ich erhalte im Schnitt eine Beschwerde alle paar Minuten, und die Stimmung hier oben ist echt nicht sonderlich gut.«
    Windtäuscher knurrte zustimmend. Er hatte Verständnis dafür, dass Reifikationen herauszufinden versuchten, warum die Nanowandlertechnik, die sie wiederbeleben konnte, bislang nur auf Spatterjay funktionierte. Aber dass sie heute Sable Keech als den »Auferstandenen« vergötterten, zum Kleinen Flint reisten, wo er die Nanowandler zum ersten Mal eingesetzt hatte, und dass sie sich dort um die eigene Wiederauferstehung bemühen wollten, das stank nach Religion. Keech selbst hatte, ehe er in die Polis und in seinen geliebten Beruf, die Verbrecherjagd, zurückkehrte, Windtäuscher gemahnt, eine solche Erscheinung hier nicht zu dulden, da man sie schwerer wieder loswurde als eine Köderwurminfektion. Allerdings waren Reifikationen oft ausgesprochen wohlhabend, hatten sie doch reichlich Zeit gehabt, diesen Wohlstand zu erwerben, und obgleich Windtäuscher, Boss von Spatterjay, sie im Grunde nicht auf seinem Planeten haben wollte, gefiel ihm doch ihr Geld.
    »Nebenbei«, setzte Sniper hinzu, »bist du dir auch darüber im Klaren, dass viele dieser Reifis gar nicht tot sind?«
    »Sprichst du von den batianischen Söldnern?«
    »Ah, du weißt es also.«
    »Sicherheitspersonal für die Investitionen, die Lineworld Development, diese Entwicklungsgesellschaft für Grenzplaneten, in Blocs Unternehmen getätigt hat. Wahrscheinlich dienen die Söldner Lineworld auch dazu, Bloc das Unternehmen zu stehlen. Ich weiß nicht, ob er über die Batianer informiert ist, und es ist mir auch egal.«
    »Könnte schlimm werden«, sagte Sniper genießerisch. »Viele dieser Reifikationen sind Kladiten – Blocs kleine Armee.«
    »Könnte sein.« Windtäuscher zuckte im Flug die Achseln – sein Problem war es nicht.
     
    Sniper wollte gar nicht Hüter sein, aber durch sein Alter und das schiere Ausmaß seiner Erfahrung war es unvermeidlich geworden.

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